11 Gedanken, die du als Stuttgarter*in in München hast
Manchmal macht man Ausflüge in eine andere Stadt. Manchmal ist man dann verliebt. Manchmal bleibt man länger als gedacht und manchmal fühlt man sich wohl. Manchmal muss und/oder möchte man trotzdem ein wenig später wieder gehen. Während Berlin behauptet, ein Schwabenproblem zu haben, sind sich München und Stuttgart nicht nur räumlich viel näher, auch die Sympathien sind weitaus besser verteilt. Trotz allem gibt es so einige Dinge, über die man sich als Stuttgarterin in der bayerischen Landeshauptstadt wundert.
1. "München, warum sind deine Straßen so breit?"
Stuttgarts Kessellage bringt bekanntermaßen gewisse Begrenzungen mit sich: Da gibt es Gässchen, Stäffele und eben „normalproportionierte“ Straßen. Boulevard-ähnliche Autobahnen, die mitten durch München führen, hinterlassen da zu Anfang schon mal offene Münder.
2. "Welcher Ring ist das jetzt?"
Das Münchner Verkehrsnetz blieb für mich lange Zeit ein ungelöstes Rätsel. Die MVV untergliedert das Gesamtnetz in 16 Ringe. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, zählt und meidet man bestenfalls drei: Die Bundesstraße 2R aka Mittlerer Ring aka verkehrsreichste Straße Deutschlands. Der Frankfurter Ring und den Altstadtring. Als Neuling und Landei zum ersten Mal mit Car-to-go auf einem dieser Ringe unterwegs, ist aber gar nicht mehr so viel klar und die Orientierung scheint schier unmöglich. Der Umstieg auf Tram und Streifenkarte macht die Sache auch nicht besser – wie gesagt, 16 Ringe.
3. "Ach, du studierst und trägst deswegen Cos?"
Jede Studentenstadt schaut anders aus, soweit klar. Nur ist es so, dass München rein äußerlich mit seinen über 20 Hochschulen und 120.000 Studenten für einen Studenten aus Stuttgart oft so gar nicht nach Studium, Bafög und Birkenstock ausschaut.
4. "Der hat sich sein eigenes Vesper mitgebracht!"
Ja, okay, schnell gelernt, dass das hier Brotzeit heißt, aber wirklich nirgends trinkt man schöner sein Feierabendbier als an der Isar oder im Biergarten. Dass man zusätzlich genau dort sein selbstmitgebrachtes Picknick starten darf, war unerwartete und angenehme Überraschung in einem – da jauchzt das Schwabenherz. Ein Hoch der Biergartenkultur!
5. "Keine neuen Freunde – ich weiß schon."
München ist voll von Besuchern, aber auch voll von Menschen, die immer schon da sind und auch bleiben und irgendwie – öfter als aus anderen Städten gewohnt – gar keine so große Lust haben, neue Freund*innen zu finden, kann das sein? KNF aka "Keine neue Freund*innen" ist vielleicht auch einfach ein Schutzmechanismus für das wilde Kommen und Gehen in der Stadt und Zuagroaste haben es hier ja bekanntlich nie leicht.
6. "Ich dachte sonntags wär's okay im Schlafanzug zu kommen."
Kalt, faul und gemütlich gestimmt? „Da bleibst besser zu Haus!“. Die Münchner*innen ziehen sich auch verkatert schön an. Schmarrn und Klischee, schon klar, aber die Orte, an denen man sich in besagter Stimmung und passender Schluri-Klamotte wohl fühlt, sind in München tatsächlich rar gesät.
7. "Soo viel los ... ich bleib' zu Hause."
Große Stadt, großes Nachtleben. Das sehen hier zwar viele irgendwie anders, aber kann einen als Stuttgarter schon überfordern. Zum Glück werden die schönsten Vergnügen mittlerweile hier empfohlen, damit die Auswahl in Zukunft leichter fällt.
8. "Das ist doch nicht weit!"
Kinder, ihr habt keine Ahnung was für ein Glück ihr mit euren kurzen Wegen habt. Im Sommer zum Beispiel: Keine Frage, wir lieben unseren Kessel, aber die beradelbare Badewassernähe bietet er – Freibäder exkludiert - nun wirklich nicht. Minimum 40 Minuten im Auto zum nächsten Plansch oder aber schönes Brutzeln im Kessel. Isar, Eisbach, Wörthsee, Feldmochinger oder Feringasee, um nur ein paar zu nennen, wären da teures Gut. #Luxusprobleme
9. "Achso, das ist die Kaltmiete."
Viel zu erklären gibt es nicht. Man weiß es und trotzdem macht man auf Wohnungssuche wohl immer wieder große Augen, wenn es dann um die Moneten geht. Viel fehlt nicht mehr, aber ein bisschen Vorsprung hat München dem Kessel gegenüber schon noch.
10. "Nach acht Uhr hat ja wirklich nichts mehr offen."
Verwöhnt von 8-24 Uhr Öffnungszeiten und der Tatsache, dass man bis 22 Uhr in jedem Supermarkt noch sein „Mitbring-Bier" oder auch Geburtstagsgeschenk kaufen kann, staunt man die ersten Wochen nicht schlecht, wenn man immer wieder um kurz nach 20 Uhr vor verschlossenen Ladentüren steht. Auch, dass viele Dönerläden die nächtliche Futterlaune nicht ausnutzen und zu gesitteten Zeiten schließen, war neu, doch durchaus gern gesehen. Denn die Spätschichten für uns verwöhnte Zugezogene müssen nicht sein - ging früher ja auch anders.
11. "Die lieben Brezeln genauso sehr wie wir!"
Und die machen das auch gar nicht mal so schlecht, auch wenn sie streng mit dem angeblich überflüssigen "L" sind. Whatever, es lindert Heimweh – falls vorhanden – ganz enorm!