Hört auf zu jammern, München hat doch Spätis!
Wir Münchner*innen haben ihn alle schon mal gehört, den Satz: „Echt scheiße, dass es hier keine Spätis gibt.“ Er ist das zuverlässigste Mitbringsel von Berlin-Heimkehrer*innen, die unter einem vermeintlichen Mangel an Kiezluft leiden.
Zugegeben: Am Klischee des verschlafenen Millionen-Nests München ist schon Einiges dran. Ladenschlusszeiten, die es mit jedem Steuer-Gesetz aufnehmen können, spießige Eigentümer*innen, die Kneipenbesitzer*innen das Gastro-Leben zur Hölle machen und dazu finstere Schergen vom Ordnungsamt, die mit heiligem Eifer jedem Jutebeutel abseits der ausgewiesenen Freischankflächen nachjagen.
Call Shops sind nicht nur der richtige Ort um ein Fax zurück ins Jahr 1995 zu schicken, sie versorgen euch auch mit allen existenznotwendigen Dingen.
Wo es viele Auflagen und Verbote gibt – das weiß der Münchner und die Münchnerin – gibt es aber vor allem auch eines: unendlich viele Möglichkeiten diese zu umgehen. Und im Falle der nichtexistierenden Spätis zeigt sich München einmal mehr besonders kreativ. Was dem*r Berliner*in sein Späti, ist dem*r Münchner*in nämlich der Call-Shop. Say what?!
Ihr habt schon richtig gehört. Die Rede ist von diesen ziemlich deprimierend anmutenden Läden, deren Ausgangspunkt einmal das Bahnhofsviertel war und die sich schön langsam über das Westend, die Maxvorstadt und Schwabing über das Stadtgebiet verbreiten.
Toll, das kann ich auch alles an der Tanke kaufen, werden die S-Bahn-People unter euch nun einwenden, aber mal ehrlich, genau wegen dieser Besserwisserei wohnt ihr vielleicht auch in der Vorstadt.
Für die unter euch, die noch keinen Fuß in einen dieser Läden gesetzt haben: Call Shops sind nicht nur der richtige Ort um euren seltsamen Darknet-Hobbys nachzugehen oder ein Fax zurück ins Jahr 1995 zu schicken, sie versorgen euch im Ernstfall auch mit allen – wirklich allen – existenznotwendigen Dingen. Praktisch, denn jetzt müsst ihr alten Suffköpfe euch an verkaterten Sonntagen nicht einmal mehr bis zum 24 Stunden-Rewe ins Zwischengeschoss vom Hauptbahnhof schleppen.
Rund um die Uhr, wie manche Spätis in Berlin, haben Call Shops zwar (noch) nicht offen, aber ihre zumeist freundlichen Mitarbeiter*innen bieten euch in der Regel bis 24 Uhr unentbehrliche Essentials wie Konterhalbe, People-Magazine und allerhand mit E-Stoffen durchsetztes Fertigfood.
„Toll, das kann ich auch alles an der Tanke kaufen“, werden die S-Bahn-People unter euch nun einwenden, aber mal ehrlich, genau wegen dieser Besserwisserei wohnt ihr vielleicht auch in der Vorstadt.
Der Rest von uns freut sich derweil an diesen praktischen Läden und gönnt sich dort seinen Feierabend-Spezi, wenn der Supermarkt wieder einmal zu hat. Späti-Mangel gelöst.