Moderne bayerische Küche im Servus Heidi im Westend
Ich bin zugegebenermaßen immer ein bisschen skeptisch, wenn neue Läden in München mit Heidi, Tracht und Servus werben – trotzdem war ich sehr gespannt, als uns das neue modern-bavarian-cuisine-Restaurant Servus Heidi im Westend eingeladen hat. Und wurde auch nicht enttäuscht: Das Essen ist – wie die Google-Bewertungen schon versprechen – superlecker, der Wein ein einziger Traum.
Die Attitüde drumherum mit Gerichten, die auf der Karte bairische Namen à la "Sauguad" oder "Krasses Wammerl" tragen und dem Chef-Kellner, der nicht nur in Lederhosen, sondern in kompletter Trachten-Montur serviert, würde zumindest meinen urmünchnerischen Eltern sauer aufstoßen. Ich kann das zum Glück ganz gut ignorieren, vor allem, wenn ich auf einer großen und gemütlichen Terrasse sitze und herzhaft esse und trinke – dann stört es mich gar nicht mehr. Und noch viel mehr: Irgendwann merkt man, dass das alles doch ganz gut zusammenpasst im Servus Heidi.
Die Vorspeisen hauen mich am meisten um, aber vielleicht auch, weil ich anfangs noch am hungrigsten bin. Nach dem wirklich gutem Obatzden, einem Rindertatar mit grobem Senf, dem Wildkräutersalat mit Ziegenkäse und dreierlei Weißwürschten (ja, auch gebraten schmecken die überraschend gut) bin ich dermaßen satt, dass ich es gar nicht glauben kann, dass der Spaß jetzt erst losgeht. Ich probiere dann noch das Backhendl (mei, was soll man sagen – mit Backhendl kriegt man mich halt immer) und das krasse Wammerl, das echt gut, aber jetzt auch nicht überkrass ist.
Als dann noch mehr fleischige Hauptgerichte kommen, bin ich leider raus. Als Vege- oder Flexitarier wird man im Servus Heidi nicht an vielen Ecken happy, aber vor allem bei den Spinatknödeln. Die kommen in Buttermilchsoße, mit Bergkäse und Wildkräutern und sind nicht nur fantastisch-lecker, sondern für ihren Preis (9 Euro) auch absolut bezahlbar.
Zwischen den Gängen vertrete ich mir die Füße im Inneren des Restaurants. Hinter dem Servus Heidi steckt die Hotelkette Roomers – und so schön wie Roomers seine Zimmer einrichtet, erwartet einen auch das Interieur im Restaurant. Das Konzept "modern bavaria" kommt auch innen gut zur Geltung – irgendwo zwischen alteingesessenem Wirtshaus und neuem Hipster-Bio-Hotel in Garmisch. Hier trifft Holzverkleidung auf Kohlefadenlampen, bayerische Illustrationen auf saubequeme Filzstühle im Eames-Chair Look.
Alles in allem ganz gelungen. Doch am meisten bin ich immer noch Fan von der großen Terrasse, die auf die ruhigere Bergmannstraße rausgeht. Zwar sitzt man mit dem Rücken immer noch zur gutbefahrenen Landsberger Straße, aber die bunten Lichterketten und die Runden Kräuterlikör machen das wett. Mein Fazit: Das Servus Heidi gewinnt mit sauleckerem Essen und großem Außenbereich im Westend, aber seine urmünchnerischen Eltern sollte man vielleicht lieber daheim lassen.
Unbedingt probieren // Die Vorspeisen, die Spinatknödel und den Wein!
Vegetarisch // Generell ist die Karte ziemlich fleischlastig, aber es finden sich leckere Veggie-Gerichte wie Ofengemüse, Bratkartoffeln mit Kräuterquark, Obatzda, Spinatknödel und Heidis Wildkräuter- oder Erdäpfelsalat.
Preise // Vorspeisen ab 5 bis 12 Euro, Hauptgerichte 9 bis 18 Euro, Augustiner Helles 0,5 für 3,30 Euro.
Beste Zeit // Abends, die Heidi macht um 17 Uhr auf!
Servus Heidi | Landsberger Str. 73, 80339 München | Dienstag – Samstag: 17.00–00.00 Uhr | Mehr Infos
Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung!