Viertel Hoch Drei – Glockenbach

© Stefanie Witterauf / Amelie Niederbuchner

Wir fragen drei Leute nach ihren liebsten Orten – Cafés, Parks, Kneipen, Läden, Restaurants, was auch immer ihnen in den Sinn kommt. 3 Menschen, 3 Orte, 1 Viertel. Diesmal waren wir im Glockenbachviertel unterwegs.

Die Zeiten, in denen das Glockenbachviertel auch Regenbogenviertel genannt wurde, sind fast vorbei. Mit den Luxusbauten wie dem Wohn-Tower The Seven oder den viel umstrittenen Glockenbachsuiten ist die Gentrifizierung nicht zu übersehen. Trotzdem behält der Teil, in dem sich die Isarvorstadt Glockenbach nennt, einen ganz besonderen Charme. Genauso wie das Westend seit Jahren im Kommen ist, soll das Szeneviertel auf dem absteigenden Ast sein.

Man unterstellt dem Viertel, bloß eine Erweiterung der Feierbanane und Ausbau der Kaufingerstraße zu werden. Alteingesessene Handwerksläden müssen wegen des Mietwahnsinns weichen. Burgerläden sprießen immer noch wie Pilze in den verwinkelten Straßen aus dem Nichts. Wer aber seine Runden um den Gärtnerplatz dreht, findet sich wieder in einer Welt aus Pop-Up Shops, Zwischennutzungen, kleine Boutiquen und passend dazu einer Menge furchtbar angesagt gekleideter Menschen.

Stefan (27) wohnt seit 2014 im Viertel

© Amelie Niederbuchner

Vor mehr als zwei Jahren ist Stefan vom Hauptbahnhof in eine Wohnung direkt am Gärtnerplatz gezogen. Dort sitzt er abends mit seinen Freunden zwischen Tulpen oder in einer der zahlreichen Bars, die das Glockenbach zu bieten hat. Egal, ob Kaffee oder Feierabenddrink das Gastro-Angebot ist vielseitig. Stefan meint das Viertel hätte schon fast Kiezcharakter, denn irgendwer aus dem Freundeskreis ist immer unterwegs oder man kennt jemanden, der im Café oder in der Kneipe ums Eck arbeitet. Die Nachbarn seien nett, der Bäcker gut, die Isar nicht weit, genauso wie die Altstadt und die MVV App dadurch überflüssig. Irgendein öffentliches Verkehrsmittel fährt immer. Sofern man das Viertel überhaupt verlässt.

Glockenbach
© Man versus Machine

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Frisch gerösteten Kaffee trinken im Man versus Machine

Super clean und super hip beschreibt das Man Versus Machine in der Müllerstraße ganz gut und es gibt verdammt guten Kaffee. Das Ehepaar Mehrwald hat sich damit ihren Traum verwirklicht. Inspiriert von dem Filterkaffee Trend aus San Francisco haben sie vor zwei Jahren ihre erste eigene Kaffeerösterei mit Ausschank eröffnet. Praktischerweise am Nabel des Viertels. Die große Fensterfront lädt zum Beobachten ein. Noch besser geht das aber auf den Außenplätzen. Im Sommer knallt die Sonne und wäre das Bimmeln der Tram nicht da, dann würde man schnell die Stadt und den Kinderwagen neben sich vergessen. Das Besondere: der Kaffee, den du hier trinkst, wird tatsächlich in der Nische hinter dem Barista mit Vollbart geröstet. Die hellgeröstete Bohne schmeckt den Münchner*innen so gut, dass eine zweite Filiale in der Maxvorstadt aufgemacht hat.

  • Man versus Machine
  • Montag – Freitag: 08–19 Uhr, Samstag: 09–19 Uhr
Glockenbach
© Stefanie Witterauf

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Design-Wohnaccessoires kaufen im Hay Mini Market

Windowshoppen macht im Glockenbachviertel besonders viel Spaß. Kleine Boutiquen reihen sich mit handgefertigten Produkten nebeneinander. Hay ist ein dänisches Einrichtungshaus und hat seinen Weg auf zwei Stockwerken nach München gefunden. Neben den Designmöbeln gibt es auch den Mini Market. Dort findet sich allerlei witziger Krimskrams, den man besitzen will, wenn man ihn erstmal entdeckt hat: Paper Porcelain Vasen, schwere Metallscheren, goldene Architektenklammern, bunte Notizbücher, Betonblumentöpfe, hübsche Holzkochlöffel, Küchenzubehör, das nicht beschämt in der Schublade versteckt werden muss und vieles mehr. Ein guter Ort, um nach Geburtstagsgeschenken zu suchen für Freunde, die eh schon alles besitzen.

  • HAY Store München
  • Montag – Freitag: 10.00–18.00 Uhr, Samstag: 10.00–16.00 Uhr
Baader Café
© Anja Schauberger

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Günstig gut essen und trinken im Baader Café

Manchmal gibt es Orte, an denen scheinbar die Zeit stehen geblieben ist. Einer dieser Orte ist das Baader Café. So kommt es einem vor, als ob es seit der Entstehung vor mehr als 25 Jahren keine Veränderung mehr gegeben hat. Aber das ist auch gut so. Unzählige Stammgäste hat das Lokal in den Jahren mit seiner Authentizität und seinem Charme gesammelt. Bodenständig und ungezwungen, zu jeder Tageszeit. Fantastisches Frühstücksangebot, die besten Käsespätzle im Viertel und faire Bierpreise machen das Baader Café immer zu einer guten Wahl.

  • Baader Café
  • Montag – Sonntag: 10–24 Uhr

Nora (22) erfreut sich seit 1,5 Jahren am Glockenbach

Glockenbach
© privat

So nahe an der Isar zu wohnen ist ein großes Glück. Wasser und Grün direkt vor der Haustür lassen schon mal das hektische Stadtleben vergessen. Nora ist für ihre Ausbildung zur Goldschmiedin von einer Kleinstadt in Franken nach München gezogen, wo sie auch ihren eigenen Schmuck herstellt. Sie genießt den Trubel im Glockenbachviertel und schlendert von einem kleinen Laden, ins nächste Cafè oder in wunderschöne Hinterhöfe. Manchmal entdeckt sie auch kleine Werkstätten, denn das Viertel ist noch immer voller Künstler und Kreativer.

Party
© Rennsalon

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Entspannt und gemütlich trinken im Rennsalon

Der Rennsalon ist eine kleine, aber nicht zu kleine, laute, aber nicht zu laute und bunte aber nicht zu bunte Bar an der Grenze zum Dreimühlenviertel. Leckere wechselnde Biersorten werden von den verschiedensten Gästen getrunken. Hauptsache entspannt! Im Sommer wird in den gemütlichen Liegestühlen am Straßenrand gelungert, Weinschorle geschlürft und der Stadtgeruch tief eingeatmet.

  • Rennsalon
  • Dienstag – Donnerstag: 20.00–01.30 Uhr, Freitag & Samstag: 20.00–03.00 Uhr
Glockenbach
© Nina Vogl

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Einkehren in der gemütlichen Gaststätte Rumpler

Nach der Kirche gibt's am Sonntag deftiges Essen. Egal, ob man noch in die Kirche geht oder nicht. Die Tradition mit dem Wirtshaus bleibt und kann im Rumpler herrlich fortgeführt werden. Das funktioniert mit dem feinsten bayerischen Essen hervorragend. Die sympathische Bedienung bringt euch euren Schweinsbraten mit Knödeln, Kaiserschmarrn oder Haxn traditionell – aber nicht altbacken – und die sonntägliche Fleischeslust ist gestillt. Dazu dann noch ein frisches Augustiner vom Fass und alle sind selig.

  • Gaststätte Rumpler
  • Montag – Donnerstag: 11.30–00 Uhr, Freitag: 11.30–01 Uhr, Samstag: 17–00 Uhr, Sonntag: 11–23 Uhr
Goodbye München! – Ein Resümee nach 20 Jahre Hassliebe
© Munich Z

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Die gute, alte Isar

Geheimtipp ist das ja keiner, aber egal, ob die Sonne scheint, es regnet, stürmt oder schneit, die Isar ist immer einen Besuch wert. Im Sommer das schöne Wetter nutzen und das Radl schnappen und die Isar Richtung Süden runterdüsen. Am besten sich dann in das hohe Gras legen und mit geschlossenen Augen dem Wasser lauschen. Abends dann mit seinen Freunden – und meist unfreiwillig auch mit Freunden von Freunden von Freunden – am Ufer Bier trinken. 

  • Reichenbachbrücke

Stephen (26) wohnt seit 2015 im Viertel

© Stefanie Witterauf

Geht Stephen aus der Haustür, dann ist immer was los. Münchner aus allen Vierteln kommen ins Glockenbach, um durch die Straßen zu bummeln und in die Schaufenster der kleinen Läden zu schielen, die schönen Fassaden anzuschauen, nach einem Isar-Spaziergang Kaffee trinken zu gehen oder sich in einem der Restaurants zu stärken. Auch seine Freunde kommen Stephen gerne und oft besuchen. Allerdings mit der S-Bahn. Denn einen Parkplatz zu finden erfordert Geduld und eine gehörige Portion Glück.

© Nina Vogl

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Taverne Anti

Leckeres Essen aus Griechenland gibt es beim Anti natürlich auch. Aber die meisten kommen hier nicht wegen dem hervorragenden Tzatziki, Gyros oder Lamm-Kotelett her, sondern wegen der super Anti-Anti Ouzo Politik. Die urige Taverne verwandelt sich mit jedem Stamperl mehr und mehr in eine Kneipe. Der nette Kellner bringt auch regelmäßig Nachschub und trinkt auch gerne mal einen mit. Oder zwei. Oder drei.

  • Taverne Anti
  • Täglich: 17.00–01.00 Uhr
Glockenbach
© Stefanie Witterauf

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Leckere Mittagsangebote in der Bäckerei Alof

In der Hans-Sachs-Straße befindet sich die Familien-Bäckerei und Conditorei Alof. Von außen wirkt das Café eher unscheinbar. Aber nicht nur die Bewohner des Viertels schlemmen hier von dem hausgemachten Kuchen. Das Brot gibt es mit selbstgemachter Marmelade und die Brezen dürfen bei keinem Sonntagsbrunch fehlen. Das täglich wechselnde Mittagsangebot reicht über Spinatknödel in Salbeibutter über deftige Kartoffelsuppe mit frischem Majoran bis hin zu Birnen-Ziegenkäse-Quiche.

  • Bäckerei Alof Glockenbach
  • täglich 07.00–19.00 Uhr
Weideninsel
© Burkhard Mücke, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Urlaubsfeeling auf der Weideninsel

Das Eintrittsgeld für ein Freibad kann man sich in München im Sommer sparen. Und lieber als Investition für eine Slackline nutzen. Damit kommt auf der Weideninsel richtiges Urlaubsfeeling auf: Mit Sonnenschirmen im Sand liegen und für eine kleine Erfrischung kurz in die Isar hüpfen. Der Grill sollte aber nicht mitgenommen werden. Das ist im Naturschutzgebiet der Insel verboten und erst am Flaucher erlaubt. Zwischen der Reichenbach- und der Wittelsbacherbrücke befindet sich die Weideninsel. Zu erreichen ist sie als tapferer Schwimmer super einfach. Wenn das Wasser nicht zu hoch ist, kann auch durch den Fluss gewatet werden. Vorsicht bei der Strömung!

  • Weideninsel
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