Das München-ABC: M wie MVG

© Flickr | Thomas Cloer unter CC BY-SA 2.0

München ist wahnsinnig schön – und manchmal auch ein bisschen langweilig, spießig und streng. Zu sauber und zu geregelt. Wenn dir auch jedes Mal auf der Isar-Brücke die Knie weich werden und dich aber nichts mehr aufregt als unsere Öffnungszeiten, Tanzverbote und Mutlosigkeit, dann bist du hier genau richtig. In unserem ABC schreiben wir auf, was wir an dieser Stadt unendlich gut, aber auch ziemlich beschissen finden. Diesmal: Die arme Münchner Verkehrsgesellschaft.

Ach MVG, du tust mir leid. Zuerst einmal, weil es heute wirklich kein Leichtes ist, ein Verkehrsunternehmen zu sein. Jeder hasst dich. Zu spät, zu teuer, zu schlechtes WLAN. Gut, das letzte Problem hast du schon mal nicht, denn du bietest überhaupt kein WLAN an. Dafür zahlt man dann aber auch mehr bei dir – dafür, dass man mal wieder so ganz ohne Internet und Handyempfang in Münchens Untergrund zu seinem inneren Selbst finden kann. In dieser hektischen Zeit. Wie in Bio-Hotels, nur anders.

Zu spät, zu teuer, zu schlechtes WLAN. Gut, das letzte Problem hast du schon mal nicht, denn du bietest überhaupt kein WLAN an.

Hinzu kommt, dass einem als Verkehrsunternehmen keiner dankt, wenn man dann doch einmal etwas richtig macht. Und das machst du ja ständig! Die wenigen Male, die mein Bus Verspätung hatte, kann ich an einer Hand abzählen – aber gut, dafür kommt er auch nur alle zehn Minuten, da wäre es auch komisch, dann noch Verspätung zu haben. Zudem bist du sehr sicher (Apropos: Wer guckt sich eigentlich die Kameraüberwachung an?) und in der Regel sauber – und das obwohl es keine Mülleimer mehr in deinen Bahnen gibt. Aber die braucht es sowieso nicht mehr, seitdem man dort kein Bier mehr trinken darf.

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Und dann schimpft auch noch jeder wegen der S-Bahn, aber die gehört ja gar nicht zu dir, sondern zur Deutschen Bahn. Das wissen die meisten aber nicht – und du bekommst alles ab: S-Bahn-Chaos-Frust und Stammstrecken-Schmarrn. Fuck Mann, würden sich die Leute halt mal informieren. Zeit zu lesen hätten sie ja, während sie auf die U-Bahn warten, während sie die U-Bahn verpassen, während sie in der U-Bahn nicht im Internet sein können.

Aber die Mülleimer in der U-Bahn braucht es sowieso nicht mehr, seitdem man dort kein Bier mehr trinken darf.

Bevor ich nun aber abschweife, doch noch eine Sache, für die ich leider kein Mitleid mit dir habe. Es gibt da etwas, das mich richtig stört an dir, liebe MVG. Und zwar: Warum fahren unsere U-Bahnen denn genau so, dass sich der Münchner jedes Wochenende entscheiden muss – zwischen um 2 Uhr gehen und die lustigste Zeit des Abends (meistens kurz danach) verpassen oder um 5 Uhr in den Öffentlichen (oder kurz davor) einschlafen und am nächsten Tag total verkatert sein?

Das solltest du wirklich einmal überdenken, mit dem Fahrplan. So werden wir nie zu einer anständigen Großstadt. Und apropos Großstadt, in Berlin kann ich mit einer Einzelfahrkarte (3,40 Euro) zum Flughafen fahren, warum brauche ich hier gleich eine ganze Stempelkarte (13,50 Euro)? So viel kostet ja fast schon eine Nacht im Bio-Hotel. Achso stimmt, das ist wieder S-Bahn und damit Deutsche Bahn. Sorry.

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