Warum München wirklich die lebenswerteste Stadt Deutschlands ist

© Nina Vogl

Wenn Leute in Superlativen von München sprechen, dann hat das meistens irgendetwas mit Bier, Mietpreisen oder der Porschedichte zu tun oder auch damit, dass wir das größte Dorf der Welt sind. Mit positiven Superlativen gehen wir tatsächlich eher sparsam um. Es ist schön, aber nicht am schönsten, es ist sauber, aber nicht am saubersten und es ist lebenswert, aber – halt, stop – genau das ist es! Zumindest laut diverser Studien und Rankings. Das aktuellste stammt vom britischen Lifestyle Magazin "Monocle", das München auf das oberste Treppchen im weltweiten Vergleich der lebenswertesten Städte gehoben hat. Zuletzt hatte auch die Unternehmensberatung Mercer München weit nach oben ins Ranking katapultiert.

Bevor wir hier aber mit zusammenhangslosen Ergebnissen um uns werfen, sollte man vielleicht kurz beachten, wer bei dieser Mercer-Studie überhaupt befragt wurde. Alle zwei Jahre veröffentlicht die Unternehmensberatung ein Ranking der lebenswertesten Städte der Welt. 231 Städte sind vertreten und befragt werden ausschließlich Mitarbeiter, die von ihren Arbeitgebern – weltweit operierenden Unternehmen – zum Arbeiten ins Ausland geschickt werden. Diese bewerten dann anhand von 39 Kriterien ihren "Einsatzort".

Es ist schön, aber nicht am schönsten, es ist sauber, aber nicht am saubersten und es ist lebenswert, aber – halt, stop – genau das ist es!

Dabei geht es vor allem um die Qualität – oder das Vorhandensein – einer Infrastruktur. Das heißt, wie gut sind grundlegende Dinge, wie die Wasserversorgung, Kommunikationsdienstleistungen, öffentlicher Nahverkehr und die Verfügbarkeit von internationalen Flugverbindungen – also wie schnell kommt man auch wieder weg, sozusagen.

Solche Studien schreiben sich ja gerne das wichtigste Kriterium der Objektivität auf die Fahnen. Am Ende ist es aber doch nur die Summer vieler subjektiven Eindrücke, die die Wahrheit ergeben. Und die Wahrheit ist doch: Die Studie hat absolut Recht, aber vermutlich aus anderen Gründen als wir sie uns denken. Bei aller Liebe zum Ergebnis der Mercer-Studie, aber uns ist das doch alles ein bisschen zu leblos und nüchtern.

Wir sind auch Fans der Münchner Wasserversorgung, aber eher in Form von Isar und Eisbach oder vermengt mit jeder Menge Hopfen und Malz.

Wir sind auch Fans der Münchner Wasserversorgung, aber eher in Form von Isar und Eisbach oder vermengt mit jeder Menge Hopfen und Malz. Diese Stadt bietet einem unzählige schöner Dinge – wir sind zum Beispiel selbst immer wieder überrascht, wie leicht sich unsere Homepage dann doch füllen lässt – man muss sie nur annehmen.

Und es sind tatsächlich die Dinge, die sich nur schwer quantifizieren lassen, die München für uns zur lebenswertesten Stadt machen. Es ist das Licht, in das sich der Königsplatz beim Sonnenuntergang taucht, es ist das Scheppern der Maßkrüge im Biergarten, es ist das Trommeln im Englischen Garten und es ist die Hassliebe zur Wiesn.

Und ganz wichtig: Es ist auch der Grant, den man gegenüber der Stadt manchmal hat, weil man so viele Dinge nicht versteht. Viele Dinge unfair findet. Viele Dinge, woanders besser scheinen.  Doch am Ende schaut man mit einer Hopfenschorle im Arm von der Reichenbachbrücke auf die weltweit beste Wasserversorgung und denkt sich seinen Teil – vollkommen unbeeindruckt von Studien und Superlativen, aber dafür mehr als zufrieden mit seiner Lebensqualität.

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