Checkpoint Ali: Was passiert da eigentlich gerade in Neuperlach?

© Bellevue di Monaco

Schon am Wochenende ging die Meldung herum: In Neuperlach wird gerade eine vier Meter hohe Mauer zwischen einem Anwohnergebiet und einer Flüchtlingsunterkunft errichtet – und die ist sogar noch einmal einen halben Meter höher als es die Berliner Mauer war. Und das alles aufgrund von "nur" sieben Nachbarn, die sich den "Lärmschutz", wie sie es nennen, gerichtlich erstritten haben.

Es folgte eine Online-Petition, die innerhalb weniger Tage fast 5000 Unterschriften sammeln konnte. Diese Zahl erscheint allerdings beinahe niedrig, wenn man sich die Fakten ansieht: Die Unterkunft wird nächstes Jahr erst fertiggestellt, wie sollen Anwohner also schon jetzt wissen, welche "Lärmbelästigung" auf sie zukommt? Zudem liegen beide Gebäude rund 25 Meter auseinander, ein Grünstreifen trennt sie zusätzlich. Das neue Graffiti an der Mauer "Rassimus pur" bringt auf den Punkt, um was es wirklich geht – und das hat eher so gar nichts mit Lärmschutz zu tun.

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Gestern eröffnete nun die Aktivistengruppe Bellevue di Monaco zusammen mit der Grünen-Vorsitzenden Margarete Bause den Checkpoint Ali – passend zum 27. Jahrestag des Berliner Mauerfalls. Von den Sportfreunden Stiller über Willy Astor bis hin zur Regisseurin Doris Dörrie – der Truppe mangelt es nicht an prominenter Unterstützung. Anwohner müssen nun ihren Ausweis zeigen, wenn sie passieren möchten. Checkpoint Ali ist die satirische Reaktion auf die Neuperlacher Mauer – auch wenn nicht jeder Anwohner darüber lachen kann.

Man sieht also: Mauern sind auch im Jahr 2016 noch ein Thema. Nicht nur mit der Präsidentschaft Trumps rückt diese simple und veraltete Art der Abgrenzung einmal mehr in greifbare Nähe. Doch während wir alle im Moment "Fuck You" gen Amerika schreien und auf Facebook den "Dumbest Country"-Award verleihen, passieren auch vor unseren Haustüren Dinge, die nicht weniger erschreckend sind – und aufgrund derer wir uns kein Stückerl besser fühlen müssen als das Trumpsche Amerika.

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