Kleine, geile Firmen #5 – Das Modelabel Me & May aus Sendling

© Franziska Hermann

Man nehme den gerade angesagten Trend zu klaren Linien, verbindet diesen mit feinen, fließenden Stoffen, hübscht ihn auf mit kleinen Dreiecksmustern oder raffinierten Spitzen an Ärmel und Krägen, holt sich ein bisschen französisches Flair, Pariser Verspieltheit et la vie en rose nach Sendling in die Alramstraße, kombiniert dann die Namen Melissa und Mathilde, packt ein schlichtes griechisches „Y“ dahinter - et Voilà! Schon hat man Me & May – ein zeitloses Münchner Modelabel mit viel Liebe zum Detail.

Klassisch im Wohnzimmer gestartet, sind die zwei französisch-feminin inspirierten Designerinnen, die sich übrigens bei einem Nebenjob in einer Boutique kennengelernt haben, anfangs noch mit dem Koffer losgezogen und haben ihre ersten Stücke über verschiedene Einzelhändel verkauft. Seit knapp einem Jahr besitzen Melissa und Mathilde nun aber endlich ihren eigenen Store, den sie zusammen mit dem Taschenlabel lille mus teilen.

Es ist ein sympathischer kleiner Laden in einer mindestens ebenso sympathischen Nachbarschaft – nämlich Sendling. Harmonie und Persönlichkeit scheint den beiden wichtig zu sein. Deshalb haben sie nicht ohne Grund auch dort ihren kleinen, offenen Fashion Work Space, ‚Where the magic happens’. Wer es wagt, darf also gerne die kleinen Treppchen im Store hochgehen, einen Blick Backstage erhaschen und die beiden ganz hautnah erleben.

Me & May
© Franziska Hermann
Me & May
© Franziska Hermann

Hat euer Name eigentlich irgendwas mit dem Monat Mai zu tun?

Ja, durchaus – hinter Me & May stehen nicht nur unsere Vornamen, sondern wir beziehen uns auch auf den Mai 2010, als wir damit anfingen unsere ersten Stücke zu designen. Den Mai haben wir seitdem nicht gehen lassen, sondern tragen ihn weiterhin als roten Faden mit in unsere Kollektionen. Und das in Form von Blumennamen, die wir unseren Modellen geben – wie Magnolie, Rose, Salvia und Tulipe für Tulpen. Damit versuchen wir unseren Modellen saisonale Namen und somit einen bestimmten Charakter zu geben.

Französisch-feminine Mode – funktioniert das in München?

Immer mehr, aber generell ist der Münchner nicht so modisch. Als wir angefangen haben, war es zunächst schwer. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir uns erst mal etablieren mussten. Mittlerweile kann man sagen, wir haben Kunden, die nun ganz bewusst zu uns kommen und sich trauen, verspieltere Mode zu tragen. Dieses Blumig-Verspielte ist nicht unbedingt ein Stil, den jeder trägt, aber Me & May ist auch nicht für Jeden gedacht. Wir sprechen momentan hauptsächlich Kunden aus dem kreativen Bereich an. Unsere Fans sind Frauen, die bereit sind feminin zu wirken und dabei Spaß haben.

Ein schönes Produkt kann man nicht einfach billig produzieren.

Wie schafft man es, trotz aktuellem Trend zu gerade-geschnittener, androgyner Mode feminin zu bleiben?

Mit fließenden Stoffen wirkt man den kastigen Schnitten entgegen. Das schafft Weite und Harmonie. Außerdem wirken Farben als Kontrast sehr gut, wie zum Beipsiel Rosé. Für den nächsten Sommer haben wir beispielsweise ein Shirt geplant, das zwar weit geschnitten ist, aber mit Prints wie Palmenmuster, fließendem Stoff und einem Knoten an der Seite total süß und verspielt wirkt. Feminin und trotzdem trendbewusst.

Wie kleidet sich denn unsere Generation in München?

Die deutsche Frau trägt dunkelblau. Wenn wir den Vergleich zu Frankreich ziehen, schneidet der Deutsche einfach immer sehr sportlich ab. Die Französinnen geben ihr Geld mehr für besondere Stücke aus. In Frankreich geht die Optik vor, Mode ist weniger praktisch, man trägt häufiger Absätze. In Deutschland und auch in München dagegen sieht man häufig Jeans, T-Shirt, Sneakers, auch bei den Jungen. Eben simpel und praktisch, das ist auch okay, kann man aber noch optimieren (lacht).

Me & May
© Franziska Hermann
Me & May
© Franziska Hermann
Wer will denn Kleider ohne Seele?

Ihr legt Wert auf wertvolle Materialien und faire Produktion. Was hat euch weg von der Billigproduktion bewegt? Und war das immer so?

Ja das war von Anfang an so. Ein schönes Produkt kann man einfach nicht billig produzieren. Außerdem hat man mehr Kontrolle, kann besser kommunizieren, wenn die Wege nicht so weit sind. Wir bei Me & May produzieren in Polen und das ist der deutschen Kultur viel ähnlicher als zum Beispiel Asien. Wir können hier auch auf Deutsch miteinander kommunizieren. Faire Produktion ist definitiv eine Frage unserer Generation. Wer will denn Kleider ohne Seele?

ME & MAY Boutique | Alramstr. 19 (Eingang über Aberlestaße), 81371 München | Mittwoch – Freitag: 11.00-19.00 Uhr, Samstag: 10.00-14.00 Uhr | Mehr Infos

München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.

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