Vom Stau zum Gipfel: Die 11 Phasen des Ausflugs

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Wir Münchner sind ja mit wahnsinniger Schönheit gesegnet. In uns und um uns herum. Deshalb sind wir auch Rausgehtypen (und weil unsere Wohnungen halt so klein sind), säumen die Isar, bevölkern den Englischen Garten – oder ziehen in die nahen Berge. Wir sind landliebelnde Stadtmenschen mit Hang und Drang gen Süden. Für unsere Ausflüge sind wir top ausgestattet und stets bestens vorbereitet. Theoretisch. Denn wenn wir ehrlich sind, dann läuft das meist folgendermaßen ab:

1. Die Planung: Die Suche nach dem perfekten Ziel

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Das Wochenende naht, das Wetter verspricht sensationell zu werden. Wir müssen raus! Wohin? In die Berge, eh klar. Aber gern mal was Neues. Man will doch nicht immer die gleichen Touren machen. Also blättert man durch „Die Münchner Hausberge“, studiert Seen-Listen – und diskutiert via WhatsApp. Tutzinger Hütte oder Tegernseer? Staffelsee? Walchensee? Schliersee? Endlich hat man sich auf ein Ziel geeinigt – bis es heißt: „Bloß nicht, da ist am Wochenende internationaler Goaßlschnalzerwettbewerb, da ist die Hölle los.“ Ach, verdammt, lasst uns doch wieder Herzogstand oder Auer Alm machen.

2. Die Startphase: Alles eine Frage des Timings

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Als Ausflugsprofi weiß man, dass man früh los muss, sonst kann man es gleich bleiben lassen. Der Wecker steht auf 6.30 Uhr. Spätestens 7.30 Uhr sollte man im Auto sitzen. Dann rauscht man auf freien Straßen easy gen Süden, nimmt auf der Fahrt noch diese sensationelle Morgenstimmung mit und hat die Bergwelt schön für sich. Der Wecker klingelt, man flucht und dreht sich noch einmal um. Nur noch für Minuten, bitte. Höchstens zehn!

3. Die Partnerplage: Einer muss immer noch mal

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Schnell eine WhatsApp schreiben, dass man sich etwas verspätet. Caro und Peter melden sich zurück: „Ja, schon okay.“ Man ahnt, dass man sie eigentlich aufgeweckt hat. An der Ampel schnell noch eine Nachricht: „Sind gleich da“. Die Antwort: „Kommen gleich runter.“ Man wartet vor der Haustür. Stellt den Motor ab. Sucht einen neuen Radiosender. Eine Ewigkeit später: „Sorry, sorry, aber wir haben irgendwie den Rucksack nicht gefunden und dann die Trinkflasche vergessen. Peter war auch nochmal groß.“ Ah!

4. Die Stauphase, Teil 1: Wo kommt er her, der zähe Verkehr?

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Verdammt, verdammt, verdammt. Ich hab’s doch gesagt. Wieso muss es aber dazu auch immer, immer, immer Baustellen geben auf der A8 und auf der A95 und auf allen As, die an schöne Orte führen? Haben die im Norden eigentlich schon wieder Ferien? Und die Holländer? Krokusferien, Tulpenferien, das kann doch nicht sein.

5. Der Zwischenstopp: Das erste Blasenproblem des Tages

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Ich muss mal. Ich muss generell sehr oft, aber besonders presst es, wenn’s pressiert. Es will auch gern fließen, je weniger der Verkehr fließt. Scheint eine Blasenregel zu sein. Also schnell mal irgendwo runter bitte. Ah, das ist ein Bäcker. Wir haben sowieso noch nix gefrühstückt. Wer will noch Kaffee? Die Zeit? Pff, is' ja jetzt eh scho wurscht.

6. Die Stauphase, Teil 2: Je schöner, desto verstopfter

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Grundsätzlich denkt man ja als Münchner, man weiß ganz genau Bescheid und kennt alles besser. Wer, wenn nicht wir kennt sich mit Stau aus? Hallo?! Wir haben den Mittleren Ring. Wir führen souverän Feinstaubbelastungslisten an. Und dann ist man auf dem Land und siehe da: Rund um den Tegernsee geht nichts mehr. In Garmisch: Geht nichts mehr. Ja mei, denkt man sich, wie schlimm muss es sein, hier zu leben, wenn all diese Münchner die Straßen so verstopfen.

7. Der Anstieg: Der Schweiß fließt wie ein Gebirgsbach

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Nichts ist schöner als ein Marsch auf den Berg. Die ersten Meter werden beschwingt angegangen. Diese Luft. Diese Stille. Der Wald duftet, der Bach plätschert. Langsam tropft der erste Schweiß, dann rinnt er und bald fließt es. Außerdem brauche ich dringend neue Wanderschuhe. Und zwar ganz sicher nicht mehr solche schweren Dinger. Wie viel wiegen die denn? Kilos! Mit denen könnte einen ja ein Mafiosi vor Sizilien versenken. Wie lang ist es eigentlich noch? Zwei Stunden bis zum Gipfel? Kann nicht sein. Falsche Angabe. Wir laufen schon eine Ewigkeit.

8. Der Gipfel: #placewithaview

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So und jetzt ist einem einfach alles herzlich wurscht. Der Stau, der Schweiß, der Schuh. Dafür macht man das. Diese Aussicht ist einfach gigantisch. Man kickt souverän den Kuhfladen beiseite, setzt sich auf die stoppelige Wiese und liebt einfach nur das Leben. Falls jemand mit dem Gipfelraten loslegt, hat man sich gut klingende Sätze zurecht gelegt wie: „Der erinnert mich an die Dingsspitze im Karwendel“ oder: „Der Hochvogel ist für mich immer noch einer der schönsten Gipfel.“ Damit sammelt man als Ahnungsloser große Bergfex-Punkte. Die Zeit ist gekommen für Instagram-Storys! Wie ist denn der Empfang hier oben?

9. Die Hütte: Brotzeit ist die schönste Zeit

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Der Gipfel ist schön, aber wenn wir mal wirklich, wirklich ehrlich sind – dann ist die Hütte etwas drunter fast noch schöner. Hütten sind toll. Auf Hütten schmeckt das Essen besser als im Tal, der Zungenschlag wird automatisch bayrischer, man lässt die Füße an die frische Luft und hört dem Gebimmel der Kühe zu. Hütten sind der Himmel. Gleich noch ein paar Instagram-Storys filmen.

10. Das Runterkommen: What comes up, must come down

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Der Auftakt des Hinabwanderns ist immer sehr beseelt. Mei, das ist man alles herauf geschnauft. Da kann man schon stolz sein. Nach einer Weile wundert man sich, dass man gar nicht soooo schnell voran kommt. Wie kann es denn bitte bergab so ewig dauern? Und wer hat bitte diese Schuhe erfunden? Den nächsten Mountainbiker, der an mir vorbeirauscht, hol ich vom Rad! Ach, wie schön wäre jetzt so ein Bike.

11. Das Heimkommen: Stinkend aber glücklich

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Das Gesicht ist ein wenig verbrannt. Irgendwie fühlt es sich gut an. Wir stehen wieder im Stau. Aber das Fenster ist unten, die Füße draußen und die Musik laut. Wir stinken. Irgendwie fühlt sich das auch gut an. Hey, jetzt wo Stau ist, lasst uns unterwegs irgendwo runter fahren und einen schönen Biergarten suchen. Ich muss eh bieseln.

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