Die München-Mädchen: Same same but different

© Anna Rupprecht

In Print-Zeitschriften gehört es dazu, dass der Herausgeber auf der ersten Seite die Stimmung, Meinung oder Richtung der jeweiligen Ausgabe einfängt. Warum gibt es das auch nicht online?, haben wir uns gefragt. Denn genauso schwirren jede Woche Gefühle, Stimmungen und Meinungen durch München, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends festhalten. Diese Kolumne ist der Platz, an dem ich all meine Gedanken zu München und dem, was mir diese Woche in der Stadt begegnet ist, sammle. In dieser Folge: Die München-Mädchen!

Mi 14 landete ich in einer Schwabing Girls-Clique. Wie das zustande kam? Ich kann es mir nur noch über gemeinsame Freunde erklären, denn ich wohnte in Milbertshofen und das wurde mir in diesem Umfeld einmal mehr deutlich. Die Eltern hier waren Ärzte, Architekten, Künstler, trotzdem oder genau deswegen trugen ihre Töchter Longchamp-Tasche und Pelzbommel-Mütze. Schon damals hatte ich eine ambivalente Beziehung zu den perfekten Münchner Mädchen – irgendwie bewunderte ich sie, irgendwie fand ich sie auch alle gleich.

Ihre Nägel sind immer wie frisch lackiert, sie gehen niemals ungeschminkt aus dem Haus, machen jeden Morgen das Kayla-Workout und essen gesunde Acai-Bowl.

Und genauso ist es heute noch. Ich bin fast doppelt so alt wie damals, sicherlich aber doppelt so selbstsicher und zufrieden mit mir. Und trotzdem, wenn mir heute noch eines jener München-Mädchen auf der Rolltreppe entgegenkommt oder im Café neben mir sitzt, dann schaue ich verstohlen und auch bewundernd rüber. Ich finde das faszinierend: Diese Mädchen haben wirklich das glänzendste und glatteste Haar.

Ihre Nägel sind immer wie frisch lackiert, sie gehen niemals ungeschminkt aus dem Haus, machen jeden Morgen das Kayla-Workout und essen gesunde Acai-Bowl – wahlweise im Daddy Longlegs oder in der Lax Eatery. Genauso groß ist auch die Auswahl an den Winterjacken, die sie tragen. An den Studiengängen, die sie wählen und oft auch den Jungs, mit denen sie zusammen sind. Man sagt ja immer, in München wohnen die schönsten Mädchen – das auf jeden Fall, aber viele von ihnen sehen einfach wahnsinnig gleich aus.

Man sagt ja immer, in München wohnen die schönsten Mädchen – das auf jeden Fall, aber viele von ihnen sehen einfach wahnsinnig gleich aus.

Klar, jede Stadt braucht ihre Stereotypen, sonst wäre es vielleicht auch langweilig. Und so, wie in Berlin gerade wohl schwarze Klamotten und hässliche Sneakers vorherrschen und man sich die Hamburger Mädchen meistens im gelben Friesennerz vorstellt, so braucht es in München sleeky hair und die Louis Vuitton Speedy. Aber das Schöne an Klischees und Stereotypen ist ja der Moment, in dem man sie knackt.

Und so muss ich mir bei zu viel Münchner-Mädchen-Magie nur immer wieder die Zeit in der Schwabing-Clique ins Gedächtnis rufen. Denn von damals weiß ich noch: Auch die perfekten Mädchen sind nur Menschen. Menschen, mit denen man krass saufen gehen kann, die morgens auch nicht die perfekte Haare haben und die, wenn Instagram gerade nicht hinschaut, auch lieber Salami-Pizza essen als Acai-Bowl.

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