Kleine, geile Firmen #1 – Heiland Doppelbocklikör aus München
Bayern und Bier – seit Jahrhunderten ein Erfolgsrezept. Es wird Zeit, dass da mal ein bisschen Abwechslung in die Schaumkronenlandschaft kommt. Kay Thieme und die Brüder Stefan und Max Hofstetter aus München haben des Bayerns liebstes Getränk genommen und daraus einen Doppelbocklikör kreiert. Was hinter dem HEILAND steckt und warum der Name schon mal aneckt, erzählen die Jungs im Interview:
Bier in Likörform - Wie kommt man denn auf so eine Idee, wo doch Bier in Bayern heilig ist?
Zwei von uns haben in Bars in München gearbeitet – Stefan in der Gamsei, in einer sehr experimentierfreudigen Bar. Die hatten dort einen Malzcocktail und wir dachten, der ist so geil, den wollen wir in eine Flasche bringen. Bier und Bayern, das passt eh zusammen und dann haben wir einfach rumexperimentiert. Wir wollten nicht den hundertsten Gin machen, sondern etwas ganz Besonderes, was man hier noch nicht wirklich kennt.
Wie stellt man Bierlikör her?
Likör besteht immer aus denselben drei Zutaten: Zucker, Alkohol und einem Geschmacksträger. Bei uns kommt bestes bayerisches Bier als Grundlage, dazu Rum und Gewürze, in die Flasche – übrigens fast alles aus regionaler Erzeugung. Unser Rezept bleibt natürlich geheim, aber bis das Rezept perfekt war, hat’s schon ein halbes Jahr gedauert.
Braut ihr das daheim in der WG-Küche?
Das erste Jahr haben wir in einer Gewerbeküche experimentiert, die wir angemietet haben. Inzwischen haben wir aber eine Produktionsstätte in der Hallertau. Da steht ein großer Dampfkessel, ein Dampferzeuger und natürlich Tanks, wo unser Likör lagert. Wir produzieren immer auf einen Schwung 500 Liter – nach einem Monat produzieren wir dann wieder.
Wie ist das mit dem eigenen Bruder bzw. den besten Freunden ein eigenes Unternehmen zu führen?
Es war ein großartiges Gefühl, als wir uns entschieden haben, wir machen’s jetzt einfach. Klar dauert das alles Zeit und Nerven und es läuft nicht immer alles glatt. Man kabbelt sich schon mal, aber man findet dann immer wieder den Weg, wo man hin muss.
Wie reagieren Leute, wenn sie Euren Likör zum ersten Mal probieren?
Jeder denkt, er hat eine ungefähre Vorstellung, wie es schmeckt und wird dann total überrascht, dass es doch ganz anders ist. Die einen sagen, sie schmecken das Bier, das Malz, andere fühlen sich an ihre Kindheit erinnert, weil der Likör wie Malzbonbons schmeckt. Natürlich gibt’s auch welche, den schmeckt es gar nicht, aber das ist auch okay und eine gute Diskussionsgrundlage.
Eure Likör hat den Namen HEILAND – ganz schön hochtrabend, oder?
Der passt sehr gut. Bier ist in Bayern ja heilig – deswegen Heiland. Über den Namen haben wir uns vier Monate lang den Kopf zerbrochen. Wir wollten erst altbayerische Frauennamen nehmen, aber haben uns dann doch für HEILAND entschieden.
Euer Logo ist auch interessant: Ein Skizze eines jungen Herrn mit Man Bun darüber ein Heiligenschein – wollt ihr möglichst viele Hipster ansprechen oder an wen verkauft ihr?
(lacht) Nein, das ist unsere Interpretation, wie Jesus, der Heiland, heute aussehen könnte. Wir verkaufen vor allem an Feinkostläden, Craftbierläden, Concept Stores. An alle, die auf etwas Besonderes stehen und auf die Mischung aus traditionell bayerisch und modern stehen. Lustige weise hat ein Pfarrer bei uns zu Weihnachten einige Flaschen bestellt um sie an andere Pfarrer zu verschenken. Es gab aber auch schon Leute, denen der Name zu blasphemisch war. Ein Barkeeper hat uns deswegen gleich wieder weggeschickt.
Da merkt man halt, dass man doch in Bayern ist, oder?
Naja, in Bayern passiert uns das eigentlich selten, dass Leute mit dem Namen ein Problem haben, was man ja denken könnte, weil hier ja alles noch sehr christlich geprägt ist. In anderen Bundesländern, zum Beispiel Berlin, ist das viel extremer, dass sie der Namen als anstößig empfunden wird. Das können wir ehrlich gesagt nicht verstehen, weil das natürlich überhaupt nicht blasphemisch gemeint ist.
Wie trinkt man den HEILAND am besten?
Pur trinkt man unseren Likör am besten als Digestif. Man kann ihn aber auch sehr gut mischen mit Ginger Ale oder Tonic als Aperitif. Als Drink geht der HEILAND auch. Zum Beispiel als HEILAND Sour mit Läuterzucker und Zitronensaft.
Den HEILAND Doppelbocklikör bekommt man in München zum Beispiel bei servus.heimat im Tal zu kaufen, beim Szenedrinks Späti am Gärtnerplatz, dem Craftbeerladen Birvana in der Hohenzollernstraße ober bei Kauf dich Glücklich.
Cocktailrezepte und den Onlineshop findet ihr auf der Heiland-Homepage.
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.