Kalt, voll, unbequem – Warum ich Open Air Kinos nicht verstehe
Im Sommer gibt es ja diese Pflicht, plötzlich alles, was man eigentlich drinnen machen würde, nun draußen zu tun. Draußen essen, draußen trinken, draußen Freunde treffen, draußen kochen. Sommerliches Lifegoal: Draußen schlafen. Eigentlich ein Wunder, dass in Deutschland noch keine Draußen-Büros erfunden wurden, wo wir doch die meiste Zeit des Tages sowieso mit arbeiten verbringen. Der Draußen-Drang ist aber auch mehr als verständlich. Unsere zwölf Sommertage im Jahr möchten wir natürlich bewusst und absolut erinnernswert erleben.
Und die fünf wirklich warmen Sommerabende im Jahr sitzen wir dann zum Beispiel im Open Air Kino, um auch das letzte Angebot noch ins Draußen zu verlagern. Denn jemand, der bei diesen Temperaturen entweder einen Film zuhause auf dem Sofa oder in einem klimatisierten Kino guckt, der muss ja vollkommen verrückt sein. Im deutschen Sommer heißt es: Filme unter freiem Himmel schauen. Das klingt zuerst einmal auch wahnsinnig romantisch. Dass zu dem freien Himmel aber auch jede Menge Viecher, Rückenschmerzen und irgendwann auch eine richtig feuchte Kälte gehören, schreiben die Veranstalter in ihren Programmheften nicht.
Das ist zwar alles weder besonders bequem noch rentabel, – so vom Aufwand-Nutzen-Faktor her – aber hey, Hauptsache, es ist draußen!
Ich bin generell kein großer Kino-Gänger, aber das Konzept von Open Air-Kinos erschließt sich mir dann überhaupt nicht mehr. Warum laufe ich eine halbe Stunde aufgepackelt mit Decken, Jacken und Abendessen durch einen Park, um mich dort in eine Arena aus Stein zu setzen, überteuerte Getränke in Plastikbechern zu trinken und drei Stunden auf einer mitgebrachten Decke oder noch besser, in einem Schlafsack, einen Film zu gucken? Das ist zwar alles weder besonders bequem noch rentabel, – so vom Aufwand-Nutzen-Faktor her – aber hey, Hauptsache, es ist draußen!
Angeblich gibt es ja auch Liegestühle, richtige Sessel und sogar ganze Betten. Nur komisch, dass man niemanden kennt, der in so etwas einmal einen Open Air Film gesehen hat. Wird wohl nicht ganz billig sein. Und alleine die Vorstellung, mich mit vielen anderen Leuten in einen Park in ein Bett zu legen, um dort einen Film zu gucken, finde ich irgendwie sehr seltsam. Aber damit scheine ich doch ziemlich alleine zu sein, denn die Tickets für warme Open Air Kino-Abende sind schneller vergriffen als viele in das Programmheft schauen. Welcher Film läuft eigentlich? Egal, Hauptsache, man hat noch ein sommerliches To-Do abgehakt.
Alleine die Vorstellung, mich mit vielen anderen Leuten in einen Park in ein Bett zu legen, um dort einen Film zu gucken, finde ich irgendwie sehr seltsam.
Die besonders Mutigen laufen an solchen Tagen noch zur Abendkasse, um sich mit viel Glück dann mit anderen tausend Menschen einen Quadratmeter vor einer Leinwand zu teilen. Wer vorbereitet ist, hat eine Regenjacke, eine Regenhose und einen Schirm dabei – für alle Fälle und die gibt's ja oft im sommerlichen Deutschland. Aber auch wenn es nicht regnet, sollte man in jedem Fall ein bis drei Jacken dabei haben, denn spätestens, wenn man dann um Mitternacht durch den dunklen Park zurück zur U-Bahn läuft, friert's einen überall. Kein Wunder, wenn man drei Stunden auf kaltem Stein saß. Da gilt auch leider nicht das Prinzip der Körperwärme. Körper gäb's hier ja genug.
Also ich schaue meine Filme weiterhin auf jeden Fall zuhause oder auch zwei Mal im Jahr in einem der klimatisierten Kinos der Stadt. Ganz egal, ob Dezember oder August. Und wenn ich an einem der wenigen schönen Sommerabende noch bis spät abends draußen sitze, dann bestimmt nicht, um mich mit meinen Freunden vor einer Leinwand anzuschweigen, sondern um draußen zu essen, zu trinken, zu lachen und danach aber mit großer Sicherheit wieder drinnen zu schlafen.