Warum muss man eigentlich am Flaucher grillen?

© Anna Rupprecht

In Print-Zeitschriften gehört es dazu, dass der Herausgeber auf der ersten Seite die Stimmung, Meinung oder Richtung der jeweiligen Ausgabe einfängt. Warum gibt es das auch nicht online?, haben wir uns gefragt. Denn genauso schwirren jede Woche Gefühle, Stimmungen und Meinungen durch München, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends festhalten. In dieser Kolumne ist Platz, um all meine Gedanken zu München und dem, was mir in der Stadt begegnet ist, zu sammeln. Heute: Her mit dem Grillverbot am Flaucher!

Am Wochenende bin ich auf dem Weg zum Maria Einsiedel mal wieder über die Thalkirchner Brücke gelaufen. Zu anderen Gelegenheiten komme ich eigentlich auch nicht mehr vorbei, denn der Flaucher war ab einem bestimmten Zeitpunkt, den ich zeitlich nicht mehr verorten kann, ein verlorenes Gebiet. Ich war schon so lange nicht mehr da und auch keiner meiner Freunde hängt hier noch ab. Wie denn auch – vor lauter Menschen sieht man hier die Steine nicht mehr. Der Flaucher ist mittlerweile so überfüllt wie ein Samstagnachmittag am Marienplatz. Wer sich hier erholen möchte, muss entweder taubstumm oder ganz einfach wahnsinnig sein.

Wer sich hier erholen möchte, muss entweder taubstumm oder ganz einfach wahnsinnig sein.

So oder so, natürlich zog auch wieder eine riesige Grill-Rauchwolke Richtung Innenstadt. Und ich las wenig später bei der Zeit, dass die Giraffen im Tierpark Hellabrunn eben jenen Rauch für eine Gefahr halten, im Gehege eingesperrt aber natürlich nicht fliehen können. Nun könnte man eine Grundsatzdiskussion über Zoos beginnen – ich hoffe ja, dass diese sich ebenso wie jedes Zirkuszelt in den nächsten Jahrzehnten einfach in Luft auflöst. Mittlerweile überholt scheint die Idee, dass man sich gegen Eintritt Eisbären im 30-Grad-heißen Monaco di Bavaria anguckt und dabei vegane Sandwiches isst.

Ich habe mich dagegen gefragt: Warum muss das eigentlich sein – dieses Grillen an der Isar? Versteht mich nicht falsch, beide Aktivitäten sind schön: an der Isar im Sommer sitzen, mit Radler und einem Türkitch-Sandwich in der Hand, sowie Käsekrainer grillen auf der Gartenparty von Freunden. Nur für mich gehört das nicht zusammen. Vielleicht liegt es an meiner Faulheit, aber ich hatte noch nie den dringlichen Wunsch, Einweggrill, Würstl und Grillkohle zusammenzupacken, das alles zur Isar zu schleppen und dort mein Abendessen zuzubereiten, während ich auf harten Steinen sitze. Sicherlich habe ich mal bei Anderen mitgegrillt, aber ich brauche wirklich keine Bratwurst an der Isar. Vor allem nicht, wenn ich danach im Dunkeln Müll aufräumen muss und auch noch – wie ich jetzt weiß – Giraffen zu Tode verängstige.

Ich brauche wirklich keine Bratwurst an der Isar. Vor allem nicht, wenn ich – wie ich jetzt weiß – Giraffen damit zu Tode verängstige.

Immer wieder habe ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen in den Lokalteilen der Münchner Tageszeitungen gelesen, dass Anwohner (die armen Menschen, die in diesem Hochhaus direkt am Flaucher wohnen!) nun für ein komplettes Grillverbot am Flaucher kämpfen. Der Isarstrand wäre zum Ballermann Münchens geworden. Irgendwie fand ich das lächerlich und spießig. Wo sollte man denn dann überhaupt noch grillen dürfen? Wenn ich aber einen Gedanken weiterdenke, dann frage ich mich: Wo ist die Petition? Ich unterschreibe sofort.

Denn irgendwie hört es ja nicht auf, ganz im Gegenteil – so wie München von Jahr zu Jahr voller wird, so wächst auch die Rauchwolke über dem Flaucher. Man könnte meinen, das Problem würde sich wie das mit dem Zirkus irgendwann von selbst lösen, aber die Menschen pilgern einfach weiter hierher, um drei Würtschen anzukokeln und ihren Müll liegen zu lassen, was ja auch mit der besten Isar-Kampagne nicht anders wird. Und weil harte Zeiten harte Maßnahmen erfordern, sage ich: Ja zum Grillverbot am Flaucher! Ihr könnt ja immer noch vegane Sandwiches dort essen.

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