Alte Freunde wiedertreffen – und alles ist wie immer!

© Anna Rupprecht

In Print-Zeitschriften gehört es dazu, dass der Herausgeber auf der ersten Seite die Stimmung, Meinung oder Richtung der jeweiligen Ausgabe einfängt. Warum gibt es das auch nicht online?, haben wir uns gefragt. Denn genauso schwirren jede Woche Gefühle, Stimmungen und Meinungen durch München, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends festhalten. In dieser Kolumne ist Platz, um all meine Gedanken zu München und dem, was mir in der Stadt begegnet ist, zu sammeln. In dieser Folge: Alte Freunde wiedertreffen!

München ist ja so verdammt klein, dass es ab und an echt verdammt wehtut. Zum Beispiel dann, wenn man mit gebrochenem Herzen denjenigen trifft, der für eben jenes verantwortlich ist oder auf der Party plötzlich neben jemandem steht, bei dem man absichtlich vergessen hatte, sich zu melden – "Ach hi, na und du so?". Dann gibt es aber auch noch die schönen Begegnungen, die bei denen man sich fragt: Warum haben wir uns eigentlich Jahre nicht gesehen? Und die sind vor allem in unserem kleinen Lieblingsdorf möglich – in der man eigentlich schon genau weiß, wen man wo trifft.

Und dann sitzt man plötzlich an einem Augustabend zehn Jahre später in der gleichen Bar und traut seinen Augen erst einmal nicht.

Und so saß ich vor ein paar Wochen in einer schönen Sommernacht vor dem Cucurucu und traf ganz zufällig eine alte Freundin wieder, mit der ich mir vor zehn Jahren (!), mit zarten 17, meine ersten Partynächte – damals noch im alten und wie ich finde, nicht vergleichbaren Harry Klein – um die Ohren schlug. Sie, ihre drei besten Freundinnen und ich hatten damals, so bis kurz nach dem Abi, eine richtig gute Zeit – und wir mochten uns auch alle. Und haben uns dann doch irgendwie verloren, weil alle zum Studieren wegzogen (abgesehen von mir).

Weil jeder mal in die Welt rauswollte, aber auch weil etwas Neues anfing. Mit dem Studium kamen neue Leute in unser Leben, ab und an sah man noch auf Facebook, wo der Andere sich gerade so herumtrieb. Ja, und dann sitzt man plötzlich an einem Augustabend zehn Jahre später in der gleichen Bar und traut seinen Augen erst einmal nicht. Natürlich ist es kurz seltsam, man ist aufgeregt und hat ein bisschen vorhersehbaren Smalltalk, aber dann wird's ernst, wenn einer von beiden sagt: "Lass uns bald mal sehen!". Und ich sage das nie, wenn ich es nicht wirklich will.

München fühlt sich in solchen Momenten an, wie ein Campingplatz am Gardasee. Nichts ist aus der Welt, alles zu Fuß erreichbar – und die Leute kommen immer wieder.

Ein paar Wochen später spaziere ich also zu einer Essenseinladung rüber auf die andere Isarseite ins Dreimühlenviertel und finde das alles wahnsinnig schön. Denn München fühlt sich genau in solchen Momenten an, wie ein Campingplatz am Gardasee. Nichts ist aus der Welt, alles zu Fuß erreichbar – und die Leute kommen immer wieder. Auf dieses Fleckerl ist Verlass. Natürlich bin ich trotzdem aufgeregt und dann ziemlich schnell erleichtert, als wir feststellen: Alles ist wie immer, zum Glück!

Wir essen zu Abend, trinken Wein, füllen natürlich ein paar Wissenslücken ("Was hast du eigentlich gleich noch studiert?"), aber ansonsten fühlt es sich an, wie ein Abend, den es so immer geben könnte und immer gegeben hat. Wir haben zwar ein paar Jahre ausgelassen, aber das macht gar nichts. Genau das finde ich so schön an dieser Stadt: Sicherlich dauert es seine Zeit in München anzukommen und Leute kennenzulernen, aber wenn man einmal drin war, dann bleibt man es auch. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum so viele Münchner immer wiederkommen.

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