Z Common Ground: Eine neue kulturelle Zwischennutzung für Laim

© Campos Viola Photography

Text: Carina Neumann

Wird Laim jetzt etwa hip? Die Staubwolke vom Abriss der alten Tengelmann-Zentrale, in der bis Ende Januar das Projekt „Kunstlabor“ Einzug hielt, hat sich noch nicht mal gelegt, da klopft auch schon die nächste Zwischennutzung im Viertel an die Tür. Im ehemaligen Gewerbehof in der Zschokkestraße 36 entsteht in diesen Tagen das Z Common Ground: Über 80 KünstlerInnen und Kulturschaffende verwandeln das alte Gebäude von Ende April bis Anfang Juni 2019 in ein gigantisches Gesamtkunstwerk. 4.000 Quadratmeter bilden die Bühne für das Spektakel. Vorhang auf für die Kunst!

Plattenbau-Senior erlebt sein blaues Wunder

Trist schlummert er vor sich hin, der graue Gewerbehof in der Zschokkestraße. Die Autos rauschen vorbei, er steht still. Könnte er sprechen, würde er vermutlich sowas sagen wie: „Schon gut, ich hab mich mit meinem Dasein abgefunden und warte geduldig auf das Abrisskommando.“

Wenn der Plattenbau-Senior wüsste, was ihm blüht! In wenigen Wochen ist es nämlich vorbei mit der Gemütlichkeit, der Tristesse und Eintönigkeit. Klar, das Abrisskommando kommt trotzdem – auf dem Gelände soll ein Neubau entstehen – aber davor erlebt der Gewerbehof auf seine alten Tage die wohl aufregendste Zeit seines Lebens.

Z Common Ground: Eine neue kulturelle Zwischennutzung für Laim
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Z Common Ground in Laim: Eine Zwischennutzung für Streetart, Theater & Events
© Nina Vogl

Bereits im März rücken Künstler aus München, Deutschland und Europa an und toben sich auf den Wänden und in den Räumen des Hofes aus. Mit von der Partie sind übliche Verdächtige der Münchner Kunst-Szene, wie Graffiti-Guru Loomit, Beastiestylez und ihre Lazer-Comic-Gören oder Lion Fleischmann inklusive kurioser Karikaturen. Doch die Liste ist lang und alle Kunstrichtungen sind willkommen – Bildhauerei, Malerei, Streetart, Graffiti, Video- und Performancekunst, Installationen, Tanz, Theater, Musik und Architektur bespielen für drei Monate das Innenleben des Gebäudes. Dazu kommt eine kleine Skatehalle im Keller und wenn die Genehmigungen durchgehen auch ein Café mit Mittagstisch.

Ein Fest der Kunstrichtungen

Auf die Beine gestellt wird das Z Common Ground vom Verein zur Förderung Urbaner Kunst, mit Unterstützung des Kulturreferats der Stadt München. Laura Lang übernimmt die künstlerische Leitung und gemeinsam mit den beiden Künstlern Loomit und Daniel Man (derzeit präsent im Lenbachhaus mit „Kunst nach 1945“) bildet sie das Kuratoren-Team des Kunstprojektes.

Das „Z“ im Namen hat dabei gleich mehrere Bdeutungen und steht unter anderem für Zwischennutzung, Zusammenarbeit, Zschokkestraße und Zerneuern. Der Begriff Zerneuern stammt dabei vom Hausbesitzer selbst und das Team hat ihn aufgegriffen, weil er viel Spielraum zur Interpretation lässt.

Z Common Ground: Eine neue kulturelle Zwischennutzung für Laim
© Campos Viola Photography
Z Common Ground: Eine neue kulturelle Zwischennutzung für Laim
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Bekannte Kultur-Adressen, darunter die Akademie der Bildenden Künste und die Kammerspiele, aber auch die Hochschule München wirken ebenfalls mit. Dementsprechend bunt wird auch das Programm. „Aus der Streetart- und Graffti-Szene sind wir es gewohnt, zu kollaborieren. Dieses Mal arbeiten sämtliche Künstler aus verschiedensten Richtungen in einem Gebäude und gehen eine Zusammenarbeit mit mehreren unterschiedlichen Szenen ein“, erklärt Loomit.

Go West!

Wir dürfen uns also auf einen kunstvollen Kulturfrühling im Z Common Ground freuen. Es warten Theater-Darbietungen, Konzertabende, viele kulturelle Events und natürlich Kunst, soweit das Auge reicht. Den Auftakt macht am 5. und 6. April 2019 das feministische Minifestival „Art+Feminism“. Mehr Infos zu den Events erscheinen zeitnah auf der Webseite von Z Common Ground. „Laim ist nicht unbedingt ein Ort der Subkultur“, meint Loomit, „da ist so ein Projekt schon eine Herausforderung – aber auch eine, die wir gerne annehmen.“

D'Accord – ein Ort der Subkultur ist Laim nicht. Es ist, wie wir sehen, aber auch kein Ort ohne jegliche Subkultur. Zumindest nicht mehr. Denn wer nach seinem Besuch im Z Common Ground noch etwas weiter ziehen möchte, der kann zum Beispiel rüber in den Kunst Block Balve, der gleichzeitig Galerie und sympathische Plattform für kulturelle Events ist. Oder ihr schaut mal im „Köşk“ vorbei, der liebevoll improvisierten Zwischennutzung im Westend. Vielleicht ist hier ja heute ein Konzert? Oder eine Ausstellung? Oder eine Lesung? Münchens Westen ist (fast) immer für eine Überraschung zu haben...

Z Common Ground | Zschokkestraße 36, 80687 München | 30. April – 02. Juni 2019 | Mehr Info

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