Viertel Hoch Drei – Altstadt

Wir fragen drei Leute nach ihren liebsten Orten – Cafés, Parks, Kneipen, Läden, Restaurants, was auch immer ihnen in den Sinn kommt. 3 Menschen, 3 Orte, 1 Viertel. Diesmal waren wir in der Altstadt unterwegs.

Wie es sich für richtige Altstädte gehört, gibt es auch die Münchner Variante davon gesamtstädtisch gesehen am allerlängsten, weshalb sie offiziell auch als Stadtbezirk Nummer 1 bezeichnet wird. Tatsächlich ist der gesamte Bereich der Altstadt sowohl als denkmalgeschütztes Ensemble, als auch archäologisches Denkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen. Hier reiht sich ein wichtiges Gebäude an das andere.

Als alteingesessener Münchner verbindet man mit der Altstadt hauptsächlich Touris, überfüllte Läden, eine noch überfülltere Fußgängerzone und eine sehr klischeehafte Darstellung Münchens insgesamt: Frauenkirche, Rathaus, Hofbräuhaus. Obwohl diese Seite der Altstadt sehr präsent ist, muss man sich nicht zwangsläufig dem Touristen-Bayern-Einheitsbrei ergeben.

Es gibt Hochkultur in Form der Bayerischen Staatsoper, diverser Theater oder der Kunsthalle. Es gibt Bars, von denen Menschen behaupten "Ey, das ist ja wie in Berlin hier..." und solche von denen die Selbigen sagen würden "Solche Bars gibt‘s echt NUR in München". Kurzum, die Altstadt hat ihre Vor- und Nachteile, aber fad wird es hier nicht so schnell. Man sehnt sich höchstens ein bisschen reizüberflutet nach weniger geistigem, kulinarischem und materiellem Input. Aber hey: Wer ko, der ko!

Christine (56), erfreut sich seit 16 Jahren am Viertel

Viertel Hoch Drei Altstadt
© Simone Mauer

Mittlerweile bezeichnet die ehemalige Innenarchitektin Christine ihren kleinen Laden gleich hinter dem Viktualienmarkt als ihr Wohnzimmer. Hier verbringt sie die meiste Zeit, hier kommen ihre Freunde auf einen Kaffee vorbei oder probieren die neuesten Pralinenkreationen und auch ihre drei Kinder helfen immer wieder gerne aus. Kein Wunder, dass alle so gerne ins Chocolate and More kommen, denn hier gibt es über 700 verschiedene Arten von Schokolade.

Von den zartschmelzenden Schokospezialitäten, über die vielleicht beste heiße Schokolade der Stadt, bis hin zu mehreren Sorten unverarbeiteter Kakaobohnen – bei Christine bekommen Schokoladen-Junkies wirklich alles. In ihren Laden inmitten der Münchner Altstadt kommen Menschen aus aller Herren Länder spaziert. Zumindest diejenigen, die neugierig sind und abseits der großen Einkaufsstraßen nach etwas Besonderem suchen.

Viertel Hoch Drei Altstadt
© Simone Mauer

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Der Schokoladenhimmel im Chocolate & More

Vegane Schokolade mit Sojamilch, besonders cremige Pralinen in undenkbar vielen Varianten und eine wachsende Auswahl an ganzen Kakaobohnen machen das Chocolate & More zu einer Top Adresse für alle, die Schokolade lieben oder noch auf den Geschmack kommen wollen. Gerade auf dem Gebiet der weitestgehend unverarbeiteten Kakaobohnen ist Besitzerin Christine eine Pionierin. Mittlerweile bietet sie an die zehn verschiedenen Sorten ganzer Bohnen in ihrem Laden an. Geschmacklich und auch optisch mal was ganz Neues.

Viertel Hoch Drei Altstadt
© Simone Mauer

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Ganz München sehen vom Alten Peter aus

Der gute Alte Peter ist die älteste Pfarrkirche Münchens und wurde 1225 erstmals urkundlich erwähnt. München-Besucher quälen sich gerne Mal auf den 91 Meter hohen Turm, von dem aus man eine wahnsinnig schöne Aussicht über die Stadt und bei besonders gutem Wetter sogar bis zu den Alpen hat. Klar, der Aufstieg ist etwas beschwerlich, weshalb man als Münchner nicht unbedingt auf die Idee kommen würde, einmal die Woche auf den alten Peter zu kraxeln. Oben angekommen ist es allerdings viel zu schön, um den Alten Peter nur den Touristen zu überlassen.

Bayerischer Hof Terrasse
© Hotel Bayerischer Hof

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Drinks, Essen und Wellness im Blue Spa Bar

Die Blue Spa Bar befindet sich im Hotel Bayerischer Hof. Von der zugehörigen Terrasse aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Münchner Altstadt, zudem gibt es eine Pool Bar, einen Wintergarten und eine Lounge. Im Sommer findet auf der Terrasse sogar regelmäßig Barbecue statt. So oder so kann man es sich hier das ganze Jahr über mit leichten, frisch zubereiteten Gerichten und leckeren Cocktails gut gehen lassen und ein bisschen Münchner Dekadenz genießen.

Marlene (26), arbeitet seit viereinhalb Jahren in der Altstadt

Viertel Hoch Drei Altstadt
© Simone Mauer

Die Bayerische Staatsoper im Herzen der Stadt ist ein imposantes und zeitlos schönes Gebäude, von innen wie von außen. Marlene studiert momentan im zweiten Semester Fotodesign und verdient sich nebenbei in der Oper als Einlassdame etwas dazu. Auf dem Weg zur Arbeit meidet sie manche Wege, da diese fast zu jeder Tageszeit mit umherschlendernden Touristen verstopft sind und man kaum vom Fleck kommt.

Die Altstadt ist nun mal sehr eng gebaut und hier tummeln sich Besucher zu Hauf. Die Fotodesign-Studentin bezeichnet die Altstadt als Stadtteil, in dem man so gut wie alle München-Klischees auf einem Fleck vereint findet. Auch wenn sie also nicht gerade ein Fan des Viertels ist, kann man hier wunderbar seinen Feierabend in Bars ausklingen lassen, die sich Klischees gekonnt entziehen und einen Kontrast zu Leberkas, Gucci und dem Hofbräuhaus bilden.

© Felix Löchner

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Kultur genießen in der Bayerischen Staatsoper

Die Bayerische Staatsoper gilt heute als eines der renommiertesten Opernhäuser der Welt und bietet fast 350 Opern- und Balletaufführungen im Jahr. Auch die Münchner Opernfestspiele, eines der wichtigsten Musikfestivals weltweit, werden hier seit 1875 veranstaltet. Keine Angst vor den Preisen: Tickets gibt es hier schon ab 7 Euro, wenn ihr nichts dagegen habt, oben in der Galerie zu sitzen. Dazu euer schönstes Abendkleid und in einer Sommernacht danach noch am Max-Joseph-Platz sitzen. Bestes Angebot: Bei der U30-Aktion gibt es regelmäßig Tickets für gute Plätze für schlanke 10 Euro für alle Besucher unter 30 Jahren!

Singbar
© what the muc

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Minimalistisch trinken in der Favorit Bar

Wenn man die Favorit Bar betritt, stechen zwei Dinge besonders ins Auge: Die ganze Inneneinrichtung besteht aus orangenen Erhebungen, die je nach Belieben als Tisch oder Sitzgelegenheit genutzt werden können und an der Rückwand reiht sich ein Ventilator an den nächsten. Tapeten gab es hier noch nie. Diese Bar ist eigen, genauso wie die meisten Gäste, die sich hier tummeln. Es soll Zeiten gegeben haben, in denen man mit gebügeltem Hemd und zu feschem Schuhwerk keine Chance hatte, das Innere der Bar zu sehen – irgendwie sympathisch.

Viertel Hoch Drei Altstadt Tam Tam
© Tam Tam Tanzlokal

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Tanzen und trinken im Tam Tam Tanzlokal Geschlossen

Die Bar der Kammerspiele lockt Künstlerseelen, Theaterliebhaber und all diejenigen, die eine Bar etwas abseits vom Mainstream bevorzugen. Im Tam Tam spielen des Öfteren LiveActs und man bekommt einen soliden Gin Tonic für 6 Euro. Die Location wird hauptsächlich von einer beidseitigen Treppe im Eingangsbereich, die sich auch gut als Sitzgelegenheit nutzen lässt und der angrenzenden Bar dominiert.

Matthias, arbeitet seit gut einem halben Jahr im Viertel

Viertel Hoch Drei Altstadt
© Simone Mauer

Matthias wurde eigentlich als Kieler Nordlicht geboren, wuchs in Schweden auf und zog dann als Schulkind mit seinen Eltern an den Starnberger See. Bevor er das italienische Lokal Fedora als Geschäftsführer übernommen hat, bereiste er als Hotelkaufmann die ganze Welt und war zuletzt Geschäftsführer bei Rauh Fruchtsäften. Lebensmittel, der Umgang mit Menschen und Service auf hohem Niveau, waren also schon immer in seinem beruflichen Leben präsent.

Die Altstadt ist für ihn einerseits sein Arbeitsplatz, andererseits aber auch ein Ort an dem er gut abschalten kann. Beispielsweise auf dem Viktualienmarkt mit einer der vielen Köstlichkeiten in der Hand, um die Leute und das Gewusel dort zu beobachten. Auch an seinem Lokal laufen täglich hunderte an Menschen vorbei: Münchner, Touristen oder befreundete Gastronomen, die hier auch ein Lokal betreiben. Wenn man in der engen Münchner Altstadt arbeitet, kennt man sich eben untereinander.

Viertel Hoch Drei Altstadt
© Simone Mauer

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Original italienische Pizza im Fedora essen

Das Fedora liegt in der Altstadt im alten Zerwirk-Gebäude, dem zweitältesten Bauwerk Münchens. Auf der Karte findet ihr verschiedene italienische Gerichte, der Fokus liegt aber eindeutig auf der Pizza, die sich sehen lassen kann udn wahlweise auch mit Dinkelmehl gebacken wird. Bei den Zutaten wird auf Qualität geachtet und nicht am Belag gespart. Die italienischen Pizzabäcker verstehen ihr Handwerk und daher ist hier schon die Margherita ein Highlight – Original in den italienischen Nationalfarben mit reichlich Büffelmozzarella, Tomatensoße und frischem Basilikum belegt. Hauptsächlich von traditionell bayerischen Lokalen umgeben, bietet das Fedora all denjenigen, die keine Fans von Schweinshaxn und Knödeln sind, eine willkommene Abwechslung.

  • Fedora Cucina & Bar Ledererstrasse 3, 80331 München
  • Montag – Donnerstag: 11.00–23.30 Uhr, Freitag: 11.00–01.00 Uhr, Samstag: 11.00–00.00 Uhr, Sonntag: 17.00–23.00 Uhr
Viertel Hoch Drei Altstadt
© Simone Mauer

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Walnussbrot und Brater kaufen bei der Bäckerliesl

Die Bäckerliesl gibt es schon seit 1950 auf dem Münchner Viktualienmarkt. Ein echtes Urgestein sozusagen, das sich über all die Jahre gehalten hat. Traditionelle Backkunst steht hier noch im Vordergrund: Die Brote, Brezen und Semmeln schmecken einfach besser und vor allem frischer als industrielle gefertigte Backware vom Band. Unbedingt das Walnussbrot und den Brater, eine besonders krosse Salzstange mit Kümmel, probieren.

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Ochsenbacker'l und Bison-Pfanzer'l im Tegernseer Brauhaus

Kleine Schweinereien aus Bayern, die man nur noch selten serviert bekommt, sind der Grund, warum es so viele Touristen aber auch alt eingesessene Münchner immer wieder in die Brauhäuser zieht. Seien es die typisch bayerischen Kutteln, die sicher nicht jedermanns Geschmack sind, Ochsenbacker'l oder auch mal eher exotische Bison-Pfanzer'l – hungrig geht keiner aus einem echten bayerischen Brauhaus. Und ganz nüchtern in den meisten Fällen wohl auch nicht…

  • Tegernseer Brauhaus Tal 8, 80331 München
  • Sonntag – Mittwoch: 09.30–01.00 Uhr, Donnerstag – Samstag: 09.30–03.00 Uhr
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