Pizza Fritta, Arancini & Amore: Neapel-Feeling im True Romance

© Nina Vogl

"Richtig nasty, aber echt gut!" – Mit diesen Worten eines Freundes im Ohr ist die Vorfreude auf den Besuch im brandneuen True Romance in der Klenzestraße groß und ebenso die Erwartungen. Bei jedem unserer Restaurantbesuche stehen ja im Vorhinein dieselben Fragen im Raum: Lohnt sich der Besuch? Interessiert das unsere Leser*innen? Schaut das vielleicht nur auf den Fotos gut aus? Müssen wir da überhaupt hin? Umso besser, wenn wir schon positive Zeichen aus dem Freundeskreis bekommen und "nasty" ist auf jeden Fall ein Adjektiv, das uns neugierig macht.

Dafür, dass das True Romance am Montag zum ersten Mal aufgemacht hat, ist freitags schon ganz schön was los. Hat sich wohl schnell herumgesprochen, dass die Macher*innen der Soul Kitchen ein paar Meter weiter nun noch ein Baby am Start haben, das ebenfalls nach einem Film benannt ist und ein Stück neapolitanischer Küche sowie Lebensart nach München bringen will. Statt einem Pizzaofen, der 485 Grad schafft, ist hier, anders als in Neapel, bei vielen Gerichten die Fritteuse das Küchengerät der Wahl. Aber keine Angst: Was auf den ersten Blick nach altem Frittenfett klingt, ist dann eine kleine kulinarische Offenbarung – oder zumindest eine Horizonterweiterung.

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Von außen sieht der Laden noch etwas nackig aus, dafür leuchtet uns von innen warmes Licht durch die großen, offenen Fensterfronten entgegen. An einer langen Tafel sitzen Menschen zu zweit und als Gruppen vor einer weißen Backsteinwand, durch große Sprossenfenster kann man in die Küche sowie den angrenzenden Straßenverkauf blicken, der sich perfekt für sonnige (Mittags-)Snacks an der Isar eignet. Der cleane Betonboden, die Gitterwand aka Weinregal und der offene Raum lassen uns an hippe New Yorker Lofts denken, die wir natürlich nur aus amerikanischen Serien kennen. Menschen, die mehr Ahnung von Innenarchitektur haben als ich, könnten vermutlich noch ein bisschen mehr dazu sagen, aber ich belasse es bei "Industriecharme".

Zu Gast bei Andrea und seiner neapolitanischen Familie

Mich interessiert ja sowieso das Essen viel mehr, auch wenn die richtige Umgebung schon so einiges ausmacht. Daher freuen wir uns über den Platz am Ende der Tafel direkt neben dem Weinregal. Also eigentlich ist es natürlich keine komplett geschlossene Tafel, sondern einzelne Tische, die in einer Reihe aufgestellt sind, aber ein bisschen fühlt es sich an wie bei einer großen Feier mit Fremden und Freund*innen – mit Sicherheitsabstand, eh klar.

Die neapolitanische Küchenparty beginnt man dann am besten mit einem farbenfrohen Aperitivo, wie zum Beispiel Wassermelonen-Ingwer-Sprizz. In die Karte haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschaut und lassen es tatsächlich auch einfach sein, denn jetzt sind wir zu Gast bei Andrea und seiner neapolitanischen Familie. Da wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Heißt nicht, dass ihr es so machen müsst, aber weil wir eh alles essen und Bestellentscheidungen ohnehin nicht unsere Stärke sind, vertrauen wir den Herren im Service, die nicht nur schnell und aufmerksam sind, sondern auch richtig Ahnung haben von dem, was sie hier verkaufen.

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Gut, ich hoffe, ihr seid noch da, denn nach fünf Absätzen, in denen um die heißen Polpette herum geschrieben wurde, wird es Zeit fürs Eingemachte. Für die optimale True Romance Experience gibt es mehrere Ausgangssituationen: Entweder ihr seid heftig verkatert, habt einfach aus Prinzip krassen Hunger oder messt eure Dates gerne nicht nur an der Trinkfestigkeit, sondern auch daran, wie fleißig das Gegenüber futtern kann. Denn dann habt ihr einen Abend in mehreren Akten vor euch.

Pasta, Pulpo & Polpette

Los geht es mit Brot und Olivenöl. Ersteres wird selbstgebacken und mit Oliven verfeinert, das hochwertige Olivenöl gießt euch der Service direkt aus dem Goldkännchen auf den Teller. Brot, das am Vorabend übrig bleibt (warum auch immer hier etwas übrig bleibt) landet dann direkt in den Polpette aka Meatballs, die saftig und mediumgebraten in würziger Tomatensoße daherkommen. In einer Papiertüte dampfen schon die Arancini. Die frittierten Reisbällchen sind entweder mit Käse und Pfeffer oder mit feiner Bolognese gefüllt. Liegen auf jeden Fall gut in der Hand, schmecken vorzüglich und wir freuen uns über Konsistenz-Kino aus crunchy Kruste und heißem, cremigem Innenleben.

Wer es zur Vorspeise leichter mag, der bestellt gebratenen Pulpo auf grünem Salat mit ein bisschen Öl und Zitrone. Mehr braucht's nicht. Ja, und hier könnte die Geschichte auch schon wieder enden, aber wie soll man den Laden richtig beschreiben, wenn nicht noch zumindest eine Pasta auf den Tisch kommt – oder zwei. Unter dem Namen Soul of Napoli bekommen wir einen wunderbaren Teller mit Ziti-Pasta (googelt bitte selbst) und zwölf Stunden geschmortem Kalbsfleisch – die Nudeln würden wir gerne im Italienisch-Wörterbuch neben "al dente" einkleben und die Buccatini-Pasta (könnt ihr gleich mit googeln) mit Erbsen, Speck und Thymian sehen zwar irgendwie nach "Kinderessen" aus, aber wir lieben die Tatsache, dass ein Gericht aus nicht viel mehr als drei Zutaten so viel Spaß machen kann.

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Wenn du denkst, du kannst nicht mehr, kommt von irgendwo ein überdimensionaler frittierter Kakao-Teigbollen mit Schoko-Sahne-Ricotta-Creme daher.

Ganz nach dem Motto: "Wenn du denkst, du kannst nicht mehr, kommt von irgendwo ein überdimensionaler frittierter Kakao-Teigbollen mit Schoko-Sahne-Ricotta-Creme daher", tischt uns der Service noch ein Dessert auf, das es in sich hat. Gut, dass es dafür im Magen bekanntlich ein eigenes Fach gibt, denn sonst wäre es unmöglich überhaupt noch einen Krümel zu uns zu nehmen. Wäre allerdings schade drum, denn nachdem der Völlerei-Modus sowieso schon on ist, sollte man auch keine halben Sachen machen.

Espresso und Digestif bewahren uns am Ende vor komatösen Zuständen und als uns einfällt, dass wir das absolute Signature-Dish "Pizza Fritta" – also frittierte Pizza, soweit reicht unser italienisch – nicht probiert haben, wird uns doch kurz schwindelig. Schreit hier aber sowieso alles nach Wiederholung und wenn es nicht für einen ganzen neapolitanischen Abend reicht, dann zumindest für eine frisch rausgebackene Pizza-Variation aus dem Straßenverkauf. Hauptsache nasty.

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Unbedingt probieren // Polpette, Pizza Fritta mit Kürbiscreme, Bacon und Büffel-Ricotta, Soul of Napoli Pasta und die freche frittierte Kakaoteig-Nachspeise

Vegetarisch // Pizza Fritta mit Büffelmozzarella, Arancini Caccio e Pepe, Nonnas Parmigiana, Trüffelpasta – als Veganer kommt ihr allerdings nicht weit

Mit wem gehst du hin // Optimaler Date-Spot und mit der Kater-Gang zum Essen oder einfach um den Straßenverkauf leer zu räubern

Preise // Pizza Fritta ca. 13 Euro, Pasta 11-15 Euro, Vorspeisen 6-12 Euro, Aperitivo 6,50 Euro

Besonderheit des Ladens // Auf jeden Fall die frittierte Pizza, die ihr auch im Straßenverkauf bekommt.

True Romance | Klenzestraße 47, 80469 München | täglich 11.30–23.00 Uhr | Mehr Info

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