Craft Beer und Pulled Pork: Das Meisterstück in Haidhausen

Ah, da schau her, dachte man sich noch vor einem Jahr, da braut sich was zusammen in Haidhausen. In Premium-Lage, in der wuseligen Weißenburger Straße, sah man Burschen erst schuften und dann schließlich ein Schild aufstellen: Die Hopfenhacker Brewing Company ist in den Hinterhof gezogen.

Dann wurde im Frühjahr auch noch vorne fleißig rum gewerkelt und plötzlich war da obendrein ein Laden namens „Meisterstück“. Die Freude war groß, dass sich in der Back-Shop- und Tchibo-Straße was Handgemachtes ansiedelt. Zudem kam einem zu Ohren, dass nicht nur ein paar Beer-Buddies Brotzeit anbieten, sondern ein professioneller Gastro-Spot entstanden ist. Ein Besuch war also überfällig.

Nun war zuvor in den Räumlichkeiten „Der kleine Chinese“ zu Hause und entsprechend erwartet man ein recht übersichtliches Meisterstück. Doch schon der vordere Bereich präsentiert sich geräumiger als von außen gedacht. Ein langer und mehrere kurze Tische, ein Bar- und ein Begrüßungsbereich und dazu eine immense Flaschenfülle an Craft Bieren, die schon in ihrer Etiketten-Kreativität zum Schauen und Shoppen einladen.

Außerdem hat das Meisterstück Tiefgang und der führt in eine urgemütliche Stube mit großen rustikal-wuchtigen und kleineren, witzig bemalten Tischen – gestaltet von dem Künstler, der auch die Etiketten der sechs Hopferhacker Biere entworfen hat. Die kleine Brauerei im Hinterhof wird von dem gestandenen Braumeister Werner Schuegraf geführt. Er kann sich hier nach Brau-Jahrzehnten seinen kreativen Biertraum erfüllen – vom malzaromatischen Roten Münchner über die süffigen IP Brothers bis hin zu Kill Bill, dem Weißbier mit Bitterorange und Koriander.

Schuegrafs Handwerkskunst ist exemplarisch für das Lokal, denn es kommt tatsächlich alles aus meisterlicher Hand. Über hundert Biere von kleinen Kreativbrauern stehen auf der Karte. Wer nicht so die ausgebildete Hopfenknospe hat, der trifft seine Wahl nach Namen („Punk“ aus Großbritannien, „Swinger“ aus Holland, „Nectar of Gods“ von Frau Gruber auf Gundelfingen). Oder nach Empfehlung: ein leichtes Lager zur Vorspeise, ein Rauchbier zum Gerupftem aus dem Smoker.

Das Essen spielt hier nämlich keineswegs nur eine Nebenrolle. Die Meister ihres Fachs sind auch in der Küche gefragt: Bäckermeister Sickinger liefert das Brot, Metzgermeister Vogl die Bratwürste. Die Irschenberger Würstl heißen so, weil dort die Bio-Aubrac-Rinder grasen. Das eingelegte Gemüse stammt von der Biogärtnerei Florian Kamlah, Käsesommeliere Ute Sturm sucht fürs Meisterstück schöne Sorten aus und der Schnaps kommt von SissiS aus Possenhofen.

Und man schmeckt, dass die Meister was von ihrem Handwerk verstehen. Die großzügig portionierten, frisch-fruchtigen Aufstriche werden auf einer dicken Kruste serviert. Das gerupfte Fleisch, das den halben Tag im Smoker geraucht wurde, zergeht im Mund. Am Nachbartisch nagen und zuzeln sie gierig an den Ripperln und zu den Würsteln wird lobend der jeweils besonders Senf erwähnt.

Bekanntlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. So ist es ganz interessant, dass der Haidhausener Laden schon der vierte seiner Art ist. Neben dem Meisterstück in Pasing gibt es noch zwei weitere in Berlin. (Von hier exportiert man übrigens auch die Currywurst und die Kreation „Frog in the Straw“, eine experimentelle Bratwurst mit Zitronengras und Wasabiweisskraut von Metzgermeister Simon Ellery). Aber auch hier mussten die Macher kein Lehrgeld zahlen – das Besitzerpaar Andrea und Frank Waldecker hat ihren Gastro-Meister schon längst in der Tasche: Sie haben immerhin über zwei Jahrzehnte das Tambosi geführt.

Unbedingt probieren // Diverses Biere und alles aus dem Smoker.

Vegetarisch // Bei aller Fleischlastigkeit gibt es auch vegetarische Aufstriche, Ceasar Salad und vegane Currywurst.

Mit wem gehst du hin // Mit jedem: Partner und Papa, den Buddies und den Business-Kollegen.

Lärmfaktor // Kein Gebrüll trotz Bier und Fleisch.

Preise // Brotzeit um 5,50 Euro, Pulled Pork 9,50 Euro, Würstl zwischen 11,50 und 13,50 Euro. Mittags-Meister-Menü: 9 Euro (inkl. 0,2 Liter Bier oder Schorle)

Besonderheit des Ladens // Immense Auswahl an Kreativbier und konsequente Meister-Küche – und im Sommer ein kleiner Biergarten mit Blick in die Brauerei.