München kotzt – eine Dokumentation des Exzesses

Saufside, Biertsunami oder Trinkalmanach, mit der Wiesn assoziiert man neben Kultur und Brauchtum vor allem eines: Rausch. Die Schnappschüsse übermäßigen Bierkonsums werden auf dem mittlerweile Kultstatus erlangten Blog "München Kotzt" seit 2008 akribisch dokumentiert. Bis jetzt sind noch keine Fotos für 2017 online, doch seit der letzten Wiesn hat sich an den Motiven und Stilleben wohl kaum etwas verändert. Ob Münchner oder nicht, man selbst möchte besser nicht Teil dieser Photohommage an den Rausch sein, auch wenn die Gezeigten mehr oder weniger unverkennbar anonymisiert sind.

Die einen würdigen den Blog als geniale Dokumentation der Selbstzerstörung und ziehen sich mit einer Packung Chips voller Vergnügen die letzten Schnappschüsse rein, von anderen hagelt es Kritik. So beschwert sich zum Beispiel die TAZ:

Sie fotografieren Betrunkene in entwürdigenden Posen oder bei sexuellen Handlungen, um sich dann über sie lustig zu machen.
TAZ

Die anonymen Autoren des Blogs verstehen diesen jedoch als Kunstprojekt (ganz nach dem Motto: 'Kunst ist frei')  und als Hommage an den US-amerikanischen Medien- und Konzeptkünstler John Baldessari. Selten habe ich eine so verspultes Konglomerat an Bildern, Text und überschaubaren Programmierkünsten gesehen. Am Kopf des Blogs prangen in arabischer Schrift die einleitenden Worte "gegrilltes Schweinefleisch in knuspriger Kruste", dazu gibt es Musiktipps, wie das "Prostataler Drecksaumassakra" oder "Tränen oder Pisse" von Fatoni.

Gleichzeitig hat München Kotzt auch barmherzige Züge, denn wen die Bilder zur Selbstreflexion des persönlichen Trinkverhaltens anregen und dadurch zum Grübeln bringen, bekommt man obendrein Links zur Selbsthilfe (anonyme Alkoholiker, Suchtberatung) serviert. Ganz nach dem Motto:

Ekel erzeugt Distanz
Immanuel Kant

Genug erzählt. Klickt drauf und schaut es euch an. Wer sich das ganze immer noch nicht vorstellen kann oder erst einen bunten Strauß Fotomaterial aus den letzten Jahren braucht – hier ein Best Of Wiesn-Exzess:

Prost!

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