Heiße Film- und Partynächte auf dem Filmschoolfest
Das Leben als Pussy ist nicht einfach. Ständig will einer was von einem und wenn man dann mal keine Lust hat, gilt man gleich als kompliziert. In Renata Gąsiorowskas animiertem Kurzfilm „Pussy“ ist nicht von niedlichen Kätzchen die Rede, sondern von einem renitenten weiblichen Geschlechtsorgan, das sich selbständig macht.
Spanner und andere Möchtegern-Schnacksler sollten sich in Acht nehmen, denn Obacht: diese Muschi ist der Chuck Norris unter den unrasierten Geschlechtsteilen. Gefragt, wie sie ihren Film in einem Satz beschreiben würde, gibt die 26-jährige Regisseurin zu Protokoll: „Ich wollte einen niedlich Kurzfilm über Selbstbefriedigung drehen.“ Niedlich ist der auch geworden, aber auch ganz schön fies.
Wie so mancher Festivalbeitrag auf dem Filmschoolfest – das findet in diesem Jahr bereits zum 36. Mal statt und versammelt einmal mehr die Highlights der internationalen Filmhochschulproduktionen. Vom 13. bis 19. November stellen deshalb unter dem Motto „Some like it short“ Filmstudenten aus der ganzen Welt ihre neuesten Kurzfilme vor. Auf dem Programm stehen dabei Arbeiten, die politische Phänomene wie die Flüchtlingskrise zum Gegenstand haben, aber auch solche, die sich Themen wie der Liebe im digitalen Zeitalter und anderen höhergeordneten Sinnkrisen nähern.
Krise ist auch bei der Protagonistin des israelischen Festivalbeitrags „Last Round“ angesagt. Eliya taumelt – den Kopf voll Drinks und Koks – durch die nächtlichen Straßen Tel Avivs und ist auf der Suche nach, ja was eigentlich? Ist auch egal. Hauptsache weiter drauf sein. Für sich und ihren schüchternen und etwas weirden Buddy reißt Eliya eine süße Barkeeperin für einen Dreier auf. Aus der Liebe zu dritt wird aber nichts und Eliya ist wieder zurück auf der Straße, zurück bei den Schlägen des Elektrobeats, der den Takt dieser scheinbar endlosen Nacht vorgibt. Wäre da nur nicht der Morgen ...
Auf dem Filmschoolfest ist traditionell viel schräger Humor und auch Mut zum Experiment angesagt. Den beweist unter anderem der vielleicht originellste Festival-Beitrag „(Out of Fra)me“ der Regisseurin Sophie Linnenbaum. Sie lässt ihren Protagonisten Paul aus dem Bild fallen, und zwar wortwörtlich. Paul findet das gar nicht amüsant, seit seiner Kindheit leidet er darunter, dass er anderen einfach nicht erscheint.
Zum Glück findet Paul Trost in einer ganz wunderbaren Außenseiterbande. Genauer gesagt in einer Selbsthilfegruppe für Filmfehler. In ihr sitzt einer, bei dem Bild und Ton nicht lippensynchron sind; bei einem anderen kommt immer im entscheidenden Moment der Schnitt – was vor allem beim Sex ziemlich blöd ist; wieder ein anderer leidet unter ganz mieser Untertitelung. Und dann ist da noch – Hanna. Ihr Problem scheint im Vergleich kein großes. Hannah ist einfach immer im Bild, und zwar in Großaufnahme. Das tut zwar dem Ego gut, ist auf Dauer aber auch ziemlich lonely. Könnten sie und Paul sich da nicht super ergänzen?
Neben dem Kurzfilm-Programm sind auf dem Filmschoolfest traditionell auch durchgefeierte Nächte angesagt. Ein Termin steht dafür bereits fest – und zwar am Donnerstag, den 17. November im Cord. Bereits bei der Party des Filmfest München im Juni wurde der Club dafür nach allen Regeln der Kinokunst runtergerockt.
Nun geht die Nordpolaris Nacht als offizielle Filmschoolfest-Party in ihre zweite Ausgabe. Begegnen könnt ihr dort auch den jungen Filmemachern des Festivals. Wer mit im Bild sein will, und nicht völlig out of frame, für den ist die Nacht daher Pflichtprogramm. Einlass 23 Uhr, Beginn 23.30. Das vollständige Festivalprogramm und die Tickest findet ihr auf der Website vom Filmschoolfest.
Filmschoolfest Munich | 13. – 19. November 2016 | Filmmuseum | St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München | Single-Ticket 5 Euro, Festivalpass 30 Euro (für Studenten 20 Euro) | Mehr Infos