Liebes Solo Italia, ich bin schrecklich verliebt in dich!

© Anna Rupprecht

In Print-Zeitschriften gehört es dazu, dass der Herausgeber auf der ersten Seite die Stimmung, Meinung oder Richtung der jeweiligen Ausgabe einfängt. Warum gibt es das auch nicht online?, haben wir uns gefragt. Denn genauso schwirren jede Woche Gefühle, Stimmungen und Meinungen durch München, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends festhalten. In dieser Kolumne ist Platz, um all meine Gedanken zu München und dem, was mir in der Stadt begegnet ist, zu sammeln. Diesmal: Ein Liebesbrief ans Lieblingsrestaurant.

Der Mensch braucht ein Zuhause, ja – viel wichtiger aber: Der Mensch braucht ein Stammlokal. Einen Ort, der sich wie ein erweiterter Teil der Wohnung anfühlt und dementsprechend fußläufig von eben jener sein sollte. Nach so einem Ort habe ich immer gesucht und dabei wirklich alles probiert, was Untergiesing und die Au so zu bieten haben. Aber wie das beim Kennenlernen oft so ist, ziept's früher oder später irgendwo und man merkt: Das ist es leider doch nicht so ganz.

Auf das Bodega Enlatado hätte ich mich gerne eingelassen, aber die Dates waren schlichtweg zu teuer.

So war mir das La Sophia immer ein bisschen zu kinderüberladen, das Fiedler & Fuchs einfach nicht lecker genug, der Giesinger Garten zwar saunett, aber doch zu viele Fußball- und Stammtischfans, ja und der Lucullus schlichtweg zu voll für spontane Besuche. Auf das Bodega Enlatado hätte ich mich gerne eingelassen, aber die Dates waren leider zu kostspielig. Und die Fattoria in der Schlotthauerstraße hat immer noch großes Potenzial, aber ich kann mich ihr einfach nicht ungeschminkt zeigen. Bei Trüffelpasta und so viel Wein schreit irgendetwas in mir immer noch nach hohen Schuhen, ich weiß nicht warum.

Dass irgendetwas nicht ganz gepasst hat, fällt einem aber erst immer dann auf, wenn das Lokal auftaucht, bei dem plötzlich alles stimmt. Meine Freunde hatten total Recht: Ich darf nicht danach suchen. Und so fand ich mich eines Abends im Solo Italia wieder. Alleine der Weg dorthin, ein Traum – in die Fenster der kleinen Häuschen in der Lohstraße gucken, den dicht bewachsenen Giesinger Berg hoch, vorbei am Bräustüberl und einmal kurz den Bierduft einatmen. Dort, direkt am Eck stand es einfach so rum – das Solo Italia. Und ließ mich mit seinem All-you-can-taste-Pizzaabend montags von Anfang an ganz ich selbst sein.

Dort, direkt am Eck stand es einfach so rum – das Solo Italia. Und ließ mich mit seinem All-you-can-taste-Pizzaabend montags von Anfang an ganz ich selbst sein.

Lieber neuer Lieblingsladen, wo soll ich anfangen? Du bist nicht das allerschönste Restaurant der Stadt, doch du bist hübsch genug, als dass ich mich hier gerne aufhalte – und noch viel wichtiger: Es gibt nichts, woran ich mich störe. Deine Pizza ist nicht nur sehr groß, sondern auch unfassbar lecker und jetzt hast du auch noch diese "schwarze Pizzakarte" (ein kleiner Witz von dir, den ich sehr mag), auf der ich mich immer für Williams-Pizza mit Gorgonzola, Birne und Walnuss entscheiden muss.

Ja, und dann ist da auch noch der Krustendip! Das mag ich so an dir, dass du Ideen hast und keine Angst davor, diese auch umzusetzen. Kein Anderer serviert leckere Dips für die sonst übrig bleibenden Pizzaränder. Und kein Anderer hat so einen schönen Biergarten wie du. Zugewachsen, grün, ruhig. Und deine Leute sind so angenehm, nicht nur die Kellner, sondern auch die Gäste. Da sind einfach normale Menschen und wenn ich an einem Sommertag ungeschminkt auf deiner Terrasse sitze, dann gäbe es rein gar nichts, was ich an dir ändern würde.

Wenn ich an einem Sommertag ungeschminkt auf deiner Terrasse sitze, dann gäbe es rein gar nichts, was ich an dir ändern würde.

Deine Weinschorle ist spritzig und frisch. Man schmeckt, dass du nicht wie andere Lokale für dieses gern bestellte Getränk den abgestandenen Rest Hauswein zusammenschüttest. Die Abende sind entspannt und dauern ewig. Du bist groß und so gut gebaut, dass es, auch wenn es voll ist, nicht abartig laut wird. Du bist bezahlbar und der Heimweg genau richtig lang für eine letzte Zigarette. Ach liebes Solo Italia, das musste ich dir jetzt schon einmal sagen: Ich bin echt schrecklich verliebt in dich!

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