Pizzocheri statt Pizza: Der etwas andere Italiener in der Clemensstraße

© Markus Büttner

Die Eingangstür vom Sclupet in der Clemensstraße ist beschlagen. Draußen kalt und innen mollig warm. Bezeichnend. Das Wasser läuft an der Scheibe runter und nach dem Betreten des kleinen italienischen Bistros im Mund zusammen. Michela Vincenzi begrüßt jeden Gast persönlich und herzlich. Sie kann es kaum erwarten ihre Leidenschaft mit ihren Gästen zu teilen. Schon ihr Name klingt wie Sonnenschein und Dolce Vita. Erstmal einen Rosato.

Die gebürtige Italienerin wohnt seit 17 Jahren in München und hat sich nun endlich, nach vielen Jahren PR-Agentur, ihren großen Traum vom kleinen Bistro erfüllt. Ihre Liebe zu ihrer Heimat des Valtellina-Tals (Veltin) im Norden Italiens ist beeindruckend und unverkennbar. Deshalb bietet sie auch ausschließlich Produkte aus dieser Gegend an – Wein, Fleisch, Käse, alles. Sie wirkt wie eine Missionarin, die die Schön- und Besonderheit ihrer Heimatgegend in die Welt tragen möchte. Und das macht sie gut!

Sclupet in der Clemensstraße
© Markus Büttner
Sclupet in der Clemensstraße
© Markus Büttner

Der italienische Akzent von ihr ist so temperament- und -liebevoll, wie man ihn sich von einer Gastronmin halt so vorstellt. Bella Italia! Doch das war’s dann auch schon mit den italienischen Klischees. Michela hat einen „Italiener“ eröffnet, der eigentlich keiner sein möchte. Statt Pizza gibt es Pizzocheri – das sind handgemachte und grob geschnittene, graue Bandnudeln aus Buchweizen. Statt Parmaschinken gibt’s Bresaola, luftgetrocknetes Rindfleisch, gewürzt mit Knoblauch, Lorbeeren und Nelken. Statt Mozzarella bietet sie Bitto, einen aromatischen Käse aus Kuh- und Ziegenmilch, an. Außerdem eine ausgezeichnete Polenta. Deftig mit Käse oder süß mit Zucker und Apfelmus. Natürlich alles aus der Valtellina.

Und als ob das noch nicht genug Idylle wäre, erzählt sie von „Chantal“, einer Bruna Alpina Kuh, wohnhaft in ihrem Heimatdorf Bormio. Michela hat Chantal adoptiert. Das ist kein Witz. Seitdem produziert Chantal Käse und Butter. Alle sechs Wochen kauft Michela dann persönlich die Produkte in Norditalien ein, gibt Chantal und Chantals Bauern einen High Five, besucht ihre Familie und bringt alles wieder mit dem Auto zurück nach München. Geil!

Sclupet in der Clemensstraße
© Markus Büttner
Sclupet in der Clemensstraße
© Markus Büttner

Im Sclupet, italienisch für Leimkraut, welches typisch für die karge Gegend ist, kocht und backt Michela alles selbst und zwar nach der „Küche aus einer Gegend in der nichts wächst.“ Das zieht sie auch bis ins Detail durch. Ihre Salate sind ausschließlich Bittersalate wie Radiccio und Chicoree. Andere Salate gibt’s in ihrer Heimat nicht, sagt sie. Also nicht wundern, wenn der Salat ungewohnt schmeckt. Ungewohnt anders.

Die Einrichtung im Sclupet ist schlicht modern und einfach angenehm. Der Wein schmeckt leicht und lecker. Man fühlt sich wohl. Man fühlt sich willkommen im Sclupet. Arrivederci!

Sclupet in der Clemensstraße
© Markus Büttner
Sclupet in der Clemensstraße
© Markus Büttner

Unbedingt probieren // Polenta und Bresaola.

Vegetarisch // Vieles! Zum Beispiel das Frühstück oder die Pizzocheri.

Mit wem gehst du hin // Mit dem Arbeitskollegen in der Mittagspause, mit Freunden nach Feierabend, mit dem neugierigen Food-Nerd.

Lärmfaktor // Das Ambiente ist aufgeräumt, entspannt und gechillt. Man unterhält sich gut und wird nicht gestört. Trotzdem keine Stille

Preise // Frühstück ab 4,50 Euro, Toasts und Brote ab 4 Euro, Suppe 6 Euro, Mittagsgericht ab 7 Euro und Pizzocheri für 11 Euro.

Besonderheit des Ladens // Der Kansas-City-Shuffle-Italiener ohne Pizza und Spag Bolo, dafür mit einem kulinarischen Streifzug durch eine unbekannte Gegend im Norden Italiens.

Sclupet | Clemensstraße 15, 80803 München | Montag – Freitag: 08.00–21.30 Uhr, Samstag: 09.30–14.30 Uhr | Mehr Infos

 

Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung!

Zurück zur Startseite