Münchner Bürostorys #7: Agentur-Life meets Miniramp im Millhaus

Wunderbare Fotos von Julian Mittelstädt

Jeden Morgen verlassen wir das Haus und pilgern auf den verschiedensten Wegen an die unterschiedlichsten Orte, die aber eines gemeinsam haben: Sie sind unser Arbeitsplatz und hier verbringen wir einen großen Teil unseres Tages. Aber wie sieht es in den Büros dieser Stadt eigentlich aus und was verbirgt sich hinter den Türen und Fassaden der Münchner Arbeitswelt? Vergesst Homestorys und fröhnt eurem Voyeurismus im siebten Teil unserer Münchner Bürostorys – im Millhaus an der Poccistraße.

Tischtennisplatte, Kicker oder gleich eine eigene Bar im Büro? Was eine coole Agentur sein will, kommt um die richtige Mitarbeiter-Bespaßung nicht herum. Im Millhaus, das versteckt in einem Hinterhof gleich ums Eck vom KVR an der Poccistraße liegt, hält sich aber keiner mit solch vorhersehbaren Hilfsmitteln auf. Beim Eintreten könnt ihr gar nicht anders als "Oha" zu sagen, denn das Erste, was euch im Millhaus empfängt, ist kein Mitarbeiter, sondern eine gar nicht so kleine Miniramp. Die Skateboard-Rampe ist dabei nicht nur das physische Herzstück des Büros, sondern auch Symbol für die Wurzeln der Firma.

Dann haben zwei von den Jungs ein Haus gemalt, Millhaus darunter geschrieben und es Millhaus Movie Productions genannt.

Die liegen tief in der Boardsport-Szene. Die ganze Story hinter Millhaus beginnt Mitte der Neunziger Jahre mit einem Snowboard-Verein, für den die Gründer Alexander Schwan und Jan Mikes den ersten Sponsor überhaupt an Land ziehen. Es folgt das erste deutsche Snowboard-Video, für dessen Umsetzung sie höchst spontan eine Firma gründen. Alexander aka Schwani erinnert sich genau:"Dann haben zwei von den Jungs ein Haus gemalt, Millhaus darunter geschrieben und es Millhaus Movie Productions genannt."  Im Anschluss wird auch der Snowboard-Verein zu einer eigenen Firma. Und wie das manchmal so ist: Pragmatismus siegt und bevor die Jungs lange weiter auf Namenssuche gehen, bleiben sie bei Millhaus.

Vom 30 Quadratmeter Büro zur erfolgreichen Agentur

Als Alexander und Jan 1999 noch in einem 30-Quadratmeter-Büro im Westend sitzen, und ihre Aufgabe darin besteht, ein kleines Snowboard-Team zu managen, hätten sie vermutlich nie erraten, wohin die Reise geht. Denn heute ist Millhaus eine erfolgreiche Agentur für Markenkommunikation, die zwar immer noch in der Szene verankert ist, aber mittlerweile auch in anderen Gewässern nach Kunden fischt. Wenn man sich das Portfolio anschaut, ist aber klar, dass das Team mit seinen Konzepten und Strategien einer Linie treu bleibt und lieber unkonventionell unterwegs ist, anstatt auf Nummer sicher zu gehen.

Da sind dann auch die Schlüsselworte Ehrlichkeit und Authentizität nicht weit. Dabei ist man besonders in der Werbung gerne auf einem schmalen Grat unterwegs, aber dank gut zwanzig Jahren Erfahrung bleibt die Erkenntnis, dass sich die Zielgruppe nicht verarschen lässt. Ist aber okay, denn nicht nur die Gründer, sondern auch so gut wie alle Mitarbeiter können sich auf irgendeine Art und Weise mit den Millhaus-Wurzeln identifizieren – zumindest sehen sehr viele so aus, als wäre die Miniramp nicht nur Deko.

Mit dem Hooverboard durchs Loft-Büro

Man könnte denken, dass hier ständig wild herumgewuselt wird, aber der Lärmpegel in dem Loft-Büro ist überraschend gering. Das Klischee vom hippen Büro mit jeder Menge Meetings, Kaffee und easy-lockeren Skatepausen dazwischen, bestätigt sich aber zum Glück nicht. Denn das Team hat wirklich alle Hände voll zu tun und viele offene Projekte, die es zu bewältigen gibt. Und trotzdem kommt der Chef dann mal auf seinem Hooverboard aus dem Büro gefahren.

Das Millhaus-Team ist schon seit 2012 in den Räumlichkeiten. Damals haben sie die ehemalige Medizintechnik-Werkstatt komplett umgekrempelt und aus den apricotfarbenen Einzelbüros ein helles, cleanes und loftartiges Office mit Blick auf die Bahngleise gezaubert. Etwa zwanzig Mitarbeiter arbeiten hier als Projektmanager, Strategen, Designer und Texter.

High Five e.V.: Snowboard-Kurse für benachteiligte Kinder

Auch wenn nicht ständig jemand auf der Miniramp unterwegs ist, ist auch nach zwanzig Jahren die Leidenschaft zum Boardsport ein wichtiger Teil bei Millhaus. So haben sie schon 2010 den gemeinnützigen Verein "High Five e.V" gegründet, mit dem die Agentur Skate- und Snowboard-Kurse für benachteiligte Kinder organisiert. Ein echtes Herzensprojekt, das auch seinen Platz im Office am Kapellenweg gefunden hat.

An dem Stress und den Deadlines kommt man im Agentur-Alltag nicht vorbei – auch nicht, wenn man einen Haufen ziemlich cooler Leute hat, die sich untereinander gut verstehen. Daher organisieren die Millhaus-Mitarbeiter öfter mal Bartouren oder gehen zusammen zu den Basketballspielen des FC Bayern, für den sie schon die diesjährige Playoff Kampagne umgesetzt haben. Geskatet wird zwar nicht mehr so viel wie früher, aber hey: Du kriegst die Mitarbeiter von der Miniramp, aber die Miniramp nicht aus der Agentur – oder so ähnlich.

Wer arbeitet hier // Projektmanager, Designer, Texter, Strategen und das Team von High Five e.V.

Seit wann // Das Millhaus gibt es bereits seit 1999, im Kapellenweg sitzen sie seit 2012.

Was gibt’s zu Mittag? // Gleich ums Eck ist das Café Erika, genauso wie das vietnamesische Restaurant Madame Thuy. In der Küche wird aber auch mal der ein oder andere Salat gezaubert.

Was ist special // Neben der Miniramp vermutlich die Tatsache, dass die Agentur auch nach 20 Jahren noch fest in ihrer Szene verankert ist.

Millhaus | Kapellenweg 6, 81371 München | Kontakt: 

Zurück zur Startseite