11 Events, die du auf dem Literaturfest 2019 nicht verpassen solltest

© Juliana Krohn

Text: Pablo Bücheler

Der November wird eine Hommage an die Poesie, die Liebe und Europa! Das Literaturfest München geht in die zehnte Runde und hat dieses Jahr über 80 internationale Autorinnen und Autoren im Gepäck. Die Sause setzt sich aus verschiedenen Veranstaltungen zusammen: Das forum:autoren, die Münchner Bücherschau und das Fest-Programm des Literaturhauses München mit dem Markt der unabhängigen Verlage.

Bei so vielen internationalen Poet*innen und Autor*innen kann es nur wild werden! Lasst euch durch simbabwischer Prosa von Sklaventum und Freiheit erzählen, hört von magisch großen Bahnhofhallen und sinniert mit großen Dichter- und Denker*innen über die Wende der Weltgeschichte. Die Lesungen finden in den Originalsprachen statt. Aber keine Sorge, ihr müsst keinen privaten Dolmetscher mitbringen, denn es gibt deutschen Übersetzungen.

1. Fragen an die Welt nach 1989

Ingo Schulze Literaturfest 2019
©Gaby Gerster

Die Programmreihe forum:autoren ist sowas wie das Herzstück des Literaturfests und wird jährlich von wechselnden Schriftsteller*innen kuratiert. Zum zehnjährigen Jubiläum des Literaturfestes stellte sich der diesjährige Kurator, Ingo Schulze, die Frage, wie sich die Welt nach dem Jahr 1989 verändert hat. Inspierert hatten ihn dazu Gespräche mit Kolleg*innen aus dem Ausland, denn er bemerkte, dass 1989 nicht nur in Deutschland eine Wende stattgefunden hat, sondern letztlich überall. Deshalb hat Schulze Schriftsteller*innen aus aller Welt eingeladen zu erkunden, wie sich das Jahr 1989 in anderen Ländern vollzogen hat. An verschiedenen Abenden lesen sie sowohl aus ihren schon bestehenden Werken wie auch aus speziell für dieses Festival verfassten Texten.

Donnerstag, 14. November, Freitag, 15. November, Montag, 18. November bis Freitag, 22. November| 18.30 Uhr | Literaturhaus | Eintritt: 10 Euro, ermäßigt: 8 Euro | Karten gibt es hier oder unter 089-29 19 34 27 (Literaturhaus) | Mehr Info

2. Marcial Gala und Aura Xilonen: neue Stimmen aus Lateinamerika

Xilonen Aura Literaturfest 2019
©Portia Ameyalli

Gala und Xilonen sind zwei neue literarische Stimmen, die vielen Menschen in Lateinamerika aus der Seele sprechen, die die gegenwärtige soziale Ungerechtigkeit einfach nicht mehr akzeptieren wollen. Vor allem die 23-jährige Aura Xilonen ist eine literarische Sensation. Die Mexikanerin erzählt in ihrem Debütroman Gringo Champ vom geflüchteten Teenager Liborio, der einst Dosen sammelte, um sie als Metallmüll zu verkaufen, und jetzt als illegaler Buchhändler und Sparring-Boxer jobbt. Dafür hat sie einen neuen, ziemlich radikalen Ton erfunden: abgehackt, rausgezischt, ruppig. Eine Kunstsprache, ein Mix aus Spanisch und Englisch, versetzt mit Anleihen aus Literatur, Pop, der Bibel. Auch in der deutschen Übersetzung von Susanne Lange klingt das noch verdammt gut.

Donnerstag, 21. November 2018 | 20.30 Uhr | Literaturhaus | Eintritt: 10 Euro, ermäßigt: 8 Euro | Karten gibt es hier oder unter 089-29 19 34 27 (Literaturhaus) | Mehr Info

3. The Poetry Project: Geflüchtete Jugendliche finden Worte

Poetry project Literaturfest 19
© Literaturfest Poetry Project

Sie sind Jugendliche, die Erfahrungen gemacht haben, die oft nicht in Worte zu fassen scheinen. Im Versemachen aber finden die geflüchteten Jugendlichen ihre Stimme. Sie treffen sich regelmäßig und schreiben Gedichte über Krieg und Angst, über Gemeinsamkeiten und Liebe – Poesie als Brücke, die hilft Fremdheit und Unsicherheit zu überwinden. The Poetry Project wurde 2016 ins Leben gerufen und ist mittlerweile ein deutschlandweiter lyrischer Dialog zwischen Jugendlichen mit und ohne Fluchthintergrund. Die Jugendlichen von The Poetry Project sprechen auf der Bühne von ihrem Leben und der literarischen Auseinandersetzung mit ihren Erfahrungen. Ihre Gedichte tragen sie in der Originalsprache vor, die deutschen Übersetzungen lesen Schauspieler*innen der Schauburg. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Generation Z.

Samstag, 23. November | 16.30 Uhr | Gasteig Blackbox | Eintritt: ab 6 Euro | Karten gibt es hier | Mehr Info

4. Markt der unabhängigen Verlage

Literaturfest 2019 ANDEREBÜCHERBRAUCHTDASLAND
© JKrohn

Einer der schönsten Orte und der Geheimtipp beim Literaturfest ist der Markt der unabhängigen Verlage. Hier findet man alles – nur keine Mainstream Literatur. Über 30 unabhängige Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen ihre besonderen Bücher. Viel Herzblut, Prosa, Pop und Poesie, literarische Neu- und Wiederentdeckungen, illustrierte Bücher und Graphic Novels, Kinderbücher und Kalender, druckgrafische Werke und buchkünstlerische Editionen. Andere Bücher braucht das Land – hier findet man sie.

Samstag, 30. November | 11.00–19.00 Uhr | Sonntag, 01. Dezember | 11.00–18.00 Uhr | Literaturhaus | Eintritt frei | Mehr Info

5. Samantha Chistoforetti: Tagebuch einer Astronautin

Cristoforetti Samantha Literaturfest 2019
© NASA | Robert Markowitz

Die Frauenquote im Weltall ist echt miserabel. Weibliche Astronauten gibts nach wie vor so gut wie gar nicht. Samantha Chistoforetti ist da eine echte Ausnahme. Bis die Ingenieurin und Pilotin nämlich zum ersten Mal in die Raumkapsel gestiegen ist, war es nämlich ein ziemlich langer und steiniger Weg. Beim Literaturfest liest sie aus ihrem Tagebuch, erzählt von den harten Astronautenlehrjahren über die Zeit im All bis hin zur Rückkehr auf die Erde.

Freitag, 22. November | 19.00 Uhr | Gasteig Blackbox | Eintritt: ab 11 Uhr | Karten gibt es hier oder unter 089-29 19 34 27 (Literaturhaus) | Mehr Info

6. Petina Gappah: Prosa und Lyric aus Simbabwe

Gappah Petina Literaturfest 2019
©Henry Oliver Hakulandaba

Gappah stammt aus Simbabwe und ist eine der wichtigsten afrikanischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihr aktueller Roman Aus der Dunkelheit strahlendes Licht beruht auf einer wahren Begebenheit: Freigekaufte Sklaven trugen 1873 den Leichnam des Forschungsreisenden David Livingstone 1500 Kilometer durch Afrika. Die Figuren sind historisch, doch ihre Stimmen sind fiktiv. Ein fesselnd erzählter historischer Roman, ein vielstimmiges Selbstgespräch Afrikas über die Deutung der eigenen Geschichte.

Freitag, 22. November | 20.30 Uhr | Literaturhaus | Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro | Karten gibt es hier oder unter 089-29 19 34 27 (Literaturhaus) | Mehr Info

7. Kanaillen-Kapitalismus und Zombiefication

Rendueles César Literaturfest 2019
© Elvira Megia

Der spanische Autor César Rendueles und der deutsche Schriftsteller und Wissenschaftler Raul Zelik diskutieren über den Kapitalismus. Rendueles hat sich gerade mit seinem vielbeachteten Buch Kanaillen-Kapitalismus einen Namen gemacht. Er zeigt anhand von Literaturklassikern wie Robinson Crusoe und Kultbüchern wie American Psycho, wie sich uns der Kapitalismus einverleibt hat. Aber Rendueles zeigt auch, wie viel vom Geist der Revolte etwa in Kleists Michael Kohlhaas und in Science-Fiction-Romanen stecken. Raul Zelik schaut sich indes für sein aktuelles Schreibprojekt Zombiefication in der Popkultur um. Wir seien nichts anderes als „Untote des Kapitals“, sagt er und fordert uns dazu auf, die Eigentumsfrage neu zu stellen. Ein Abend der Revolte im Instituto Cervantes, den man nicht verpassen sollte!

Dienstag, 19. November | 20.30 Uhr | Instituto Cervantes | Eintritt: 10 Euro | Karten gibt es hier oder unter 089-29 19 34 27 (Literaturhaus) | Mehr Info

8. Aleš Šteger und Vladimir Sorokin - Reales und Fiktives aus Slowenien und Russland

Šteger Aleš Literaturfest 2019
©Edith Cota

Aleš Šteger und Vladimir Sorokin sind präzise Beobachter unserer Gegenwart. Unter dem Motto "Aufbrechen" schreibt Aleš Šteger sein 2016 begonnenes Logbuch der Gegenwart fort: Seine Reise führte ihn dieses Mal in ein ehemaliges Stasi-Gefängnis in Bautzen und auf die russischen Solowezki-Inseln, wo er heiligen Boden mit traumatischer Gulag-Vergangenheit betritt. Eine trostlose und doch herrlich absurde Zukunft beschreibt Vladimir Sorokin in Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs: Bücher werden nicht mehr gelesen, sondern dienen als Brennmaterial für die Zubereitung exklusiver Speisen. Book’n’Grill heißt dieser neue Trend. Die Begegnung dieser beiden großen Autoren beim Literaturfest verspricht einigen Zündstoff!

Mittwoch, 20. November | ab 20.30 Uhr | Muffatwerk | Eintritt: 12 Euro | Tickets gibt es hier | Mehr Info

9. Books for Future – 10 Jahre Literaturfest München

Lesereihe Konvolut Bahnwärter Thiel Bücher
© Unsplash | Patrick Tomasso

Zum zehnjährigen Jubiläum feiert das Literaturfest natürlich auch eine Geburtstagsparty. Motto der Party ist die Frage „Warum lesen?“ In Performances und kurzen Lesungen von Autor*innen und ehemaligen Kurator*innen des Literaturfests wie Doris Dörrie, Elke Schmitter, Albert Ostermaier, Dagmar Leupold soll darauf eine Antwort gefunden werden. Richtig gefeiert wird dann mit einem Konzert von Konnexion Balkon, der 'besten Straßenmusikband der Welt'.

Samstag, 16. November | 20.00 Uhr | Muffathalle | Eintritt frei | Mehr Info

10. Symposium: „Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch“

Schalansky Judith Literaturfest 2019
© Jürgen Bauer

Das vierteilige Symposion beim forum:autoren steht im Zeichen des Mottos von Kurator Ingo Schulze: „Fragen an die Welt nach 1989. Einübungen ins Paradies“. Brauchen wir heutzutage noch die Vorstellung eines Paradieses? Ginge es nach dem Ende des Ost-West-Konflikts nicht auch ohne? Befinden wir uns vielleicht schon im paradiesischen Leben – und produzieren aber für andere gleichzeitig auch sehr unparadiesische Zustände? Den Auftakt zum Symposium macht am 16. November ein Autorenquartett. Mit dabei auch die junge, deutsche Schrifstellerin Judith Schalansky, deren Buch Verzeichnis einiger Verluste zum Besten gehört, was es zur Zeit an deutscher Gegenwartsliteratur zu lesen gibt. Zum Paradies hat sie in ihrem Buch Atlas der abgelegenen Inseln schonmal eine steile These zum Paradies formuliert: „Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch“

Donnerstag, 16. November und Freitag, 17. November | 14.00 Uhr und 17.00 Uhr | Literaturhaus | Eintritt: 10 Euro | Karten gibt es hier oder unter 089-29 19 34 27 (Literaturhaus) | Mehr Info

11. Die allerseltsamsten Orte der Welt

Literaturfest 2019
© Unsplash | Patrycja Chociej

Nach seinem Bestseller Die seltsamsten Orte der Welt stellt der Brite Alastair Bonnett jetzt sein neuestes Buch Die allerseltsamsten Orte der Welt vor. Bonnett behandelt Inseln und Enklaven, utopische Orte, die mal kriegerische Schreckensregime sind wie der Islamische Staat, mal surreale wie die Welten im Cyberspace. Er schwärmt von Christiania, der freiheitlichen Hippie-Enklave im Herzen Kopenhagens, und erzählt, wie er einmal im Tokioer Bahnhof Shinjuku – 200 Ausgänge, 36 Bahnsteige, alles verknüpft mit einer gigantischen Shopping-Mall – verloren ging. Bonnets geographische Beschreibungen sind herrlich verspielte Aufforderungen der Magie von Orten nachzuspüren und die Welt neu zu entdecken.

Samstag, 16. November | 19.00 Uhr | Gasteig Black Box | Eintritt: 11 Euro | Karten gibt es hier oder unter 089-29 19 34 27 (Literaturhaus) | Mehr Info

Titelbild: © Juliana Krohn

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