Artvergnügen #7 – Unsere 11 Kunsttipps für den August

Künstlerisches Sommerloch im August? Von wegen! Der (hoffentlich) heiße Monat bringt coole Ausstellungen und Events nach München. Falls ihr Urlaub oder Ferien habt, seid ihr besonders gut dran und könnt einfach alles mitmachen: fleißige Bienchenbilder angucken, zahlreiche Installationen, die in der Stadt verteilt sind, bestaunen, Ausstellungen über Kambodscha und die „Abenteuermaschine“ Fahrrad besuchen oder an tollen Vernissagen teilnehmen. Im August ist Street Art ebenso ein Thema wie Lockenköpfe. Und Papiertauben werden uns alle beflügeln! In diesem Sinne: Streckt Eure Kunst-Fühler aus und erkundet!

Artvergnügen August
© Ann-Christine Woehrl

1
Shaded Memories. Der Schatten über Kambodscha. Fotografien von Ann-Christine Woehrl

Als Urlaubsdestination für Abenteurer wird Kambodscha immer beliebter. Dabei ist es allerdings unumgänglich und vor allem wichtig, sich mit der Geschichte des Landes zu befassen. Zum ersten Mal in Deutschland nimmt sich eine Ausstellung der erschreckenden Vergangenheit Kambodschas an – die Fotografin Ann-Christine Woehrl erzählt mit ihrer Kamera von den menschenunwürdigen Ereignissen und arbeitet im Bild auf, was 1975 mit Diktator Pol Pots Vision einer klassenlosen Agrargesellschaft begann. Sie dokumentiert ihre Reisen ab 2013, die sie unter anderem zum ehemaligen S-21 Gefängnis S-21 in Phnom Penh, sogenannten Killing Fields und dem seit 2006 eingerichteten UN-Tribunal zur Bestrafung der unfassbaren Verbrechen führt. Bedrückend, aber absolut sehenswert!

Artvergnügen August
© Heidi & Hans-Jürgen Koch

2
Bienen - Bestäuber der Welt / Fotografien von Heidi & Hans-Jürgen Koch

Der Trend geht zur Biene. „Urban Honigherstellung“ ist eine ganz große Sache, und dass sich Privatpersonen oder Hotels (gerne auch auf einer coolen Dachterrasse inmitten von Millionenstädten) mit Imkerei beschäftigen, ist nichts Außergewöhnliches mehr. Heidi und Hans-Jürgen Koch gewähren in ihrer Fotoausstellung Einblicke in eine sehr spannende Herrschaftsform: den Bienenstaat. Die Tierfotografen haben die Bienen aus ungewöhnlichen Blickwinkeln bei der Arbeit beobachtet und sie zudem in Form von Makroaufnahmen abgelichtet. Dabei kommt auch die Kunst nicht zu kurz: Bilder der geometrischen, perfekt konstruierten Waben lassen den Betrachter aufs Neue über die Schönheit der Natur, die einer perfekten Inszenierung gleicht, staunen!

© Nina Vogl

3
No such things grow here

Die in Bad Tölz geborene Susi Gelb ist der kreative Kopf hinter den temporären Kunstprojekten, die am Max-Joseph-Platz (Opernvorplatz), Odeonsplatz und Lenbachplatz zu sehen sind. Vier Wochen lang dürfen sich Münchner und Besucher mit den multimedialen Installationen beschäftigen und auf eine visuelle Expedition gehen. Die Materialien führen ein Eigenleben – obwohl sie uns bekannt sind, stehen sie in einem auf den ersten Blick fraglichen Zusammenhang zu ihrer Kulisse. So erstrahlt ein überdimensionaler LED Screen auf dem Max-Joseph-Platz, eine tropische Palme scheint direkt aus dem Untergrund, durch Pflastersteine hindurch, auf dem Odeonsplatz emporzusteigen und den Lenbachplatz verzieren Versatzstücke einer Bananenplantage. Die Auswahl der Orte für ihre Kunst im Öffentlichen Raum trifft Susi Gelb bewusst, um die Energie von Location, Passanten und ihrer eigenen Gedankenwelt miteinander kommunizieren und dabei neue Spannungsfelder entstehen zu lassen.

  • Odeonsplatz Odeonsplatz 1, 80539 München
  • bis 21. August 2017, Spaziergänge (Start Max-Joseph-Platz) am 02.08. um 19 Uhr, am 5., 12. und 19. August 2017 um 14 Uhr
  • Eintritt frei
Artvergnügen August
© Les Colombes

4
Michael Pendry – Les Colombes

Michael Pendrys Kunst steht in Zusammenhang mit Technik, Ziel ist eine reale Umsetzung. Die weißen Papiertauben, die bereits weltweit unterwegs waren, geben nun ihr Gastspiel als 30 Meter lange Installation „Les Colombes“ im barocken Kirchenschiff der Heilig-Geist-Kirche am Viktualienmarkt. 2.000 kunstvoll kreierte Vögel werden mit dem Sound der Elektro-Pop-Formation „Digital Haze“ und einem kaleidoskopähnlichen Lichtkonzept zu abendlicher Stunde inszeniert. Das Zusammenspiel der drei Elemente, vor allem in dieser imposanten Kulisse, gibt dem Gesamtkunstwerk jede Menge Kraft und Inspiration für die Sinne.

Artvergnügen August
© Linda Nübling

5
Gurlz with Curlz – we are more than stereotypes

Schnell wird die Lockenpracht deutscher Frauen mit ethnischem Hintergund im wahrsten Sinne des Wortes über einen Kamm geschert – dabei sind diese Frauen weit davon entfernt, sich wie Schwestern zu ähneln. Die Ausstellung zeigt Diversität; und zwölf Frauen, die auf den ersten Blick, vom Schaufenster aus, einen einzelnen großen Afro bilden. Doch wenn man hinter die Fassade, also in die Gesichter der Damen blickt, werden mit den Portraits die Persönlichkeiten und die Charaktere, die man in Augen und Gesichtszügen lesen kann, enthüllt. Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit Linda Nübling vom Studio Nüe, Meki Fekadu aka Zombienanny und Coexist Collektive entstanden.

Artvergnügen August
© Der Greif Magazin

6
Der Greif 10-Jahre Anniversary Party

DER GREIF ist ein Gesamtkunstwerk. Ein Zusammenschluss für die Förderung zeitgenössischer Fotografie in Form von Print, Online, Workshops und dem Austausch Gleichgesinnter auf verschiedenen Ebenen. Sein künstlerisches Herz spiegelt sich seit 10 Jahren in dem werbefreien, gleichnamigen Printmagazin wider, das nun mit der Jubiläumsausgabe #10, parallel zum 10-jährigen Bestehen, gefeiert wird! Am 3. August steigt die Party im Kunstverein München – Unterstützung gibt es von Super Paper München, Village Voice Gazzetta (The Rabinas) und dem Künstler Florian Kreier, der sich als Angela Aux zusammen mit seiner Band einen Namen in der bayerischen Subkultur gemacht hat.

Artvergnügen August
© Metro Centric | Flickr | CC BY 2.0

7
Street-Art an der Isar

Am 2. August wird die „Street-Art an der Isar“- Ausstellung während der Vernissage mit einem Calligraffiti-Livepainting von Marco Reinhardt eröffnet. Auch wenn man es nicht unmittelbar vermuten mag, München hat eine lange Street-Art-Vergangenheit und kann sich mit Namen wie Loomit, Eazy und LawOne, die auch international in der Szene bekannt sind, rühmen. In den 1980er Jahren fand die Graffiti-Bewegung in München eine Basis, von der aus sie sich in ganz Deutschland verteilte. Welche Werke in der Umgebung des Kulturstrandes zu sehen sind und welche Künstler sich z.B. in den Unterführungen der Isarbrücken verewigten, zeigt zwei Wochen lang Street-Art an der Isar.

Artvergnügen August
© Vincent Breysacher – Alps Media

8
Oris Art Cube

Die Berliner Klebebande, das wohl bekannteste deutsche Tape Art Kollektiv, hat am 26. Juli ein dreidimensionales Kunstwerk im Außenbereich des MUCA mit Tape bearbeitet. Das Projekt Oris Art Cube wurde vom Schweizer Uhrenhersteller Oris ins Leben gerufen, um die Symbiose zwischen urbaner Kunst und dem Uhrmacherhandwerk visuell darzustellen. Die #craftingculture Kampagne integriert zudem die kulturelle Bedeutung von Zeit und hat in diesem Fall der Klebebande freie Hand gelassen, ihre Idee von „Raum & Zeit“ umzusetzen. Der Cube ist den Dimensionen des Pantheon in Rom nachempfunden – Besucher können das Kunstwerk nicht nur betrachten, sondern auch begehen.

Artvergnügen August
© Filippo Steven Ferrara

9
Samin

Samin ist die Protagonistin dieser Ausstellung. Sie ist die Frau, die Filippo Steven Ferrara mit seiner Kamera begleitete. Die 27-jährige Samin wurde in Teheran geboren und hat in Florenz ihren Studienabschluss gemacht. Um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, benötigt sie einen dauerhaften Arbeitsvertrag, für diesen ist allerdings eine Aufenthaltsgenehmigung Voraussetzung. Wie sich der Kampf gegen die Bürokratie auf Samins privates Umfeld und ihre Psyche auswirkt, hält der halb-italienische, halb-deutsche Fotograf Ferrara in diesem bewegenden Langzeitprojekt fest. Dabei dokumentiert er ihre Gefühle, die von Unsicherheit, Angst und Verzweiflung geprägt sind.

  • Farbenladen Hansastr. 31, 81373 München
  • 25. August und 26. August 2017: 18.30–21.30 Uhr, 27. August 2017: 15.30–20.00 Uhr, 28. & 29. August 2017: 16.30–20.00 Uhr
Artvergnügen August
© Deutsches Museum

10
Balanceakt – 200 Jahre Radfahren

Hättet ihr gedacht, dass die Anfänge des Fahrrads vor fast genau 200 Jahren dokumentiert wurden? Karl Freiherr von Drais schwang sich 1817 in Mannheim zum ersten Mal auf sein wegweisendes Laufrad, das rund 50 Pfund schwer und sensationelle 15 Stundenkilometer schnell war. Galt das Radeln einst als skurriles Vergnügen, so ist es heute Teil einer selbstverständlichen Massenbewegung, deren Zukunft mit Sicherheit noch einige Überraschungen bereithält. Die Ausstellung zeigt auf circa 1000 Quadratmetern rund 100 stehende und hängende Fahrräder, die die rasante Entwicklung von der Original-Draisine über ein supermodernes Brennstoffzellen-Fahrrad bis hin zum Design-Bike mit Gold-Muffen aus dem 3D-Drucker verdeutlichen. Im Fokus der Ausstellung stehen Technik und Wirtschaft, Kultur und Sport sowie Mobilität und Verkehr.

Peter Lindbergh Kunsthalle
© BrauerPhotos / G.Nitschke fuer die Kunsthalle Muenchen

11
Peter Lindbergh. From Fashion to Reality

Kein Wunder, dass diese Ausstellung bis zum Ende des Monats verlängert wurde – die Besucherzahlen sprechen für sich: Rund 150.000 Menschen haben sich in den vergangenen Wochen die Werke Peter Lindberghs angeguckt. Ihr solltet die Chance, mitreden zu können, unbedingt nutzen und auf jeden Fall in der Kunsthalle vorbeigucken. Der in Deutschland geborene Ausnahmefotograf Peter Lindbergh gewährt Thierry-Maxime Loriot und damit dem Besucher von „Peter Lindbergh. From Fashion to Reality” einen uneingeschränkten Einblick in seine Archive. Egal, ob ihr Fotografie – das Handwerk oder das Ergebnis – liebt, Fashionistas seid, Lust auf Bilder, die Geschichten erzählen, habt, oder einfach Teil eines wirklich besonderen Kunstereignisses in München sein möchtet. Die multimediale Ausstellung umfasst rund 220 Objekte, zu denen auch Filme, bisher unveröffentlichte Storyboards, Requisiten, Polaroids und Kontaktabzüge gehören.

Zurück zur Startseite