Pastrami-Sandwich und Überraschungsmenü: Der Dantler in Obergiesing

Habt ihr schon mal im Upper Eat Side Entrecôte geschlemmt? Nein? Dann wird das leider auch nicht's mehr, denn das Upper Eat Side in Upper Giesing ist seit letztem Jahr geschlossen. Obwohl auf Monate ausreserviert und von Presse wie Gästen gefeiert. Schuld hat der Schöpfer selbst – für den jungen Koch Jochen Kreppel waren fünf Jahre Erfolg genug und höchste Zeit für eine neue Herausforderung. Und zack, war die Idee zum bayerischen Deli „Der Dantler“ geboren und in weiser Voraussicht auch gleich patentiert.

Das Ergebnis: Ein Deli nach New Yorker Vorbild, um die Münchner Mägen mit schnellen, kreativen Gerichten fernab der Leberkassemmel zu füllen – und zwar mit regionaler Qualität zu einem fairem Preis. So ist nicht nur die Location gleich geblieben, auch die kleinen Tellergerichte, die man sich selbst zusammenstellen kann, finden ihren Platz auf der übersichtlichen Karte.

Der Dantler
© Miriam Worek
Der Dantler
© Miriam Worek

Obwohl ich gefühlt drei Häuser weiter wohne und bei jedem Sparkassenbesuch an der Werinherstraße 51 vorbeilaufe, war ich – wie so oft, wenn man gleich um's Eck ist – immer noch nicht dort. Kaum trete ich durch den verglasten Windfang ins Innere, werde ich von Inhaber Jochen und Kompagnon Maximilian Süber herzlich empfangen. Und bekomme ein köstliches Glas Riesling in die Hand.

Es ist Freitagabend vor 17 Uhr, die Gäste sind noch nicht da und ich kann mich in Ruhe umsehen. Jochen bringt nach und nach Teller aus der Küche – einer schöner dekoriert als der andere. Der Riesling passt perfekt zum Essen und ich probiere mich durch selbst gebackenes Brot, Thuna Tataki (Thunfisch, Avocado, Mango), Spargel mit Bröselbutter (nicht nur auf dem Knödel super lecker) an Sauce Hollandaise und den bisher besten „exotischen“ Hotdog mit Ochsenrippe, Ragout und Gurke. Richtig gut!

Der Dantler
© Miriam Worek
Der Dantler
© Miriam Worek

Während ich brav alles aufesse, lasse ich meinen Blick durch den Laden schweifen. Hier ist es gemütlich, individuell und gleichzeitig warm, klar und hell. Zwischendrin verstecken sich ein paar Hingucker, wie den Mannerschnitten-Automat oder das große Porträtfoto von Jochens Opa mit Fisch vor den Augen, das einen jedes Mal schmunzeln lässt.

Der Dantler dantelt neben fertigen Gerichten auch mit unfertigen Zutaten, besser gesagt: mit feiner Kost. Im deckenhohen Regal stehen allerhand selbst eingemachte Gläschen, Fischkonserven, ausgewählte Schokoladen und Gewürze. Wie im Bioladen würde man hier am liebsten alles auf einmal mitnehmen. Dabei wurde wirklich an alles gedacht – sogar einen Reifekühlschrank für Fleisch gibt es und die Option, das gerade verspeiste Steak aus dem Salzburger Land gleich nochmal roh für den Selbstversuch zu Hause einzupacken.

Der Dantler
© Miriam Worek
Der Dantler
© Miriam Worek

Giasinger Ramen und Pastrami-Sandwich

Das Konzept der beiden Köche sieht so aus: mittags schnell und einfach, am Abend wird's aufwendiger und raffinierter. Eine Kleinigkeit zu Mittag gibt es bis 15 Uhr. Giasinger Ramen aus Rinderbrühe mit knusprigem Schweinebauch, hausgemachte Pasta, ein superfeines Pastrami-Sandwich oder Fisch des Tages. Für die hungrige Working Class besteht die Chance auf ein dreigängiges Mittagsmenü für faire 19 Euro. Da lohnt sich die Fahrt in der Mittagspause mit der U2 zur Silberhornstraße.

Ab 17 Uhr wechselt die Speisekarte und ihr könnt zusätzlich zu den Klassikern aus sechs kleinen Tellergerichten wählen und sie dann alle auf einmal essen oder teilen. Vorab empfiehlt es sich, das selbst gebackene Brot mit Limonenbutter zu bestellen. Und um den Magen zu schließen, die Käseauswahl von Maître Affineur Waltmann.

Das Highlight im Dantler, ist aber der Freitag. Für ein ganz besonderes Vergnügen könnt ihr persönlich Tickets vorbestellen, ohne zu wissen, was am Ende auf den Teller kommt. Das Ticket gilt ab 19 Uhr und ist die Eintrittskarte zu einem mehrgängigen Abendmenü. Monogame Weintrinker können gegen Stöpselgeld sogar ihren eigenen Hauswein mitbringen. Ich würde mich an eurer Stelle aber auf jeden Fall durch die feine Weinauswahl probieren.

Der Dantler
© Miriam Worek | © Der Dantler
Der Dantler
© Miriam Worek

Ein wirklicher Tipp – neben dem Überaschungsmenü – ist, wie ich finde das Mittagsangebot. Für durchschnittlich ein, zwei Euro mehr gibt es hausgemachte Nudeln und wirklich feinen Ramen. Das Upper Eat Side hat hier auf jeden Fall einen würdigen Nachfolger bekommen!

Unbedingt probieren // Das selbstgepökelte, würzige Pastramisandwich, alle sechs kleinen Tellerchen und das Freitags-Menü.

Vegetarisch // Die Küche ist so vielfältig, dass sich hier immer auch vegetarische Varianten finden.

Mit wem gehst du hin // Mittags mit Kollegen oder Freunden. Abends mit der Mama oder allein, wenn du deine Tellerchen ganz für dich haben willst.

Lärmfaktor // Der Laden ist sehr geräumig. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass es sehr laut wird.

Preise // Mittags gibt's Speisen zwischen 9 und 12,50 Euro, Kuchen für 4 Euro, das Freitags-Menü kostet 60 Euro inklusive Wasser.

Besonderheit des Ladens // Versteckt auf Giesings Höhen und sehr unaufgeregt für das Gourmet-Level, das ihr hier serviert bekommt.

Der Dantler | Werinherstraße 15, 81541 München | Dienstag – Freitag: 11.30–15.00 & 17.00–00.00 Uhr | Mehr Infos

Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.

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