Kleine, geile Firmen #35 – Handgemachte Schuhe aus Menorca von Jutelaune
Wenn man den Laden von Julia betritt, fühlt man sich direkt wie in einer Boutique irgendwo an der spanischen Küste. Der kleine Shop in der Herzogstraße liegt zwar nicht gerade am Wasser und München hat (leider) auch noch immer kein Meer. Aber Jutelaune versprüht ein mediterranes Flair, das einen das ganze Drumherum vergessen und nach Menorca träumen lässt.
Bereits 2015 hat sich Julia mit Jutelaune einen Traum erfüllt und ihr eigenes Projekt gestartet. Angefangen hat alles mit Avarcas für Kinder. Zur Eröffnung des Ladens hat es noch eine ganze Weile gedauert. Anfang Juli 2018 war es dann soweit und seitdem lockt der lichtdurchflutete Shop mit bunten Schuhen und anderen wunderschönen (Wohn-)Accessoires nicht nur die Schwabinger an.
Die Avarcas gelten als das traditionellste Schuhwerk auf Menorca. Besonders die Menschen in den Dörfern und auf dem Land wussten diese leichten Schuhe schon immer zu schätzen, da die Sohle sich hervorragend an die unterschiedlichen Landschaften anpasst. Die originalen Avarcas werden auf Menorca von einheimischen Handwerkern hecho mano hergestellt – handgemacht! Das macht jedes Paar nicht nur zu etwas ganz besonderem, sondern qualitativ auch super hochwertig.
Wie kamst du dazu, Schuhe zu verkaufen?
Ich komme aus Menorca und dort gibt es die Avarcas seit über hundert Jahren. Ich habe diese Schuhe mein ganzes Leben getragen und bin sogar mit ihnen geschwommen. Nach meinem Jura-Studium habe ich in einer Firma gearbeitet, aber das hat einfach nicht zu mir gepasst. Ich wollte mein eigenes Projekt. Warum also nicht etwas mit Avarcas machen? Gemeinsam mit Freunden haben wir uns dann an das erste Design gemacht – zuerst nur für Kinder mit Wassermelonen-Motiv oder Magarithen. Später kamen auch Modelle für Frauen dazu und die Espandrilles. Die kommen ursprünglich aus La Rioja, im Norden Spaniens, und werden dort auch produziert.
Wo werden die Avarcas hergestellt?
In einem kleinen Dorf auf Menorca. Hier war es nicht so schwer einen guten Hersteller zu finden – die Insel ist sehr klein und man kennt sich. Es gibt außerdem nur vier bis fünf Hersteller, die hecho mano arbeiten – handgemacht in Menorca. Das ist wie ein Zertifikat. Ich habe mich dann mit den verschiedenen Herstellern getroffen und den ausgewählt, der mir am sympathischsten war.
Ich habe mein ganzes Leben Avarcas getragen und bin sogar mit ihnen geschwommen.
Welche Materialien verwendet ihr?
Die Hauptmaterialien sind Leder und Jute. Beim Leder haben wir viele verschiedene, die aus Spanien und Argentinien stammen. Ich achte darauf, woher das Leder kommt und dass es immer ein Restprodukt ist.
Bei meinem Hersteller habe ich jetzt auch nach veganem Leder gefragt. Ich will ein Leder finden, dass mehrere Jahre hält. Mein Hersteller kann mir momentan noch nicht garantieren, dass die Qualität mit dem echten Leder mithält. Er arbeitet daran und probiert neue Formen, allerdings ist er noch ganz am Anfang. Ich hoffe, dass ich in einem Jahr die ersten Modelle rausbringen kann.
Und die Designs entwirfst du selbst?
Im Grunde genommen: Ja. Ich arbeite bei den Avarcas vor allem mit verschiedenen Materialien und Zeichnungen. Der Schuh an sich behält natürlich seine klassische Form. Ich würde gerne noch mehr machen, aber leider fehlt mir die Zeit. Die Espandrilles sind aus Leder oder Jute, mal zum Schnüren oder Reinschlüpfen. Seit diesem Jahr haben wir einen Slipper, der hinten offen ist.
Jedes Jahr ist ein bisschen anders, weil sich die Mode ja immer ändert. Trotzdem haben wir auch unsere Klassiker in den Farben Weiß, Beige, Braun und Schwarz immer auf Vorrat.
Was kostet ein Paar?
Die Avarcas kosten normalerweise 69 Euro, die bestickten ein bisschen mehr. Espadrilles liegen bei 75 Euro und die Sneaker bei 85 Euro. Das ist das teuerste Modell. Wir machen auch Sonderanfertigungen ab einer gewissen Grundmenge. Das haben wir schon mal für eine Firma gemacht, aber es lohnt sich eben erst ab einem Minimum.
Ich bin dann zufrieden, wenn jemand rein kommt, ihm der Shop gefällt und er ihn glücklich wieder verlässt.
Du hast im Laden auch noch andere Kleinigkeiten wie Taschen oder Kissenbezüge.
Genau, alle Produkte neben den Schuhen kommen von meinen Freunden aus aller Welt und sind meist handgemacht. Die Taschen stammen aus Kolumbien oder Spanien (Alicante), die Kissenbezüge aus Indien. Die Dekoartikel wie Vasen oder Blumentöpfe sind aus Barcelona. Dort ist ein Freund von mir Industriedesigner. Ich habe gut Platz im Laden und unterstütze gerne meine Freunde. Für den Winter suche ich gerade nach neuen Produkten.
Hast du ein konkretes Ziel für Jutelaune?
Ich hoffe, dass das Konzept in München gut ankommt. Meine Kunden finden den Laden bis jetzt schon sehr schön und auch ein bisschen anders. Ich bin dann zufrieden, wenn jemand reinkommt, ihm der Shop gefällt und er ihn glücklich wieder verlässt. Ich liebe das Verkaufen! Mir geht es weniger darum, das große Geld zu machen, sondern die Wünsche meiner Kunden zu erfüllen. Wenn du mit einem Lächeln herausgehst, bin ich zufrieden.
Jutelaune | Herzogstraße 79, 80796 München | Montag bis Samstag: 11.00–19.00 Uhr | Mehr Info
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.