Vom Rucksack bis zur Hütte – 11 Anfängertipps für die Berge

© Gesa Temmen

München liegt so nah an den Bergen und doch waren viele von euch noch nie dort, stimmt's? Erst weiß man nicht, welche Tour die richtige für eine Städterlunge ist, dann fragt man sich, welche Schuhe eigentlich die passend wären und dann sagt auch noch die Begleitung ab. Und was sind eigentlich 700 Höhenmeter? Der Olympiaberg? Gute Fragen, die am besten jemand beantwortet, der sich auskennt. In unserem Fall helfen euch die Munich Mountain Girls auf die Sprünge!

1. Wie finde ich die richtigen Wanderschuhe?

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© Katja Brömer

Anja: Gute Wanderschuhe sind die Grundessenz jeder Wanderung. Überlegt euch also vorher, wofür ihr die Wanderschuhe benötigt! Die Firma Meindl hat in den 70er Jahren ein Kategorien-System eingeführt, das bis heute von vielen Herstellern übernommen wurde:

  • Kategorie A: leichte Wanderungen auf guten Wegen
  • Kategorie B: leichte Trekking-Touren im Mittelgebirge
  • Kategorie C: schwere Trekking-Touren im Hochgebirge
  • Kategorie D: Alpin- und Gletschertouren

Achtung: In Turnschuhen auf den Berg zu gehen, ist nur für Leichtwanderungen empfehlenswert. Wer nicht extra Wanderschuhe kaufen möchte, sollte feste Schuhe mit breiter Sohle und Profil wählen, damit ihr nicht ausrutscht oder umknickt. 

2. Welchen Rucksack brauche ich?

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© Anja Woertge

Anja: Wichtig ist vor allem, dass der Rucksack gut sitzt. Breite, gepolsterte Träger sind ein absolutes Muss. Was die Größe angehet, reicht ein 15 Liter-Rucksack mit Brustschnalle für leichte Tageswanderungen aus. Wer längere Zeit mit Camping- oder Kletterausrüstung unterwegs ist, muss schwerere Geschütze auffahren und sollte auf keinen Fall auf einen gepolsterten Hüftgurt verzichten, der Schultern und Rücken entlastet.

Beim Kauf ist es wichtig, dass ihr euch den Rucksack mit Gewicht befüllen lasst und ihn eine Weile tragt, um zu sehen, ob er auch nach längerer Zeit noch bequem am Rücken sitzt. Später gilt: Leicht packen! Überlegt euch genau, was ihr wirklich auf dem Berg braucht und was ihr vielleicht doch zuhause lassen könnt. Ihr werdet es euch selbst danken.

3. Wie finde ich gleichgesinnte Bergfreunde?

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© Munich Mountain Girls

Gesa: Wenn du in die Berge möchtest, solltest du Gleichgesinnte finden. Bergfreunde! Leute, die immer Bock haben rauszufahren. Unser Tipp: Mädels finden gleichgesinnte Berg-Frauen in unserer Gruppe auf Facebook. Fast 700 Frauen tummeln sich hier neben den 50 festen Munich Mountain Girls, geben Tipps und verabreden sich zu gemeinsamen Touren – auf allen verschiedenen Leveln. Auch für die Männer sind die sozialen Medien die erste Anlaufstelle.

4. Wo kann ich günstig Material und Equipment leihen?

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© Gesa Temmen

Gesa: Klar, dass besonders Anfänger nicht viel Geld ausgeben und in das ganze teure Equipment investieren wollen. Das ist auch gar nicht nötig! Als Einsteiger reicht es aus, wenn du dir für die ersten Touren alles nötige ausleihst. Das geht zum Beispiel im Sport Schuster am Marienplat oder Globetrotter am Isartor, allerdings nur als Mitglied des Deutschen Alpenvereins. Facebook-Gruppen sind auch hier wieder eine gute Anlaufstelle. Wenn du trotzdem lieber dein eigenes Equipment haben möchtest, kannst du dich beim Alpin-Flohmarkt des DAV umsehen.

5. Was bedeuten die Angaben bei einer Tour?

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© Gesa Temmen

Caro:  Blau, Rot, Schwarz – Diese Farbeinteilung kennt man irgendwie vom Skifahren. Was bedeuten die Farben aber für's Wandern? Prinzipiell sind die Schwierigkeitsgrade der Bergwege in eine SAC-Skala eingeteilt, die sich in die Kategorien T1 bis T6 untergliedert:

  • T1 = breite Wege, talnah, ohne Absturzgefahr
  • T2 oder „blau“ = überwiegend schmale Wege, teilweise steil angelegt, ohne Absturzgefahr
  • T3 oder "rot" = schmal und steil, absturzgefährlichen Passagen, teilweise mit Drahtseil versicherte Stellen

Wege der Kategorie T4 bis T6 sind schwarz gekennzeichnet und erfordern ein hohes Maß an Trittsicherheit, Erfahrenheit und Schwindelfreiheit am Berg. Es kommen dabei häufig versicherte Gehpassagen und teilweise auch leichte Kletterpassagen vor, die den Gebrauch der Hände erfordern.

6. Was ist ein Steig bzw. Klettersteig?

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© Katharina Steglegger

Katharina: Ein Steig bezeichnet ausgesetztes, steiniges Gelände, das unebener ist als normale Wanderwege. Meist sind das sehr alte Wege oder Notabstiege, die nicht befahrbar und stellenweise seilversichert sein können. Der Klettersteig geht einen Schritt weiter: Dieser ist angelegt und immer durch Stahlseile, Eisenleitern, Eisenstifte oder ähnliches gesichert. Schwierigere Routen werden so für Nicht-Kletterer begehbar. Wichtig ist außerdem, dass ein Klettersteig immer nur in eine Richtung begangen werden darf.

7. Wie viel kann ich mir bei der ersten Tour zutrauen?

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© Gesa Temmen

Bea: Bei deiner ersten Tour solltest du nichts überstürzen und es eher gemütlich angehen. Es gibt drei Kriterien, die man bei der Planung berücksichtigen sollte: Schwierigkeit, Höhenmeter und Gehzeit. Für den Anfang sind zwei- bis dreistündige, blaue Touren mit einem Höhenprofil von etwa 400 Höhenmetern empfehlenswert. Besonders, wenn du das erste Mal am Berg bist, können die Bewegungen recht ungewohnt sein. Daher wählst du am besten einen niedrigeren Gipfel mit schöner Aussicht und steigerst dich von Tour zu Tour.

8. Was muss ich alles mitnehmen?

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© Gesa Temmen
  • Dünne Regen- / Windjacke
  • Shirt zum Wechseln
  • Kopfbedeckung im Sommer
  • Feste Schuhe mit den passenden Socken und Ersatzschnürsenkeln
  • Erste Hilfe Paket inkl. Blasenpflaster, Zeckenkarte sowie Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor
  • Brotzeit, Obst und Traubenzucker
  • ausreichend Wasser (!)
  • Thermoskanne mit Tee bei kühleren Temperaturen
  • Taschenmesser und Tape

9. Wie steigere ich meine Kondition am besten?

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© Simone Neumann

Stefanie: Eine gute Ausdauer zu bekommen ist wie eine Sprache zu lernen: Es geht nicht von heute auf morgen. Dafür ist das Vokabular relativ einfach. Eine gewisse Grundkondition zu haben ist sicher nicht verkehrt, aber wenn du sowieso schon viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs bist oder sogar Ausdauersport treibst, wirst du dich auch bergauf nicht zu schwer tun. Wichtig ist: Fang klein an und bleib dran. Wenn du zweimal die Woche den Olympiaberg zügig erklimmst, wirst du schnell merken, dass dein Körper bereit ist, höher hinaus zu gehen. Dann kann's losgehen ins Voralpenland!

10. Wohin kann meine erste Tour gehen?

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© Gesa Temmen

Gesa: Der Fockenstein ist ein guter Berg für Einsteiger, die eine leichte Tour wandern wollen und eine gewisse Grundausdauer mitbringen. Für den Aufstieg solltet ihr zweieinhalb, für den Abstieg zwei Stunden einplanen. Die ersten 60 Minuten folgt ihr einem breiten Forstweg, der sich recht flach durch den Bergwald zieht. Knapp 30 Minuten später passiert ihr die Aueralm auf 1.299 Metern, in die ihr aber erst auf dem Rückweg einkehren solltet. Vom Gipfelkreuz auf 1.564 Metern habt ihr ein fantastisches 360° Panorama auf die umliegenden Gipfel der Bayerischen Voralpen. 

Mit Bus & Bahn: Mit der BOB von München Hbf nach Gmund. Weiter mit dem Bus 9559 Richtung Tegernsee, Haltestelle Bad Wiessee, Söllbach. Von dort sind es ca. 600 Meter zu Fuß zum Ausgangspunkt. Dauer: ca. eineinhalb Stunden.

Mit dem Auto: Autobahn Richtung Salzburg, Ausfahrt Holzkirchen, in Gmund rechts abbiegen Richtung Bad Wiessee (B 318), zum Sonnenbichl fahren und auf dem Wanderparkplatz am Ende der Straße parken. Dauer: eine Stunde. 

11. Was erwartet mich bei meiner ersten Hüttenübernachtung?

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© Nicole Kattner

Eva: Für deine erste Hüttenübernachtung eignet sich die Tegernseer Hütte super. Kreuth ist mit der Bahn und mit dem Auto gut und schnell zu erreichen. Vom Wanderparkplatz aus geht ein schöner und einfacher Forstweg hinterm Leonhardtstein vorbei durch's Schwarzenbachtal und bis hinauf zur Buchsteinhütte. Gerade am Wochenende sind die beliebten Hütten meistens sehr voll und lange im Vorfeld ausgebucht. Deshalb unbedingt vorab Schlafplätze reservieren – eine gute Anlaufstelle ist hierbei die Homepage des DAV. Als Mitglied übernachtest du jeweils besonders günstig.

Auf der Hütte erwartet dich eine entspannte Atmosphäre, nette Gespräche mit anderen Bergsteigern, leckeres Essen und kühle Getränke. Hüttenschlafsack und Hausschuhe nicht vergessen! 

 

Mehr abenteuerliche Infos, jede Menge Touren und alles rund um den Berg findest du auf dem Blog der Munich Mountain Girls!

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