Kleine, geile Firmen #12 – Münchens feinster Skateshop SHRN
Viele kennen ihn. Den SHRN in der Klenzestraße, direkt am Gärtnerplatz. Er ist einer der wenigen Läden in München, die sich nur aufs Skateboarden spezialisiert haben und hatte damit lange Zeit eine Monopolstellung. Ob das allen bewusst ist, wissen wir nicht. Wir sind uns nur sicher, dass sich niemand sicher ist, wie man SHRN eigentlich ausspricht.
Die Skateboarder Simon "Esel" Schöllhorn, Daniel von Mitschke-Collande und Robinson Kuhlmann haben ihren Shop im März vor vier Jahren eröffnet. Bis heute ist Soo Hot Right Now einer der wichtigsten Szene-Shops in München. Wir haben uns mit dem Gründer Simon getroffen und auf der berühmten roten Couch, die schon mal in einem Münchner Tatort zu sehen war, über Skateboards, Fashion und neue Pläne unterhalten.
SHRN. Wie wird das jetzt ausgesprochen?
Laut dem Urban Dictionary ist es die Kurzform für Soo Hot Right Now und wird "schörn" ausgesprochen. Wenn man in Amerika ist, kann man durchaus auch sagen: Die Schuhe sind SHRN und die Leute verstehen das. In Deutschland ist das noch weniger so.
Was ist das absurdeste, was ihr bisher gehört habt wie es ausgesprochen wird?
"Schrein" gab es mal. Aber am allermeisten "schri". Das liegt daran, dass das R und N im Logo getrennt sind und dann noch ein Punkt kommt. Manche denken, dass bei dem i der Punkt runtergefallen ist.
Warum überhaupt Soo Hot Right Now?
Der Name kommt von einem Zitat aus dem Film Zoolander. Aus dem ersten Teil, wo Mugatu, gespielt von Will Ferrell sagt: "That hansel so hot right now." Daniel und Robinson haben deswegen ihren Blog vor 13 Jahren Soo Hot Right Now genannt. Es soll auch ein bisschen zeigen, dass Skateboarding nicht immer so ernst genommen werden sollte und nicht alles immer gleich der heißeste Scheiß ist. Obwohl es auf einem Blog ja schon so läuft, dass du den hottesten Shit, den es gerade so gibt, postest. Oder halt Schmarrn.
Gibt es den Blog noch?
Nein, das ist so lange her. Da musste man noch die Codes in HTML eingeben. Unsere Homepage hat das aber ein bisschen übernommen. Da gibt es auch News, die für den Verkauf nicht immer unbedingt relevant sind. Das wird von Robinson und mir geschrieben. Manchmal auch vom Mixen. Je nachdem wem gerade was einfällt und wer Zeit hat.
Woher kennt ihr euch eigentlich?
Daniel und Robinson kennen sich schon ewig und waren zusammen in der gleichen Skatecrew. Ich bin erst später dazu gestoßen. Ich war öfters am Spot an der Schwanthalerhöhe Skateboard fahren und so haben wir uns dann kennengelernt.
Es gab damals einfach keinen Skateladen, der so war, wie wir uns das vorgestellt haben.
Warum ein eigener Skateshop?
Zum einen ist es komischerweise oft der Traum von Skateboardfahrern einen eigenen Laden zu haben. Was eigentlich komisch ist, weil wenn man dann einen eigenen Laden hat, schnell merkt, dass es viel Arbeit ist und man selber viel weniger zum Skateboarden kommt. Dann fragt man sich schnell, ob der eigene Skateshop wirklich so eine gute Idee gewesen ist. Damals gab es keinen Skateshop in München, der so war, wie wir es uns vorgestellt haben. Es gab keinen Laden, der sich nur dem Skateboarden gewidmet hat. Die haben immer auch Ski, Snowboards und Longboards verkauft. Da haben wir den Need gesehen, dass München sowas braucht. Ging dann auch alles ziemlich schnell: vier Monate nachdem wir es beschlossen habe, haben wir auch schon eröffnet.
Aber ihr verkauft ja nicht nur Skateboards, sondern auch Fashion.
Die Vogue macht Klamotten zur Fashion. Ich habe auch grade einen Thrasher Pullover an, aber nicht weil Rihanna vor kurzem einen anhatte, sondern weil Thrasher eins der ältesten Skateboard Magazine ist. Aber klar, wenn Rihanna oder ASAP Rocky ein Thrasher Shirt anhatten, dann greift das ein großes Modemagazin auf und nennt es halt "Skater-Fashion". Dann kauft auch ein kleines Mädchen, das vielleicht 1,10 Meter groß ist einen XL Pulli, weil nur noch XL da ist. Auch wenn wir sagen: Hey, der wird dir viel zu groß sein und über die Knie schlabbern.
Wir limitieren unsere Grafiken und Serien, die wir produzieren, auf eine kleine Stückzahl.
Ihr habt ja auch eure Eigenmarke SHRN. Gehört das zusammen - eigener Shop und eigene Marke?
Wir hatten das von Anfang an. Früher war es auch eher so, dass wir uns damit abgrenzen wollten und beschlossen haben, dass wir jetzt keine Shop Shirts oder Decks machen, wie es üblich ist. Das sind dann immer die günstigsten Shirts und Decks, die es im Shop zu kaufen gibt. Davon wollten wir von Anfang an weg. Wir limitieren unsere Grafiken und Serien, die wir produzieren, auf eine kleine Stückzahl. Die machen wir zusammen mit befreundeten Künstlern oder Leuten, die geile Ideen haben und die wir pushen wollen.
Klar haben wir auch ein Logoshirt in schwarz und weiß, aber halt nicht in tausend verschiedene Farben. Bei den speziellen Sachen wie den rosa Lachs Kappen, Pullis oder Mützen, die dann alle haben wollten, aber dann schon längst ausverkauft waren, wird es auch nie eine Nachproduktion geben, weil wir sowas eben nicht ausschlachten wollen. Sonst macht das alles kaputt.
Habt ihr denn schon neue Pläne?
Es wird wieder Shirts und Mützen geben (lacht). Der Mixen ist schon seit Beginn dabei. Da er Grafiker ist, macht er für uns viel von der Umsetzung und bastelt an vielen Ideen rum. Wenn ich eine habe, dann setze ich sie mit schlechten Photoshop Skills um, die muss er dann noch nachbessern. Wir arbeiten aber auch beispielsweise mit Holiday Life Co. zusammen. Das ist eine Crew, die mit Siebdruck arbeitet. Da gab es auch eine Reihe von Decks, Shirts und Mützen bei uns. Wir wollen und können das Rad ja nicht neu erfinden.
Als Skateboardshop bist du verpflichtet die Szene zu pushen und möglichst viel für sie zu machen.
Hat sich die Szene verändert?
Skateparks gab es auch vor zehn Jahren schon. Klar, da ist schon mehr dazu gekommen. Aber die Szene ist nicht unbedingt gewachsen, glaub ich. Sie ist eher zusammengerückt. Du hattest früher den Blue Tomato, Goodstuff, Titus und Planet Sports. Die haben sich untereinander nicht gemocht.
Jetzt schon?
Klar, gibt es noch verschieden Crews, die eher zu dem jeweiligen Shop gehen. Aber es respektiert sich eigentlich jeder. Als Skateboardshop bist du ja nicht nur ein Laden, wo Leute reingehen und Sachen einkaufen. Du machst Events, Videopremieren und Veranstaltungen, wo du die Leute zusammenbringst. Als Skateboardshop bist du verpflichtet die Szene zu pushen und möglichst viel für die Szene zu machen. Wie so ein Jugendzentrum quasi.
Macht das nicht der Skateboarding München e.V.?
Der funktioniert eher als Sprachrohr zwischen Skateboardern und der Stadt. Wenn es zum Beispiel um neue Skateparks geht, dann ist der Verein mehr der Ansprechpartner als wir.
Zurück zum Jugendzentrum...
Wir haben 25 Teamfahrer. Angefangen hat es mit zwei oder drei. Dann sind es immer mehr geworden. Es ist eher so ein Family-Ding. Fast alle von den 25 Teamfahrern kommen aus München. Wir sind alle Freunde, die zusammen Skateboard fahren gehen. Oder Bier trinken. Dabei ist es natürlich gut, dass der Robinson die ein oder andere nächtliche Ortschaft hat, wo man hingehen kann. Es ist zwar schwierig oder eher unmöglich, alle 25 auf einen Haufen zu bekommen, aber vielleicht gibt es mal ein Video, wo alle drinnen sind.
Sind das nur Jungs?
Nein, es gibt in München immer mehr Mädchen, die Skateboard fahren. Wie Lea Schairer, die unfassbar gut Skateboard fahren kann. Die gehört schon auch zur Family. Keine Frage. Aber es ist tatsächlich die einzige, die mir gerade einfällt.
SHRN | Klenzestraße 16, 80469 München | Montag – Samstag: 12.00–20.00 Uhr | Mehr Info
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.