Warum der Umbau vom Elisabethmarkt unausweichlich ist
Ich habe gleich unterschrieben. Klingt ja auch erst einmal gut: Der Elisabethmarkt soll bleiben – natürlich möchte man das. Denn der kleine Markt im Herzen Schwabings ist mit seinen 113 Jahren auf dem Buckel immerhin einer der ältesten Lebensmittelmärkte der Stadt (und zudem vielleicht sogar der schönste von allen).
Die Initiative Pro-Elisabethmarkt engagiert sich im Moment sehr aktiv dafür, dass der Markt nicht abgerissen wird und setzt dabei auf Emotionen: "Diese Liebe verträgt keinen Abriss und Neuaufbau [...]. Denn reißt man ihn ab, dann kann man seinen Flair, seine Ausstrahlung nicht neu aufbauen und ein Stück des Münchner Stadtbildes und der Münchner Geschichte geht für immer verloren. Das wäre unendlich traurig." Über 1500 Menschen haben schon online unterschrieben.
Früher oder später wird der Markt sowieso umgebaut werden, denn daneben kommen (Überraschung!) Wohnungen hin.
Die Sache ist nur: Früher oder später wird der Markt sowieso umgebaut werden müssen. Denn das Umspannwerk – die meisten kennen es wahrscheinlich nur von dem Graffiti auf dessen Hauswand – kommt weg, muss weg. Weil Schwabing nun ein neues Umspannwerk hat und das Gebäude somit seinen Nutzen und damit auch seine Daseinsberechtigung verliert. Außerdem müsste der Markt sowieso längst saniert werden, denn die Hygiene- und Brandschutz-Anforderungen erfüllt er im Moment nicht.
Hinkommen sollen (Überraschung!) natürlich neue Wohnungen – ein Drittel angeblich für Studenten, ein Drittel "München Modell" und ein Drittel normale Mietwohnungen. Und da Wohnungen in der Regel auch Feuerwehrzufahrten und Parkplätze brauchen, muss sich der Elisabethmarkt verkleinern. Eine Petition kann das vielleicht herauszögern, aber sicherlich nicht verhindern. Darüber kann man traurig sein oder man kann sich eben damit abfinden. Das ist München und die Stadt wird sich nun mal immer weiter verändern – oftmals leider nicht in die romantische Richtung.
Der Elisabethmarkt hat sich in den letzten Jahren sowieso stark verändert – immer weniger Lebensmittel, immer mehr Imbiss.
Dass neu nicht immer gleich schlecht bedeuten muss, erklärt mir Karl Huczala, der ein eigenes Obst- und Gemüsestandl auf dem Elisabethmarkt hat: "Der Markt hat sich in den letzten Jahren sowieso stark verändert. Wir müssen ihn zukunftssicher gestalten, damit er ein Lebensmittelmarkt bleiben kann und sich nicht so wie andere Märkte in München immer mehr in eine Ansammlung von Imbiss-Ständen verwandelt. Den Markt wird es aber immer geben, da bin ich mir sicher."
Wenn man sich die neuen Stände ansieht, die in der letzten Zeit dazu kamen und alteingesesse Lebensmittelstandl ersetzten – dann sind das zum Beispiel Brotzeiten, wo täglich wechselnde Mittagsmenüs gekocht werden, das Kartoffelhaus, bei dem man zum Beispiel Pommes essen kann und das Milchstandl, wo es unter anderem auch Frozen Joghurt gibt. So sehr wir diese neuen und hippen Standl auch mögen, ganz Unrecht hat Karl Huczala damit nicht.
Während der eine Nachbar für eine "sanfte Sanierung" ist, der andere absolut gegen einen Umbau, ist Karl Huczala für den Totalumbau.
Während der eine Nachbar für eine "sanfte Sanierung" ist, der andere absolut gegen einen Umbau, ist Karl Huczala für den Totalumbau. Denn damit alle Händler, die jetzt am Elisabethmarkt sind, auch auf dem neuen Markt ihren Platz finden, müssten sich künftig zwei bis drei Standinhaber ein Häuschen teilen. Damit fallen manche Außenflächen weg, Lagermöglichkeiten müssen neu gedacht werden.
Deshalb wird eine Garage unter dem Markt gebaut werden. Eine Etage für Anwohner, eine als Lager. Die Umbauzeit wird – wenn alle an einem Strang ziehen – zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. In dieser Zeit müssten die Standlbesitzer in Verkaufscontainer auf einer nahegelegenen Fläche zwischen Arcis- und Elisabethstraße ausweichen. Wenn sich Händler und Bürger nicht einigen sollten, könnten allerdings auch fünf bis sechs Jahre daraus werden, meint Karl Huczala. Und das wäre nicht nur für die Kunden ärgerlich, sondern auch fürs Geschäft alles andere als prickelnd.