11 Gründe, warum es gar nicht so geil ist im Glockenbach zu wohnen
Auf die Wohnungssituation in München braucht man nicht weiter einzugehen. Zu teuer. Zu klein. Zu weit draußen. Gar nicht vorhanden. Bezahlbar und zentral scheint ein gewaltiger Gegensatz zu sein. Trotzdem hat man doch Freunde und Bekannte, die irgendwie Glück hatten und hier wohnen. Auch ohne den berühmten Geldscheißer. Ein Traum für viele, die außerhalb des Mittleren Rings wohnen.
Doch wie fancy ist es eigentlich im hipsten Teil der Stadt zu wohnen? Wie geht es den "Auserwählten", die im Weggeh-Viertel der Stadt leben, wirklich? Über die Wahrheit wird kaum einer von ihnen sprechen. Wir haben uns mal für euch umgehört und 11 Gründe aufgeschrieben, warum es gar nicht so geil ist im Glockenbachviertel zu wohnen.
1. Kurz mal Semmeln holen: Unmöglich.
Nur mal kurz zum Bäcker runter bedarf im Glockenbachviertel einer größeren Überlegung als in Milbertshofen. Mit ungewaschenem Gesicht, Pyjamahose und Rainer-Langhans-Frisur – vielleicht auch mit der Wimperntusche von gestern Abend unter den Augen – läuft man beim Alof ziemlich sicher frisch frisierten, gestriegelten Bekannten und Familienangehörigen von Freunden in die Arme. Da muss man einfach nur hoffen, dass man nicht erkannt wird.
2. Alles kostet acht Euro
Die Supermärkte sind super teuer. Jedes Mal zahlt man ein paar Euro mehr pro Einkauf, weil sogar der Ghetto-Netto seinen City-Aufpreis auf die deformierten Tomaten packt. Da macht es dann auch keinen Unterschied, ob man dort hingeht, oder zu dem Luxus-Rewe und sich literweise frischgepressten Orangensaft rauslässt. Ein Stück Käse unter fünf Euro ist im Glockenbach sowieso nicht zu finden.
3. Du wirst faul
"Hey, magst du mit ins Pathos kommen?" – Nope. Du verlässt dein Viertel nicht mehr. Mit der U-Bahn weiter als zum Hauptbahnhof? No way! Das höchste der Gefühle ist zur Isar zu gehen, aber wirklich wohl fühlst du dich auf der Au-Seite auch nicht – auch wenn das Charlie schon ganz nice ist. Zum Glück gibt es genug Lokalitäten rund um den Gärtnerplatz. Wieso also einen weiten Weg auf sich nehmen?
4. Es ist immer was los
Du hast einen schlechten Tag und möchtest dich am liebsten verstecken? Das wird schwierig. Sobald du das Haus verlässt, begibst du dich in den großstädtischen Trubel. Antisoziale Tage verbringst du also am besten gleich ganz zu Hause, nicht dass du bei einem kleinen Spaziergang noch jemandem über den Weg läufst und dich vielleicht sogar noch unterhalten musst. Und wenn du gerade wirklich wichtige Dinge zu tun hast – Abschlussarbeit, Bewerbungen, Steuererklärung – findest du im Glockenbach Ablenkungen aller Art. Dein Viertel unterstützt deine Prokrastination mehr als jede Serie auf Netflix.
5. Du findest keinen freien Platz im Café
Oder Restaurant. Oder Bar. Egal, wo du hingehen willst, es ist bereits überfüllt. Besonders an Feiertagen oder am Wochenende. Und wenn du dir doch einen Tisch im Aroma erkämpfst, teilst du dir diesen mit der Arbeitskollegin von deinem Exfreund. Intime Gespräche kannst du dann gleich mal knicken. Besser investierst du Kohle in eine super Kaffeemaschine für deine Küche. Wenigstens da kannst du Quality Time mit deinen Freunden verbringen.
6. Ganz schön laut
Der eigentliche Lärm ist ja nicht das Feierverhalten der anderen (da bist du ja auch meistens integriert). Das wirkliche Problem sind die Baustellen von den Luxussanierungen deiner Nachbarn. Wenn es richtig blöd läuft, dann ist es die Wohnung obendrüber. Bauarbeiter fangen auch unverständlicherweise immer um halb sieben an. Mit Ausschlafen ist da nix mehr.
7. Es gibt einfach keine Parkpläze
Es ist völlig egal, ob du einen Anwohnerparkausweis hast oder nicht. Denn einen Parkplatz findest du eh nicht. Selbst wenn du eine Stunde deine Runden durch die Holzstraße drehst, erst bei der der Großmarkthalle könntest du Glück haben. Solltest du dann doch Mal einen Parkplatz finden, dann hast du auch keine Lust mehr ihn aufzugeben. Lohnt sich also nur teilweise, so eine eigene Karre im Glockenbach.
8. Du triffst ständig Leute, die du nicht treffen willst
Egal, ob es die ehemaligen Mitschüler vom Gymnasium sind oder Bekanntschaften aus dem Nachtleben. Du hast gerade deinen Schlüsselbund aus deiner Tasche gekramt, schon wirst du von der Smalltalk-Keule erschlagen. Leuten aus Moosach solltest du niemals unter die Nase reiben, dass du im Glockenbach wohnst. Selbst, wenn du wirklich nicht arrogant bist, wirst du spätestens jetzt dafür gehalten. Überhaupt wird oft mit den Augen gerollt, wenn du deine Adresse nennst. Ist halt super hip im Glockenbach zu wohnen.
9. Deine Freunde wollen immer bei dir rumhängen
Klingt trendy: Deine Küche verwandelt sich zum Wochenende in eine Pop-Up-Bar. Das ist zunächst ziemlich cool, weil deine Freunde zu dir kommen und du dann den kürzesten Heimweg hast. Was blöd ist: mehr Putzen, mehr Altglas, mitleidige Blicke im Tengelmann, weil du alle zwei Tage fünfzig Bierflaschen zurückbringst, Streit mit Mitbewohnern, ob das Raucherschutzgesetz auch in der Wohnung gilt, Bluetooth Boxen schon längst versteckt, damit nicht ständig der Nachbar hochrennt und an die Tür hämmert. Du fühlst dich trotzdem wie ein Stubenhocker, weil du oft einfach gar nicht das Haus verlassen hast, weil ihr in der Küche versumpft seid. Deine Freunde sind auf dem Heimweg noch auf ein Getränk ins Pimpernel. War witzig – du hast schon geschlafen.
10. Du weißt nicht genau, wo deine Freunde wohnen
Weil deine Freunde vielleicht nicht so viel Glück hatten bei der Wohnungssuche wie du, weißt du gar nicht genau wo sie wohnen. Das ist sehr schade. Selbst, wenn du im Vorort aufgewachsen und gar kein richtiges Stadtkind bist, vergisst du, wo dein bester Freund wohnt. Thalkirchen oder Brudermühlstraße. Klingt beides so nach Isar und Tierpark. Und welche U-Bahn fährt nochmal nach Pasing? Außer der Müllerstraße und den Gärtnerplatz kennst du in München nichts mehr. Holzapfelkreuth hältst du für den neuen Smoothieladen.
11. Dir wird andauernd dein Fahrrad geklaut
Dein Fahrrad steht vor deiner Haustür. Dein Fahrrad stand vor deiner Haustür. Denn irgendjemand muss nach Hause. Wohnt er nicht gleich eine Straße weiter, dann ist es mit dem Rad ja viel schneller. Blöd, dass du deines abends kurz vor die Tür gestellt hast und nicht in deine Altbauwohnung hochgetragen und an die Decke gehängt hast, wie du es sonst immer machst. Blöd, dass dein Rad genauso viel wie dein Laptop gekostet hat, weil du unbedingt ein Rennrad haben wolltest. Blöd, dass es dir zum dritten Mal dieses Jahr passiert.