11 Theaterstücke in München, die du dir jetzt ansehen solltest

Wann wart ihr das letzte Mal im ... Theater? Ich weiß nicht wie es euch geht, aber bei Theater denken viele entweder an die Laienaufführungen der Schultheater AG oder an diese bildungsbürgerliche Meet-Up Geschichte, die Eltern wohl noch verstehen, wir aber nicht. Wenn ich dann doch mal ins Theater gehe, bin ich meistens beeindruckt.

Dagegen können Amazon-Student, Netflix oder auch das gute alte Kino meistens nicht ankommen. Wir haben uns umgehört und die spannendsten Theatertipps für die laufende Spielzeit für euch zusammengestellt. Dabei sind klangvolle Klassiker und Inszenierungen von denen ihr sicher noch nie gehört habt. Also macht den Hals lang wie eine Giraffe, sichert euch Karten und schaut vorbei.

Mathilde Westend

1. Der Hals der Giraffe

Eigentlich ist egal, welches Stück im Mathilde Westend gespielt wird, der leitenden Schauspielerin Theresa Hanich könnt ihr blind vertrauen. Es wird garantiert eine ganz besondere, intime und mitreißende Vorstellung in Münchens wohl kleinstem Theater, mit gerade mal 15 Quadratmetern. Das Ein-Personen-Stück Der Hals der Giraffe mit der großartigen Ursula Berlinghof handelt vom Schicksal einer sehr einsamen und nach außen hin sehr harten Biologielehrerin, die durch ihre Härte ins Straucheln gerät und mehr und mehr aus ihrer Rolle fällt. Das Stück wurde bisher so gut angenommen, dass es Zusatztermine im Dezember und Januar gibt. Be quick!

Münchner Kammerspiele

2. Wartesaal

Wir hatten euch in der letzten Theaterempfehlung bereits ein Stück von Stephan Pucher empfohlen und genauso halten wir es dieses mal, weil er einfach überzeugt! Er inszeniert an den Münchner Kammerspielen das Stück Wartesaal auf Basis der Wartesaal-Trilogie des großartigen Münchner Schriftstellers Lion Feuchtwanger. Gefangen zwischen den radikalen Veränderungen der Zeit und der Ohnmacht der einzelnen, handelnden Person ist die Zukunft nicht abzuwenden. Feuchtwanger schrieb über dreißiger Jahre als Warteschleife. Pucher fragt uns, ob wir diese Warteschleife nicht auch heute wahrnehmen.

3. Hamlet

Meine theaterbegeisterte Freundin war insgesamt drei Mal in Hamlet und nach jeder Aufführung vollkommen hin und weg. Christopher Rüping, Hausregisseur an den Kammerspielen wird als Regie-Wunderkind gehandelt und inszeniert phantasievoll, verspielt und auf keinen Fall altbacken. Hamlet ist trotz seiner 400 Jahren immer noch aktuell. Atmosphärische Elemente wie Nebel und Musik sowie die dreiköpfige Besatzung packen die Zuschauer. Rüping lässt euch in einem Gefühlssturm aufgehen und im Moment der totalen Auflösung wieder zu Boden schmettern. Freut euch auf 240 Liter Kunstblut, Konfetti und Ophelia in einem Hauch von Nichts, gespielt von Nils Kahnwald.

4. Ekzem Homo

Gerhard Polt ist Kult. Umso besser, dass er wieder mit den musizierenden Well-Brüdern (ehemalig Biermösl Blosn) auf die Bühne der Kammerspiele zieht und dort den witzig, gscherten und motzenden Rentner Brezner spielt. Der lebt in ungesunder Nachbarschaft zu den drei Well-Brüdern und Herrn Merki in der oberbayrischen Diaspora. Polt schlüpft in verschiedene Alter-Egos,wie den Mehrwertsteuertrickser oder den indischen Aushilfspfarrer. Bei Ekzem Homo erwartet euch ein selig-komischer Abend, mit wortkünstlerischer Hinterfotzigkeit à la Gerhard "Großmeister" Polt!

Gärtnerplatztheater

5. Der Nussknacker

Das Gärtnerplatztheater ist zurück und erstrahlt in neuem Glanz. Obligatorisch zur Weihnachtszeit läuft der Balletklassiker Nussknacker, ein Evergreen. Balletdirektor Karl Alfred Schreiner choreografiert das Weihnachtsballet über die kleine Klara und ihre großen Träume. Es erzählt neben einer fantasievollen Weihnachtsgeschichte auch eine Parabel über das Erwachsenwerden. Sichert euch schnell Tickets, denn die sind gerade für die erste Spielzeit sehr gefragt!

Metropoltheater

6. ALICE

Das Metropoltheater ist ein kleines, freies Theater in München-Freimann und bekannt für seine poetischen und bildstarken Inszenierungen. In ALICE fusioniert kunstvoll das Leben von Lewis Carrol (Autor von Alice im Wunderland) und dessen Obsession für Alice Liddell mit den Motiven aus "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln". Musikalisch untermalt wird das Ganze von Tom Waits legendärem Album "Alice". Im Anschluss könnt ihr den Abend mit einem Primitivo im Theatercafe im Stil der 50er Jahre ausklingen lassen!

Residenztheater

7. Mauser

Auf geschundene, nackte und meist tote Körper blickt von der Rückwand des Bühnenraums eine riesige Fotografie vom Autor Reiner Müller. Regisseur Oliver Frljic inszeniert dessen Text, indem er ihn ernst nimmt und doch kritisch befragt. Das Stück Mauser von 1940 verhandelt den Widerspruch, den Revolutionen produzieren, wenn sie sich auf Gewalt, auf Morde und tote Körper gründen. Wenn die Idee von einer besseren Gesellschaft eine Maschinerie des Töten in Gang setzt, in die man sich entweder eingliedert oder selbst zum Feind wird. Frljic stellt dem Revolutionär als Maschine den Menschen gegenüber.

8. In einem Jahr mit 13 Monden

In 75 traurigen Minuten inszeniert der polnische Regisseur Aureliusz Śmigiel das Stück In einem Jahr mit 13 Monden. Dieses basiert auf den gleichnamigen Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1978. Thomas Loibl spielt Elvira Weishaupt, ehemals  Erwin Weishaupt in der Hauptrolle, eine schmerzerfüllte Figur auf der Suche nach der Liebe, die an der Gleichgültigkeit ihrer Mitmenschen tragisch zerbricht. Loibl meistert die Herausforderung, eine Figur, die sich selbst belächelt, eben nicht lächerlich zu zeigen.

Theater und so fort

9. Eigengrau

Das Theater und so fort, ist ein sehr kultiges kleines Theater im Innenhof der Kurfürstenstrasse 8. Im September fielen die Räumlichkeiten einem Wasserschaden zum Opfer. 94 Veranstaltungen mussten abgesagt werden und eine Komplettsanierung steht an. Ausweichlocation für das Stück "Eigengrau" ist das Milla. Das Theaterstück von Penelope Skinner dreht sich um vier Londoner Stadtbewohner, die auch ohne den Clash von Nationalitäten multikulturell sind und deren äußere Wirkung nicht immer das Innere widerspiegelt. Auf jeden Fall ein spannendes Stück!

Blutenburg Theater

10. Die Zeugin der Anklage

Für alle Tatort-Home-Ermittler unter euch: ein Theater, dass sich auf Kriminalstücke spezialisiert hat. Hier könnt ihr im Geiste mit rätseln und Agatha Christie-Fans kommen auf ihre Kosten. In der ersten Inszenierung seit 20 Jahren, übernimmt der berühmte Strafverteidiger Sir Wilfrid Robarts im Krimiklassiker "Zeugin der Anklage" einen scheinbar aussichtslosen Fall. Ein sympathischer junger Mann wird verdächtigt, eine reiche Witwe ermordet zu haben. Schwarz-Weiß Impressionen lieferte bereits die Verfilmung von 1957, mit Marlene Dietrich und Charles Laughton.

Volkstheater

11. Dogtown Munich

Am Ende des Stücks vom Münchner Filmemacher, Grantler, Schriftsteller und Maler Herbert Achternbusch setzt ein Hund seinen Haufen ins Herz der Stadt. Im Stück ohne ein erkennbare Handlung begegnen sich verschiedenste Charaktere auf dem Münchner Marienplatz. Und interagieren. Über der Bühne hängt ein riesiger Heiligenschein aus Leuchtstoffröhren und die Kostümbildner haben geschmackvoll eine Reihe von geschmacklosen Kostümen ausgewählt. Eine Riesenvergnügen für alle (Nicht-)Münchner!