ARTVERGNÜGEN #13 – Unsere 11 Kunsttipps für den Februar 2018

Wenn der Februar doch nicht so kurz wäre! Dann hätten wir noch mehr Zeit für die tollen Ausstellungen und Events, die in den großen und kleinen Kunstetablissements Münchens stattfinden. Aber konkret, was steht an? Boxen, Gefängnisbesuche, #publicsurfing, Kuppel-Komplexe, ein grüner Daumen und jede Menge Drama rund um Faust und Mephisto – hört sich nicht nach Kunst an? Oh doch! Und zur Sicherheit packen wir noch ein paar super Fotoausstellungen und Mr. Aktionskünstler himself, Joseph Beuys, drauf. Jetzt aber, oder? Wenn der Februar etwas kann, dann Kunst!

Pasinger Fabrik
© Pasinger Fabrik

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Kunstboxen: Zur Situation des Künstlerinnendaseins

Die österreichische Crossover-Künstlerin Ina Loitzl wirft eine spannende Fragestellung in den Ring: Müssen sich Frauen – mehr als ihre männlichen Kollegen – in der Kunstszene durchboxen, um Gleichberechtigung zu erkämpfen? Dabei nimmt Loitzl das Thema wörtlich und diskutiert im Anschluss an die Präsentation ihres Films „KUNSTBOXEN“ mit Akteuren und Akteurinnen der Kunst- und Boxszene, u.a. Gretta Louw, Medienkünstlerin, und Nick Trachte, Boxexperte und –trainer im BOXWERK. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Artist-in-Residence-Programmes statt – ganz ohne blaue Augen, gebrochener Nase oder KO.

Designing The Disaster
© Svenja Wamser

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Designing The Disaster | The Book

Die Masterarbeit von Svenja Wamser "Designing the  Disaster" ist ein Buchprojekt. Und bei der dazu passenden Ausstellung, die im Februar zu sehen ist, wird eben genau das gezeigt – das Desaster, auf Seiten und Wänden, als Buch, Raum und natürlich auch als ein Ereignis in der Färberei. In Svenjas Arbeit geht es um das Gefühl des Gescheitert-Seins in der Leistungsgesellschaft, das ist ihr "Disaster". Der Ausweg? Wir weichen diesem Druck, dieser Überforderung immer wieder durch Prokrastination aus, die "Heilung" beziehungsweise Linderung sind Momente der Komik und Formen der Ästhetik. Dann gibt es Stille im Kopf – und die habt ihr sicher bei dieser Ausstellung. Hin da!

 

Münchner Stadtmuseum / Arne Schmitt
© Arne Schmitt | VG Bild-Kunst, Bonn 2017

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Künstlergespräch mit Arne Schmitt – FORUM 045

Architektur ist bei uns in diesem Monat ein großes Thema – bei Arne Schmitt ist sie das ganze Jahr über Inhalt seiner fotografischen Arbeiten. Gebäude und ihre Zwischenräume werden zum sozialen Medium und Ausdruck des Zeitgeists, spiegeln sie doch nicht nur einen charakteristischen Baustil, sondern auch Machtstrukturen und individuelle Lebensumstände wider. Arne Schmitt stellt zwei Arbeiten – eine Fotoserie und ein Video – vor. Dabei rücken die unterschiedlichen und kühnen Visionen eines Bauherrens und eines Architektens in den Fokus und vielleicht auch „zusammen“.

04 Galerie Benjamin Eck II
© Valentina Murabito | Sacred Lives

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Fotoausstellung: ANALOG. Valentina Murabito | Susanna Kraus

Dass die Galerie Benjamin Eck eine Fotoausstellung präsentiert, ist an sich nichts Außergewöhnliches. Dass es sich dabei um außergewöhnliche Werke, auch von aufstrebenden jungen Künstlern handelt, gehört ebenfalls zum Konzept. ANALOG zeigt zwei neue Arbeitsweisen in der Analogfotografie. Nach 15 Jahren Experimentieren in der Dunkelkammer hat Murabito ein Verfahren erfunden, das in ihren Werken Zwischenwesen entstehen lässt, eine Mischung aus Mensch und Kreatur, inspiriert von der Mythologie. Kraus erlernte den Umgang mit der IMAGO Camera, die weltweit einzige analoge Direktbildkamera, die 1:1 Abbildungen von Menschen auf einem Silbergelatinepapier wiedergibt – bei den ausgestellten Fotos handelt es sich ausschließlich um Originale.

stoerpunkt
© Linnéa Schwarz | tonight I ate my necklace

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Galerie størpunkt: LUXURIA

Einmal im Jahr inspiriert die Galerie størpunkt Künstler aus aller Welt, sich Gedanken zu einem neuen Thema zu machen. In diesem Jahr geht es um eine der sieben Todsünden: die Lust. Sie steht seit jeher für das Verbotene, Unbekannte, für Verführung und für etwas, das die Fantasie anregt, dabei aber schnell zum Tabu werden kann. Vom physischen Verlangen losgelöst, wird Lust auch in Form der Femme Fatale verkörpert. Aber was, wenn traditionelle Vorstellungen ihren Wert verlieren? Wie stellt sich LUXURIA im Jetzt, geprägt von Medien und konzeptioneller Kunst, dar? Zwölf Künstler unserer Zeit drücken ihre persönlichen Antworten in Form von Fotografien, Skulpturen, Video-Performances und mit Malerei aus.

  • størpunkt Gallery for contemporary art Tengstraße 32a, 80796 München
  • bis 03. März 2018 | Montag bis Freitag, 10.00–17.00 Uhr, Mittwoch 10.00–20.00 Uhr, Sonntag 10.00–16.00 Uhr
  • Eintritt frei
Amerikahaus
© Raymond Thompson Jr.

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Fotografie-Ausstellung: "The Divide" – Raymond Thompson Jr.

Es ist eine Frage, die zum Nachdenken anregt: Wie stark wird der Alltag von Familien beeinträchtigt, die auf ein Angehörig verzichten müssen, die im Gefängnis sitzen. In diesem speziellen Fall geht der amerikanische Fotograf Raymond Thompson Jr. dem Problem, warum ein Besuch der Insassen zu einer extrem großen Hürde werden kann, mit seiner Kamera auf den Grund. Entfernung, Transportmittel, Abwesenheit in der Arbeit, die Organisation eines Babysitters – viele Argumente sprechen gegen die Fahrt zu den abgelegenen Red Onion State Prison und Wallens Ridge State Prison. Der Künstler begleitet die Betroffenen während einer organisierten Anreise und erzählt von einzelnen Schicksalen, die dennoch geteilt werden.

Artvergnügen Februar
© The Richard Avedon Foundation | Nastassja Kinski and the serpent, Los Angeles 1981

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The Concept of Lines | Richard Avedon, George Hoyningen-Huene und Irving Penn.

Die drei Fotografen Richard Avedon, George Hoyningen-Huene und Irving Penn sind Ikonen der amerikanischen Fotografiegeschichte. Diese Ausstellung verbindet ihre Darstellungen von prominenten Persönlichkeiten in Akten, Körperbildern und Modeinszenierungen. Sowie ihren Umgang mit Linien. Alle Bilder sind dennoch von der fotografischen Handschrift des einzelnen Künstlers geprägt. Mit welchem Stil identifiziert ihr euch? Mit Hoyningen-Huenes Sachlichkeit, Penns Aufnahmen zwischen Eleganz und fast spartanischer Kargheit, die übrigens von Hoyningen-Huene wesentlich beeinflusst wurden, oder Avedons puristische Settings, die lediglich aus einer weißen Leinwand, ohne weitere technische Hilfsmittel, bestehen?

Kunsthalle München
© „la Caixa“ Collection | Contemporary Art | VG Bild-Kunst, Bonn

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DU BIST FAUST – Faust Festival in der Kunsthalle

Wer möglicherweise gleich beim Titel Faust zusammenzuckt, kann sich entspannen – diese Ausstellung wird ein ganz neues Licht auf Goethes Meisterwerk werfen! Und ja, es wird auf jeden Fall – nicht nur wegen mehrerer hundert Events rund um das Faust Festival – Spaß machen! Parallel zur Ausstellungsdauer finden Konzerte, Partys, Foto-Wettbewerbe, Tanzvorstellungen und Theaterstücke bei über 200 Partnern in ganz München statt. Das Stück ist so aktuell wie nie, die Themen Jugendwahn, Egoismus, Manipulation, Verführung und Erlebnisdrang bestimmen auch unseren Alltag. In der Kunsthalle sind 150 Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotografien, Vertonungen und Filme von Künstlern aus Europa und den USA wie beispielsweise Karl Lagerfeld und Martin Scorsese zu sehen. Die Ausstellung nimmt den Besucher mit auf die Reise Fausts und seiner Suche nach dem Sinn des Lebens. Behaltet unbedingt die Events „Re-Act“ Kunst & Club am 17. Mai sowie die After Work Partys an jedem dritten Mittwoch im Monat im Hinterkopf!

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© Lothringer13

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Lothringer13 – Der Komfort-Kuppel-Komplex

Der Philosoph Slavoj Žižek schuf das Bild einer Kuppel, der Raum darunter gefüllt mit den Gewinnern der Globalisierung. Die Idee basiert auf dem „Weltinnenraum des Kapitals“, ein Konstrukt, das Peter Sloterdijk ins Leben rief. Žižeks Gebilde ist gläsern und umfasst vollständig die westliche Welt. Doch welche Fragen kommen in dieser Glaskuppelexistenz auf, wie geht man mit der Situation um, wie sieht die Zukunft aus? Zahlreiche Werke von Künstlern aus aller Welt zeigen die Facetten dieses Lebens und beschreiben diesen Komfort-Kuppel-Komplex.

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© Alexis Dworsky | Urban Playground

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#publicsurfing durch die urbane Virtualität mit Alexis Dworsky

Dieser städtische Spielplatz, der gemeinsam mit dem Parkour-Sportler Andreas Ruby entwickelt wurde, ist wohl eher für große Kinder geeignet, besonders für solche, die sich gerne sportlich, musikalisch und insbesondere digital austoben. Alexis Dworsky diskutiert, ob sich das Stadtleben aktuell eher im 'www' als auf der Straße abspielt. Ist die Motivation bei Trendsportarten wie Parkour und Skateboardfahren heutzutage „Tricks for Clicks“ und nicht mehr der Spaß am Sport? Welche Clips es dazu im Internet gibt – beeindrucke als auch absurde – wird während des #publicsurfing gezeigt. Und dass es zur sozialmedialen Aufmerksamkeitserregung auch passende Soundtracks gibt, beweisen animierende Playlists, die beispielsweise von Herstellern wie GoPro zusammengestellt werden. Ab 20 Uhr wird der Katalog „(post)urbane Kapriolen“ vorgestellt, die Ausstellung endet im Anschluss mit dem cool down.

Galerie Klüser
© VG Bild-Kunst/Beuys

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Joseph Boys: Objekte, Zeichnungen, Editionen

Seinen Namen kennt man weltweit. Seine Kunst bzw. seine Aktionen auch. Joseph Beuys war Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Es war ihm ein elementares Anliegen, Gesellschaft und Politik mitgestalten und Kreativität in jeden Lebensbereich mit einfließen lassen zu dürfen. Und vor allem, selbstverantwortlich und selbstbestimmt Veränderungen zu initiieren. Zwischen Beuys und der Galerie Klüser besteht eine besondere Verbindung, daher eröffnet diese Beuys-Ausstellung das 40-jährige Jubiläumsjahr dieser Kulturinstitution. Die Ausstellung ist eine Hommage an die Person und den Künstler Beuys und die enge, zeitlose Verbindung.

  • Galerie Klüser 1 & 2 Georgenstraße 15, 80799 München
  • bis 24. Februar 2018 | Galerie Klüser 1: Dienstag bis Freitag, 11.00–18.00 Uhr, Samstag 11.00–14.00 Uhr | Galerie Klüser 2: Dienstag – Freitag, 14.00–18.00 Uhr, Samstag 11.00–14.00 Uhr
  • Eintritt frei
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