11 Dinge, die München mit 35 Millionen Euro anstellen könnte

Hamburg hat seine Elbphilharmonie, Berlin irgendwann seinen neuen Flughafen – und München? Hier träumt man von einer „Wiedervereinigung“ des Englischen Gartens in Form eines 400 Meter langen Tunnels. Stichwort: Prestigeprojekt.

Der Freistaat Bayern hat im Jahr 2016 entschieden, von den Baukosten die Hälfte zu übernehmen. Das sind 35 Millionen Euro für ein Projekt, das aus unserer Sicht einfach nur unsinnig ist. Hat denn der Münchner Bürger aktuell einen Nachteil davon, wenn er über eine kleine Brücke spazieren muss, um den gesamten Englischen Garten zu durchqueren? Eher nicht und mit der ganzen fetten Kohle könnte man doch eigentlich so schöne Dinge in München umsetzen:

1. Die Schulden der Münchner begleichen

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Laut Münchner Schuldneratlas beträgt die Schuldnerquote 8,63 Prozent - das bedeutet: knapp 105.000 Menschen über 18 Jahre geben mehr Geld aus, als sie einnehmen. Die fünf Hauptgründe für eine Verschuldung sind (in absteigender Reihenfolge): Arbeitslosigkeit, Trennung, Erkrankung, unwirtschaftliche Haushaltsführung, gescheiterte Selbstständigkeit. Diese Gründe könnten jeden von uns treffen. Es wäre doch schön, wenn anstatt dem Gerichtsvollzieher ein Packerl Scheine bei den Schuldnern hereinflattern würde.

2. Zwei Mal das Hotel Biss bauen

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Die Initiatoren hatten das Hotel Biss in dem ehemaligen Gefängnis am Nockherberg geplant. Es sollten Menschen angestellt und ausgebildet werden, die auf dem normalen Arbeitsmarkt keine guten Chancen haben. Die Gesamtkosten des Hotels waren auf 18 Millionen Euro berechnet. Mit unseren 35 Millionen könnten wir das Hotel Biss also sogar zwei Mal errichten.

Für den Erwerb des Gebäudes hatte die Stiftung Biss im Jahr 2011 ein Gebot über 1,6 Millionen Euro abgegeben. Vergebens! Denn den Zuschlag gab der Freistaat Bayern einem anonymen Bieter. Der lässt das Gebäude bis heute vor sich hingammeln.

3. Über fünf Jahre lang die Münchner Tafel finanzieren

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18.000 Münchner, denen hint' und vorn das Geld nicht zum Leben reicht, essen pro Woche bei der Münchner Tafel. Die jährlichen Gesamtausgaben der Münchner Tafel belaufen sich auf rund 6,4 Millionen Euro, die sich neben geringfügigen Verwaltungskosten aus Essenskosten von 5,50 Euro pro Gast zusammensetzen. Fünf Jahre Betrieb wären also mit unseren 35 Millionen gebongt.

4. 35.000 anständige Klos an der Isar aufstellen

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Ihr alle kennt das Problem. An der Isar gibt es vereinzelte Dixi-Klos, die im Sommer schon auf 100 Meter Entfernung infernalisch stinken. Freiwillig besucht die keiner. Warum lässt man die Leute die Büsche vollpissen, wo doch die Isarauen einen großen Teil der Lebensqualität in unserer Stadt ausmachen?

Wir plädieren hiermit für die Kompost-Klos von Goldeimer. Die kommen ganz ohne Chemie aus, riechen gut nach Holzschnitzeln und sind dank Solarpaneelen auch nachts beleuchtet. Man könnte ganze 35.000 Stück davon anschaffen. Da das vielleicht ein wenig zu viel des Guten ist, könnte ein Teil der Toiletten für große Veranstaltungen wie der Wiesn, dem Openair-Kino am Königsplatz oder dem Tollwood zur Verfügung gestellt werden.

5. Alle Münchner Kinder eine Runde glücklich machen

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In München gibt es gut 140.000 Haushalte mit Kindern. Würde man die 35 Millionen aufteilen, bekäme jeder Haushalt 250 Euro. Man würde es damit auch denjenigen Familien ermöglichen, mit ihren Kindern etwas Schönes zu unternehmen, die sonst keine Möglichkeiten dafür haben. Denn in unserer Stadt sind gut 20.000 Kinder von Armut bedroht. Von so vermeintlich selbstverständlichen Dingen wie einem Ausflug in den Zoo können sie nur träumen.

6. Grünflächen aufpimpen

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München hat über 4.000 Hektar Grünanlagen. Die Grünflächen wie etwa der Gärtnerplatz sind schön anzusehen – schließlich werden hier im Jahr durchschnittlich 300.000 Frühjahrs- und Sommerblumen, 400.000 Blumenzwiebeln und 150.000 Rosenstauden und Kleingehölze gepflanzt.
Trotzdem gibt es in unserer Stadt zu viele Straßen, in denen außer Moos zwischen Gehwegplatten nicht viel los ist. Mit unseren 35 Millionen könnten wir die Bepflanzung gut aufpimpen – wie wäre es zum Beispiel mit Alleen aus Kirschbäumen?

7. 58.000 Bienenvölker in fancy Kästen ansiedeln

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Es gibt eine neue Bienenkorb-Technik, vor der jeder Imker nur träumen kann. Das Flow-System hat Waben, aus denen man den Honig direkt abzapfen kann, ohne den Kasten öffnen zu müssen. Als Nebeneffekt werden die Bienen weniger Stress ausgesetzt. Ein Kasten kostet mit 600 Euro deutlich mehr als die traditionelle Version – aber, weil wir fett Kohle zu vergeben haben, könnten wir immerhin 58.000 Stück davon in der Stadt verteilen.

8. Den Bau einer Express-S-Bahn zum Flughafen mitfinanzieren

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Es braucht in München keinen Hochgeschwindigkeitszug, um die Fahrzeit zum Flughafen zu verkürzen. Eine S-Bahn, die nur zwischen Flughafen, Ostbahnhof, Hauptbahnhof und Pasing pendelt, wäre doch schon eine Lösung! Man müsste dann nicht mehr wie bisher eine Stunde lang von Halt zu Halt zuckeln. Davon würden dann nicht nur acht Millionen Spaziergänger im Englischen Garten profitieren, sondern knapp zwölf Millionen Personen, die im Jahr mit dem ÖPNV zum Flughafen und zurück fahren.

9. Die Paul-Heyse-Unterführung renovieren

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Die Unterführung, die den Verkehr unter den Gleisen am Hauptbahnhof durchleitet, ist der wahrscheinlich grauenvollste Fleck der Innenstadt. Der Dreck bricht in Krusten von der Decke, dazwischen tummeln sich Tauben und Müllhaufen. Der Lärm der Fahrzeuge ist ohrenbetäubend. Bevor man sich als Fußgänger oder Radfahrer hier hineinbegibt, nimmt man lieber einen weiten Umweg in Kauf. Mit 35 Millionen Euro könnte man aus diesem bereits existierenden und wirklich notwendigem Tunnel ein Schmuckstück machen.

10. Ein Kunstwerk von Olafur Eliasson installieren

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Das Lenbachhaus hat zwar ein Werk von Eliasson im Eingangsbereich hängen, aber der Erlebniswert ist dort eher gering. München fehlt also definitiv ein begehbares Kunstwerk des dänischen Künstlers. Wer schon einmal eines betreten hat, wird dieses Erlebnis so schnell nicht mehr vergessen. Eliassons Installationen aus Licht und Farbe lösen Zeit und Raum auf. Er verwirklicht auch so traumhafte Dinge wie vollverspiegelte Innenräume. Aktuellstes Beispiel: der Regenbogengang in Aarhus, der Kulturhauptstadt Europas 2017.

11. Förderung von Vereinen

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Verein klingt altmodisch? Tatsächlich gibt es in Deutschland knapp 600.000 davon, mehr als 100.000 engagieren sich sozial. In diesen Vereinen arbeiten viele Menschen ehrenamtlich daran, unser Zusammenleben ein Stück besser machen. Auch in München existieren natürlich viele Vereine, die wichtige Arbeit leisten. Da die Finanzierung häufig mühselige Arbeit ist, hätten die Mitglieder durch eine Großspende mehr Kapazität, die Politik positiv zu beeinflussen. Drei Beispiele, die wir gerne mit unseren 35 Millionen unterstützen würden:

Green City e.V. macht gerade eine Kampagne, umd die Schadstoffbelastung der Münchner Luft zu reduzieren.
Prop e.V. könnte die Einrichtung von Fixerstuben auf den Weg bringen, damit Junkies nicht weiter auf der Straße allein gelassen werden.
– Die Initiative Stolpersteine für München e.V. arbeitet dafür, dass die goldenen Pflastersteine endlich auch in München an Opfer der Nationalsozialisten erinnern.

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