Mein Lieblingsort in München #5: Der Hofgarten
Wir empfehlen jeden Tag jede Menge toller Locations, ausgesucht von uns und unseren Autoren. Und trotzdem hat jeder von uns dieses eine immer gleiche Café, in dem er schon seit Jahren draußen seinen Cappuccino trinkt, den einen See, an den er immer wieder fährt und von dem er einfach nicht genug bekommt oder diese eine Ecke der Stadt, die sein Herz immer wieder höher schlagen lässt. Hier kommen unsere ganz persönlichen Lieblingsorte in München.
Ich bin ein absoluter (Groß)-Stadtmensch. Je trubeliger, bunter, verrückter und abwechslungsreicher, umso besser. Trotzdem darf sich eine Metropole auf diesen Adjektiven alleine nicht ausruhen, um einen Platz in meinem Herzen zu finden. Sie muss außerdem Wasser, am liebsten in Form eines Meeres – wobei Seen und Flüsse schon ein guter Anfang sind – und einen Park vorweisen können.
Und wenn die Grünfläche dann noch so angelegt ist, dass ich mich als absoluter Orientierungschaot nicht verlaufen kann, bin ich sehr glücklich. Der Hofgarten am Odeonsplatz hat es – auch aufgrund seiner Übersichtlichkeit – auf die Liste meiner Münchner Lieblingsorte geschafft. Bisher wusste er es nicht, aber er führt sie sogar an. Ganz ohne Anstrengung und zu jeder Tages- und Jahreszeit.
Sobald ich durch das Hofgartentor gehe, das übrigens das erste Münchner Bauwerk Leo von Klenzes war – bevorzugt mit einem Cappuccino in der Hand – befinde ich mich in einer anderen Welt. In der Welt derjenigen, für die ein Boule-Spiel zum gepflegten Alltag gehört, derjenigen, die die Muße haben, ihre Mittagspause um Kaffee und Kuchen zu erweitern, derjenigen, die einfach ihre Augen schließen, um der Musik zu lauschen und derjenigen, die in einem Buch lesen und tief in eine Geschichte eintauchen.
"Ich habe das Gefühl, ich betrete einen Park, in dem Zeit irgendwie einfach nicht existiert – oder zumindest für einen schönen Moment lang keine Bedeutung hat."
Betritt man den Hofgarten, findet man sich in der Renaissance und im Barock wieder, man flaniert durch Italien und England.
Betritt man den Hofgarten, findet man sich in der Renaissance und im Barock wieder, man flaniert durch Italien und England. Und wenn im Dianatempel, Herz und Mittelpunkt der Anlage, ein Pianist oder Violonist spielt, macht man einen kurzen Ausflug an einen Ort, an dem es sich ganz unbeschwert leben lässt, der zwar genauso schnell wieder verschwindet, wie er aufgetaucht ist, aber ein Glücksgefühl hinterlässt.
Nach Argentinien geht die Reise, wenn hier im Sommer Tango-Sessions stattfinden. Für mich ist die Schönheit des Hofgartens allerdings saisonlos – natürlich ist es besonders toll, hier zur warmen Jahreszeit seine Picknickdecke zwischen bunten Blumenbeeten auszubreiten, aber auch im Winter hat die Anlage ihren besonderen Zauber, ebenso wie im Frühjahr und Herbst.
An vielen Ecken ist München fast zu schön, zu imposant, um alltagstauglich zu sein. Aber ich persönlich habe überhaupt gar nichts dagegen, ab und zu Zeit und Raum und damit wohl auch den Alltag zu vergessen und einfach nur innezuhalten. Mit meinem Kaffee in der Hand, Sonnenstrahlen im Gesicht und immer noch schwer beschäftigt damit, herauszufinden, wie ich an einem ganz normalen Dienstag um elf Uhr morgens die Ruhe finde, mich mit meinen Freunden auf eine Runde Boule zu treffen. Vielleicht ist und bleibt das die Magie des Hofgartens.