Mein Lieblingsort in München #1: Der Deininger Weiher
Wir empfehlen jeden Tag jede Menge toller Locations, ausgesucht von uns und unseren Autoren. Und trotzdem hat jeder von uns dieses eine immer gleiche Café, in dem er schon seit Jahren draußen seinen Cappuccino trinkt, den einen See, an den er immer wieder fährt und von dem er einfach nicht genug bekommt oder diese eine Ecke der Stadt, die sein Herz immer wieder höher schlagen lässt. Hier kommen unsere ganz persönlichen Lieblingsorte in München.
Streng genommen ist mein Lieblingsplatz in München gar nicht in der Stadt. Und trotzdem verbinde ich ihn mit München, vor allem, wenn es so heiß ist wie derzeit.
Gerade im Sommer liebe ich ihn so sehr, weil er all die Kindheitserinnerungen weckt, die ich mit der heißen Jahreszeit verbinde. Weizenfelder mit Rapsblumen und die Landluft dazwischen, die Hitze auf der Haut, die sich mit dem Sprung in eiskalte Wasserstrudel abwechselt. Das Eis, das zwischen meinen Fingern zerläuft, die Kirschohrringe, die ich kichernd trage, das Buch, das ich kaum beiseite legen kann. Mein Lieblingsplatz ist, streng genommen, der Sommer selbst. Doch um ihn in vollen Zügen zu genießen, verlasse ich die flirrende Stadt mit ihrem glühenden Asphalt, der staubigen Luft und dem omnipräsenten Baulärm – und verstecke mich im dichten Grün am Deininger Weiher.
Zwanzig Kilometer von München entfernt, wunderbar angenehm über Landstraßen zu erreichen, liegt ein kleiner Moorsee, den ich in mein Herz geschlossen habe. Er ist ein Überbleibsel aus der Eiszeit, weshalb ich ihn von Anfang an mochte. Ich liebe natürliche Badestellen, für Baggerseen schlägt mein Herz so gar nicht. Und obwohl der Weiher größer ist, als sein Name vermuten lässt, ist er klein genug, um sich so richtig geborgen zu fühlen, irgendwie intim, mit seinen schmalen Grünflächen drum herum, wo man sich sein Plätzchen suchen muss, um die Großstadt endgültig abzustreifen.
Mein Lieblingsplatz ist, streng genommen, der Sommer selbst. Doch um ihn in vollen Zügen zu genießen, verlasse ich die flirrende Stadt – und verstecke mich im dichten Grün am Deininger Weiher.
Alleine ist man hier nie, am Weiher ist immer was los, doch das stört nicht, denn es sind die Gäste, die genauso entspannen möchten wie man selbst. Rentner, die sich auf einer Bank ausruhen oder ihre morgendlichen Bahnen ziehen, Familien, die picknicken, Fahrradfahrer, die vorbeikommen, um sich kurz zu erfrischen, dann wieder weiterfahren. Der Deininger Weiher ist mein ganz persönlicher Rückzugsort.
Ein Teil der Umgebung gehört zum Naturschutzgebiet, es schließt sich auch ein Biotop an, wo nicht nur Blindschleichen und Kreuzottern leben, sondern auch Schildkröten. Hier kann man den Sommer hören, fühlen und sehen, wenn man den See umrundet, über die Brücke am Biotop läuft, innehält und lauscht oder durch den Wald streift. Nur zwanzig Kilometer von der Innenstadt entfernt, fühle ich mich manchmal ganz weit weg. Und wenn der Blick über das Wasser sich im Fichtenwald am Horizont verliert, dann rutscht mir immer die Bemerkung „Klein Kanada“ heraus, und bin schon längst herausgefallen aus meinem Alltag, und eingetreten in eine ganz andere Welt.
Hier kann man den Sommer hören, fühlen und sehen, wenn man den See umrundet, über die Brücke am Biotop läuft, innehält und lauscht oder durch den Wald streift.
Dieser Ort ist besonders. Das trübe Wasser aufgrund des Moores, die Ruhe, die einen umgibt, je weiter man sich ins Grün verzieht, das hohe Schilf, hinter dem man sich so gut verstecken kann, und dann auch der Trubel, den man in der Nähe des Gasthauses findet, das am Weiher angesiedelt ist. Wer mal im Waldhaus der Familie Tschurtschenthaler gegessen hat, wird das verstehen und wird auch wiederkommen. Die Südtiroler Küche, die hier aufgetischt wird, ist vielfältig und lecker, sie ist ein Vorgeschmack auf den Sommerurlaub in Italien, der hoffentlich noch bevorsteht. Mit Blick auf das Wasser im kleinen Biergarten oder entlang der Promenade im Restaurantbereich, ein Glas Weißwein dazu, fertig ist der perfekte Abschluss des perfektesten Sommertages.
Und genau das macht diesen Ort aus. Der Deininger Weiher versprüht eine so angenehme Atmosphäre, die noch lange nachklingt. Sie beginnt mit der Fahrt über Landstraßen, vorbei an all den frisch gemähten Wiesen, hinein in den Wald mit seinem Weiher und dem Waldhaus, dessen Speisekarte den Seetag perfekt abrundet. Nein, ich kann diesen Ort nicht für mich behalten, so etwas muss geteilt werden. Aber tut euch selbst einen Gefallen und behandelt ihn gut. Saugt das Gefühl ein und nehmt es mit nach Hause. Achtet den Naturschutz und respektiert die Ruhe. Und dann streift doch selbst ein bisschen durchs Münchner Umland – und findet eure ganz persönlichen Lieblingsorte. Die, die euch den Sommer erleben lassen. Mit allen Sinnen und Kirschohrringen.