Warum ich die neue Bäckerei Alof in Untergiesing nicht mag

© Anna Rupprecht

In Print-Zeitschriften gehört es dazu, dass der Herausgeber auf der ersten Seite die Stimmung, Meinung oder Richtung der jeweiligen Ausgabe einfängt. Warum gibt es das auch nicht online?, haben wir uns gefragt. Denn genauso schwirren jede Woche Gefühle, Stimmungen und Meinungen durch München, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends festhalten. In dieser Kolumne ist Platz, um all meine Gedanken zu München und dem, was mir in der Stadt begegnet ist, zu sammeln. Diesmal: Über hippe Bäckereien.

Ich hab mich wirklich wahnsinnig gefreut, als eines Tages plötzlich mit weißer Schrift auf den Schaufenstern vom Bald Neu stand: "Hier eröffnet am 22. April die Bäckerei Alof". Wochenlang bin ich davor um den Laden herumgeschlichen, in der Hoffnung, man würde bald erkennen, was hier entstehen soll. Und das hörte auch nach dieser frohen Botschaft nicht auf und ich schlich und schlich und guckte und guckte bis zum Eröffnungstag – bis ich schließlich begriff: That was that.

Außerdem kann ich nicht einmal Semmeln holen, weil mein Zehn-Euro-Schein gerade einmal für ein Croissant und eine Brezn reicht.

Seitdem ist einige Zeit vergangen, aber die Wunden sind nicht verheilt. Nicht nur, dass die wunderschöne Bald-Neu- und davor noch Café-Brasserie-Einrichtung einfach herausgerissen wurde, es folgte einfach: Nichts. Und so haben wir jetzt eine Bäckerei, die ein Café sein möchte, ganz ohne Einrichtung im Viertel. Eine Bäckerei, bei der ich morgens nicht einmal Semmeln holen mag, weil es immer brechend voll ist mit Menschen, die sich schick machen zum Frühstück (Leute, es ist eine Bäckerei!) und einen angucken, wenn man in Schlafanzughose an der Theke bezahlt.

Außerdem kann ich nicht einmal Semmeln holen, weil mein Zehn-Euro-Schein gerade einmal für ein Croissant und eine Brezn reicht. Nachdem ich nun drei Mal dort war, habe ich zwei Mal schnurstracks den Laden wieder verlassen und bin einmal geblieben für Kaffee und Croissant. Leider, denn verweilen möchte man hier eher nicht. Zwischen Fliesenboden und hellhölzernen Bierbänken, für die man sich nicht einmal die Zeit genommen hat, sie mit Klarlack zu streichen. Genauso wie man sich für den Rest des Ladens keine Zeit genommen hat – das Gefühl habe ich zumindest.

Und ich möchte die Kellnerin nur zur Seite nehmen und ihr sagen, dass Bäckereien bitte nicht so aussehen müssen wie das Kong.

Alles wirkt, als wäre man ein Mal zum Baumarkt gefahren, hätte die Beine der Hochbänke zugeschnitten und fertig. Es soll wahrscheinlich "undone" aussehen, dabei wirkt es einfach nur lieblos. Und ich möchte die Kellnerin nur zur Seite nehmen und ihr sagen, dass Bäckereien bitte nicht so aussehen müssen wie das ehemalige Kong. Kohlefadenlampen, okay, aber entwirrt's halt bitte zumindest die Kabel. Teurer Kaffee okay, aber muss ich ihn mir dann noch selbst von der Theke abholen?

Ich habe mich wirklich wahnsinnig auf das neue Alof gefreut, aber so oft ich früher noch ins Bald Neu gegangen bin, so oft gehe ich jetzt an der neuen In-Bäckerei liebend gerne vorbei. Zudem zieht der Laden so viele Nicht-Untergiesinger ins Viertel, dass man wirklich keine Sau mehr da drin kennt und alle stehen gespannt vor der Kuchenauswahl, wie die Schulkinder beim Ausflug nach Hellabrunn. Zum Glück gibt's jetzt im Fiedler & Fuchs endlich gutes und günstiges Frühstück. Da kann ich sogar in der Sonne sitzen und die Bierbänke stehen da, weil's ein Biergarten ist.

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