Artvergnügen – Unsere 11 Kunsttipps für den Oktober 2018
Im Oktober passt was das Artvergnügen betrifft mal wieder alles zusammen: Für lange Museumsnächte stehen freie Zimmer – im Hotel und in Wohnungen – und offene Ateliers bereit, die Alte Bayerische Staatsbank macht immer noch Papier, Models treffen auf Schichtkuchen, aus schön wird nicht so schön und digital und analog geben sich die Hand. Und dann galoppiert noch ein Blauer Reiter durch die Kunst- und Kulturszene. Für uns steht fest, der Herbst wird golden!
1 Die Nacht zum Tag machen bei der Langen Nacht der Museen
1998 wurde die erste Lange Nacht der Münchner Museen gefeiert – 20 Jahre später ist das Event eine Institution, sowohl für regelmäßige Museumsgänger als auch für diejenigen, die die Gunst der Stunde nutzen und ihren Kulturbedarf an nur einem Abend für ein Jahr abdecken möchten. In der Jubiläumsnacht erreicht ihr über 90 Museen, Sammlungen, Galerien, Kirchen, Architekturjuwele und historische Orte mit Shuttle-Bussen, die sechs Routen abfahren. Die Themen und Programmpunkte sind genauso abwechslungsreich wie die Locations – von Klassikern wie der Alten Pinakothek im Kunstareal über typisch bayerische Themen wie die sonst nicht öffentlich zugängliche Fahrzeugsammlung des BMW Group Classic Museums bis hin zu zeitgenössischer Kunst im Schwabinger Tor. Hier präsentiert das Künstlerkollektiv easy!upstream Werke aus den Bereichen Skulptur, Installation und digitaler Ästhetik. Im Night Club des Hotels Bayerischer Hof findet ab 22 Uhr die Open-End-Party mit Paul Adams statt – ab 3 Uhr übernimmt DJ Wayne.
2 Kunst auf und mit Papier bei den Paper Positions bestaunen
Wo könnte Kunst besser zur Geltung kommen als in einem Gebäude, das selbst ein Kunstwerk darstellt und an die glanzvollen Zeiten Ende des 19. Jahrhunderts erinnert? 1894 eröffnet, beheimatet die Alte Staatsbank vier Tage lang eine „Messe“, auf der 39 internationale Galerien bedeutende Arbeiten auf und mit Papier zeigen. Von Zeichnungen über Collagen bis hin zu Fotografie, Kunstbüchern und Objekten werden die Ausstellungsstücke in einem untypischen Setting, das eher einem Salon gleicht, präsentiert. Die überschaubare Anzahl der Aussteller und das besondere Umfeld machen es möglich, die Kunst aus nächster Nähe zu betrachten und in direkten Kontakt mit den Galeristen zu treten.
3 Im Kunstlabor Urban Art auf 5000 Quadratmetern gucken Geschlossen
Das MUCA hat im Münchner Westen auf ganzen 5000 Quadratmetern eines der größten Kunstprojekte Münchens eröffnet: das KUNSTLABOR. Seit Oktober 2018 sind die Tore des ehemaligen Tengelmann Hauptsitzes offen und laden ein, die neu gestalteten Innen- und Außenflächen der Landbergerstraße 350 zu entdecken. 50 lokale und internationale Künstler durften sich in den Räumlichkeiten austoben und mit den schon vorhandenen Elementen und Räumen experimentieren, um diese neu zu interpretieren. Nur noch Ende Januar 2019 kann man im KUNSTLABOR herumstreunern und den neu gestalteten Bürokomplex bewundern, also nix wie hin da!
4 Kleine Performances in Privatwohnungen beim Hors Lits erleben
Wir beschweren uns ja gerne mal über den Mangel an coolen und innovativen Kunstaktionen in München. Aber, wenn man genauer hinguckt, gibt es eine Reihe an Projekten, die München kulturtechnisch genauso aufregend machen wie andere Städte. Ein Paradebeispiel ist Hors Lits. Das Künstlernetzwerk bringt die Perfomance-Events aus zahlreichen europäischen Städten nun schon zum dritten Mal in die bayerische Landeshauptstadt. Während einer Stadtführung in einer Gruppe von 25 Gleichinteressierten besucht man vier außergewöhnliche (Veranstaltungs-/Wohn) Räume, in denen vier Künstler jeweils 20 Minuten performen. Durch diesen persönlichen Rahmen definieren sich die Beziehungen und Rollen zwischen Künstlern, Zuschauern, Bewohnern und Besuchern völlig neu. Unbedingt schnell anmelden!
5 Das Jubiläum von Zimmer frei im Mariandl feiern
Und noch ein Jubiläum: 18 Jahre ZIMMER FREI! Insgesamt 256 Künstler und Künstlerinnen haben sich in den vergangenen Jahren verschiedener Zimmer im Hotel Mariandl angenommen und diese mit ihrer Kreativität auf den Kopf gestellt. In diesem Jahr waren zwölf Künstler, darunter Guida Miranda, Fabian Feichter und Mela (The) Feigenbaum, in den Zimmern 10 bis 15 und 20 bis 25 aktiv. Die große Bedeutung und lange Tradition dieses Projekts wird zur Ausstellungseröffnung klar: Stadtrat Marian Offman nimmt sich in Vertretung des Oberbürgermeisters unserer Landeshauptstadt der Begrüßung an.
6 Musik, Videokunst und Performances beim Digitalanalog Festival erleben
Die Geschichte des Digitalanalog Festivals begann in der ehemaligen Tube des Einstein-Kulturzentrums. Das war vor über zehn Jahren und nur eine von vielen komplett unterschiedlichen Event-Locations. Seit 2016 sind die DJs, VJs und Live Performer nun im Gasteig zuhause und sich einig, hier mit der besten Technik überhaupt arbeiten zu können. Und perfekte Technik ist für die Musik, Videokunst, Performances, Lesungen und Präsentationen neben der Präsenz der Künstler die wichtigste Voraussetzung. Mit dabei in diesem Jahr sind u.a. die drei VJing Artists von *Triptane, die junge Münchner Musikerin Rey Lenon, Verena Bacher mit ihrer Videoinstallation _Enter Visual Grasp und Herr Schneider von SchneidersBüro, der zu einem Sechs Ecken Klang Mitmachkonzert einlädt.
7 Eine brüderliche Graffiti-Fusion im Farbenladen entdecken
Eine der wichtigsten Graffiti-Regeln besagt: not „going over“ & not „crossing“, also auf keinen Fall die Bilder anderer in irgendeiner Form übermalen. Gut, dass Patrick Hartl und Christian Hundertmark „C100“ so gut befreundet sind, denn in ihrem kreativen, malerischen Dialog geht es genau darum: C100 überlagert mit seinen Hard-Edge-Schwebefeldern die frei gesetzten Writing-Elemente Hartls. Die Verbindung abstrakter Grafiken und collageartiger Arbeiten des Einen mit dem Urban Calligraphy-Styles des Anderen hat sogar einen Namen: Layer Cake. Das Ergebnis sind Bilder, die Schritt für Schritt und Schicht über Schicht zur Vollendung kommen. Gleichzeitig erzeugen sie durch ausgelassene Stellen Tiefe und geben jedem Künstler den Raum, der für den eigenen Wiedererkennungswert nötig ist.
8 Modefotografie aus München im Stadtmuseum bewundern
Elizaveta Porodina wurde 1987 in Moskau geboren und zog 2000 nach München, wo sie Klinische Psychologie studierte und im Bereich Psychotherapie arbeitete. Dieser Hintergrund dürfte zumindest einen Teil ihres außergewöhnlichen Ansatzes der Modefotografie erklären. Für bekannte Labels und renommierte Magazine wie die VOGUE inszeniert Elizaveta skurrile und schrille Portraits, die mit Hilfe von Studiotechniken und verschiedener Hilfsmittel wie milchige Glasscheiben trotz des geringen Kamera-Abstands eine scheinbar unüberwindbare Distanz zum Model schaffen. Mit ihrem Stil der Verfremdungsstrategien und Bildmanipulationen hat sich die Münchnerin in der internationalen Modefotografie unverwechselbar gemacht.
9 In der Villa Stuck in eine riesige Ruinenlandschaft eintauchen
Erste Frage: Wer weiß, was ein Potemkinsches Dorf ist? Zweite Frage: Wer kann eine Antwort darauf geben, warum der Schweizer Bildhauer Thomas Hirschhorn mit dieser Ausstellung die Villa Stuck genau zum Gegenteil macht? Wir lösen auf: Ein Potemkinsches Dorf gibt durch Attrappen vor, etwas Besseres und Schöneres zu sein, als es in Wirklichkeit ist. Hirschhorn hingegen verwandelt mit seiner Skulptur, eine riesige Ruinenlandschaft, alle drei Stockwerke des Neuen Atelierbaus des Museums zu einem Raum, der nicht besser, sondern schlechter dargestellt wird. Die Ruine ist universell und zeitlos und bewahrt sich damit ihre autonome Position, die den Titel der Ausstellung erklärt. Im Raum selbst könnt ihr mit Werkzeugen, Computer und Zeichenmaterial arbeiten und produzieren – die Ergebnisse werden zum Teil des Kunstwerks. Und nach Ausstellungsende? Wird die Skulptur abgerissen. Daher ist es im übertragenen Sinne wichtig, im Hier und Jetzt und für die Zukunft einen klaren Standpunkt zu beziehen.
10 Kulturelle und künstlerische Einblicke bei den Kultüren gewinnen
Am ersten Oktober-Wochenende wird das Areal zwischen Auffahrtsallee und Arnulfstraße zum künstlerischen Schmelztiegel. Seit 2009 öffnen mittlerweile über 80 Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliertüren und gewähren Einblicke in ihre Schaffenswelten. Und diese liegen unter anderem in der Fotografie, Bildhauerei, Malerei, Medienkunst und im Schmuckdesign. Außerdem umfasst das Programm Lesungen, Performances, Musik und Filme. Das Herzstück des Events ist der „trafo“ in der Nymphenburgerstraße 171a – hier befinden sich der Informationstreffpunkt und weitere Ausstellungsräume.
11 Auf den Spuren Alfred Kubins im Lenbachhaus wandeln
Auch wenn es keine bekannten, konkreten Beziehungen Alfred Kubins zum Blauen Reiter gibt, so wird der österreichische Zeichner oft als eines der Gründungsmitglieder dieses Künstlerkreises genannt. Mit dieser Ausstellung werden anhand von Werken, Dokumenten und Fotografien erstmals Kubins persönliche und künstlerische Verflechtungen nachvollzogen. So präsentierte Kandinsky 1904 seine Darstellungen „in die Dunkelkammer der modernen Seele“. Zudem war Münter, ebenso wie namhafte andere Zeitgenossen, nach Abspaltung des Blauen Reiter im Jahr 1911 von seinen kalligraphisch flüssigen Tuschfederzeichnungen, die neuartige Dimensionen eröffneten, derart begeistert, dass sie Kubin dazu aufforderte, sich der neuen Gruppierung anzuschließen.