La Fattoria: Ein Herz für den besten Italiener der Stadt!
In Print-Zeitschriften gehört es dazu, dass der Herausgeber auf der ersten Seite die Stimmung, Meinung oder Richtung der jeweiligen Ausgabe einfängt. Warum gibt es das auch nicht online?, haben wir uns gefragt. Denn genauso schwirren jede Woche Gefühle, Stimmungen und Meinungen durch München, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends festhalten. Diese Kolumne ist der Platz, an dem ich all meine Gedanken zu München und dem, was mir diese Woche in der Stadt begegnet ist, sammle. Heute: Mal wieder eine Liebeserklärung – diesmal an La Fattoria!
Ich bin verknallt ins Solo Italia, aber richtig tiefe Liebe verbindet mich schon seit vielen Jahren mit der Fattoria. Der kleine, eher unscheinbare Italiener in der Au war die beste Zufallsentdeckung der Welt – ganz ohne Übertreibung. Traurig darüber, dass das La Sophia keinen freien Platz mehr hatte, spazierten meine Freundinnen und ich an jenem Abend nämlich einfach die Straße weiter runter. "Da war doch auch irgendein Restaurant". Keine Karte draußen, kein Schild. Auf den ersten Blick könnte die Fattoria auch die Räumlichkeit für ein soziales Projekt sein.
Was diesen Laden ausmacht, lässt sich nicht kaufen, es sind keine hippen Lampen oder schöne Fliesen.
Das klingt nicht wirklich sexy, ist es auch nicht. Aber darauf kommt's hier auch gar nicht an. Was diesen Laden ausmacht, lässt sich nicht kaufen, es sind keine hippen Lampen oder schöne Fliesen. Es sind keine hübschen Bedienungen, die auch sporty Instagramerinnen sein könnten. Es sind keine Trend-Gerichte, kein Superfood, keine Bowls, einfach gar keine Hipness.
Es ist die Speisekarte, die bis auf minimale Änderungen nie wechselt. Das Lieblingsgericht gibt's immer. Es ist der gute Wein, der immer ein anderer ist, aber immer dafür sorgt, dass man viel zu spät, viel zu betrunken aus dem Laden stolpert. Und es ist absolut und allen voran der Besitzer! Shame on me, ich weiß bis heute seinen Namen nicht, trotzdem habe ich jedes Mal das Gefühl, ich besuche ihn in seiner kleinen, eigenen Küche in Italien.
Der Laden riecht nach Trüffel, der Besitzer schenkt Limoncello aus, stellt eine eiskalte Flasche Weißwein auf den Tisch.
Ich bin im Urlaub und er zaubert hausgemachte Pasta auf die Teller, der Laden riecht nach Trüffel, der Besitzer schenkt Limoncello aus, stellt eine eiskalte Flasche Weißwein auf den Tisch und irgendwann fallen wir uns in die Arme und ich laufe die Sommerstraße entlang nach Hause, die gerade genauso gut eine Straße in einer kleinen italienischen Stadt sein könnte.
In die Fattoria geht man nie nur kurz, der Laden ist nichts für eine Stunde, sondern füllt den gesamten Abend und das viel zu schnell. Plötzlich ist es halb drei, die zweite, dritte Flasche Wein ist fast leer. Plötzlich ist man mal wieder der letzte, die Nachspeisenplatte (das Mohnmousse! Und das Tiramisu!) längst leer gekratzt. Man trinkt noch einen Schnaps, quatscht mit dem Besitzer ein paar Worte und hatte mal wieder, wie immer hier, einen wunderschönen Abend. Liebe Fattoria, ich verneige mich vor dir. Danke für alles!