The Madam Bar: Vom Striplokal zur Fine-Drinking-Bar

© Verena Borell

Jaja, das kleine München und die Nacht. Man darf und kann sich hier über einige Mängel und Vakanzen bezüglich hipper, „Berlin-Style“-Off-Locations und krasser Dachboden-Hinterhaus-Underground-Clubs ohne Konzession und Konstruktion beklagen, an welchen man im Rausche der Nacht und berauscht von billigem Gin Tonic das Tanzbein schwingen, die Hüfte kreisen oder zumindest den Kopf nicken lassen kann.

Über eines, liebes München, kann man sich allerdings nicht beklagen: Das Fehlen großartiger Bars. Die Münchner Barszene ist eine so hochwertige wie innovative und strotzt nur so vor talentierten, kreativen und sympathischen Bartendern, abwechslungsreichen Drinks und Tresen sowie jeder Menge hochprozentigem Spaß vor, hinterm, unterm und auf dem Brett.

Dabei profitiert der trinklustige Nachtschwärmer nicht nur von unterschiedlichen Barkonzepten – von der Boaz‘n über Wohnzimmer-Bars bin hin zu edlen Klassikern à la Schumann‘s –, sondern auch von ständigen und vielfältigen Neueröffnungen. Einer dieser neuen „Tresen to Be“ ist die erst kürzlich eröffnete Madam Bar in der Ledererstraße.

Hier, in unmittelbarer Nachbarschaft von so illustren Orten des Vergessens wie dem Crux, der LUX Bar oder der Bar Centrale hat Oliver von Carnap – einer dieser talentierten und kreativen Barkeeper, welche man zu Recht in der Szene kennt, schätzt und liebt – sein neues Bar-Baby aufgemacht. Aber nicht irgendwo und irgendwie, sondern ziel- und treffsicher in einem ehemaligen Striplokal. Kann man mal machen.

The Madam Bar
© Verena Borell
The Madam Bar
© Verena Borell

Erst Recht, wenn man wie Oliver weiß, was man tut und dazu noch Lust auf ein bisschen Spielen hat. Und so hat er das ehemalige Striplokal für 18 Monate übernommen, es mit jeder Menge Sagrotan sowie behutsamen Umbauten in eine Fine-Drinking Bar verwandelt und serviert nun dienstags bis samstags von 21 Uhr bis in die frühen Morgenstunden feine Cocktails und süffige Tropfen für Friends, Family und jeden der Durst hat und gute Laune braucht.

Denn ein Besuch in der Madam Bar macht definitiv Laune. Da, wo früher dicke Boobs anzugucken waren, nämlich in den Private Boxes, gibt es jetzt immer von Donnerstag bis Samstag was Dickes auf die Ohren: Wechselnde DJs wie beispielsweise Theo Torino von Munich Open Minded legen HipHop, Old School, Funk und Disco auf.

Dienstags und mittwochs hingegen wird auf der mit Discokugel, Piano und Pole Dance-Stange (!!!) ausgestatteten Bühne Live-Musik im Jazz-, Blues- und Funk-Bereich geboten. Zudem plant Oli in Zukunft auch Burlesque-Shows, denn schließlich wäre es ja schade, wenn die Konzession dafür verfällt.

Apropos Münchner Konzessionen, Vorschriften und (angeblich) langweiliges Nachtleben: Die Madam Bar ist zwar nicht mehr vögelfrei, aber immer noch frei von Zwängen. Oder, wie Oli es formuliert: „Wir dürfen da unten so ziemlich alles machen.“ Trinken, feiern, latent durchdrehen oder ein bisschen an der Stange tanzen – wer durch die leicht versiffte und leicht übersehbare Tür in der Ledererstraße hindurch und die rot-beleuchteten Treppen zur Bar hinunter geht, kann sich auf einen garantiert unterhaltsamen Abend gefasst machen.

Egal, ob man nun in den entzückend-klischeehaften, rotsamtenen Sitzecken einen von Olis leckeren Drinks sippen will, auf ein Schwätzchen und ein Bierchen am Tresen vorbei schaut, zu späterer Stunde feiern will oder auf einen verkopften Afterhour-Drink in die Madam kommt – München ist um eine neue, lässige und überraschende Innenstadt-Bar reicher geworden und man kann gespannt sein, was sich Oli und sein neues Baby in Zukunft noch alles einfallen lassen werden.

The Madam Bar
© Verena Borell
The Madam Bar
© Verena Borell

The Madam Bar | Ledererstraße 21, 80331 München | Dienstag – Donnerstag: 21.00–03.00 Uhr, Freitag & Samstag: 21.00-04.00 Uhr (oder auch mal länger)

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