11 queere Events in München, die ihr im Herbst 2019 besuchen könnt

„I want you to be crazy – cause you're boring baby when you're straight“ singt Alison Mosshart mit ihrer Band The Kills im Song „Cheap and Cheerful“. Bei aller Liebe für Traditionen, auch wir finden München schöner, wenn es aus den gewohnten Bahnen ausbricht und herrlich bunt, chaotisch und vielfältig ist. Und weil unsere Stadt so viel mehr kann als Konservatismus, haben wir ein neues Format entwickelt, in dem wir euch in jeder Jahreszeit 11 tolle queere Events vorstellen. Wer also latent gelangweilt ist vom straight sein, mehr als den normativen Clubabend sucht und Lust hat, die Stadt aus einer verqueerten Perspektive kennen zu lernen, hat im Herbst die Möglichkeit sich und alles andere neu zu entdecken!

1. Kurzfilme über LGBTIQ*-Geflüchtete im LeTRa Zentrum anschauen

“Wir schaffen das” sagte Angela Merkel vor vier Jahren zur unkontrollierten Zuwanderung von Millionen von Menschen nach Deutschland. Und wie sieht es heute aus? Und vor allem: Wie ergeht es LGBTIQ*-Geflüchteten, die in Bayern Asyl beantragen? Sie stehen vor vielen Schwierigkeiten: Die Unterbringung erfolgt in abgelegenen ländlichen Gebieten oder in ANKER-Zentren. Konfrontation mit Rassismus, Homo- und Transphobie durch Behörden und Gesellschaft. Es wird ihnen verwehrt, zu arbeiten, zu studieren und die Sprache zu lernen. Zu dieser Problematik wird nach zwei Kurzfilmen (“Touching an Elephant” (2019) von Lara Milena Bose und “Bleiberecht für LSBTIQ” (2018) von LeTRa) mit Menschen im Asylsystem über Herausforderungen und Missstände diskutiert und über die Situation in Bayern informiert. Die Filme sind auf Englisch, es wird eine Flüsterübersetzung auf Deutsch angeboten.

2. Die krassen Gaddafi Gals im Folks live sehen

Die Gaddafi Gals sind der fulminante Zusammenschluss dreier talentierter Musiker*innen aus München, Berlin und Wien. Die Rapperin* blaqtea (alias Ebow), der Produzent Walter p99 arke$tra und die Sängerin* Slimgirl Fat (früher Nalan381) erobern gerade mit ihrer EP “The Death Of Papi” die deutsche Hip Hop und RnB Szene. Die gebürtige Münchnerin* blaqtea hat dieses Jahr als Ebow mit „K4L“ eines der wichtigsten Empowerment-Rap Alben veröffentlicht und mit der dazugehörigen “Planet Kanak” Tour allen gezeigt, was “Punani Power” meint. Im Track “Schmeck mein Blut” bricht sie tabuisierte Themen um Herkunft und Menstruation auf. Nun wird Papi-Rap und Mami-RnB von den Gaddafi Gals gekillt und vorherrschende Genre-Grenzen verflüssigt. “It sounds like being trapped in a mystical maza in front of the temple of love”, sagen sie selbst über den Klang ihres Sounds.

3. Ein experimentelles Konzert im Blitz mit Mira Mann erleben

"Ich mag das" ist das Solodebüt der Musikerin und Autorin Mira Mann. Gemeinsam mit Mira Sacher könnt ihr die spannende Musikerin am 6. November im Rahmen des Spielart Theaterfestivals im Blitz live sehen. Ihre Songs hat Mira Mann gemeinsam mit dem Komponisten Ludwig Abraham aus ihrem Gedichtband "Gedichte der Angst" entwickelt. Oben drauf gibt's noch eine Lesung von Maria von Mier und ein DJ-Set von DJ G€LD. Interessante Kombi, die ihr nicht verpassen solltet!

4. Im Bellevue di Monaco über die Lage von LGBTIQ*-Geflüchteten in Bayern diskutieren

An diesem Abend sprechen im Bellevue di Monaco Hanaa Al Bajray, Bella Alfredo Durugo, Rogers K. (LGBTIQ* Aktivistin*) und Kai Kundrath (Geschäftsführung Sub e.V. – Schwules Kommunikations- und Kulturzentrum München) über ihre Erlebnisse vor und nach der Flucht, sowie die ehrenamtliche Arbeit in der LGBTIQ* Community. Die Podiumsdiskussion wird von Başak Özdemir und Matthias Weinzierl moderiert und soll dazu beitragen, dass LGBTIQ*-Geflüchtete in Bayern als verletzliche Gruppe anerkannt und behandelt werden. Zusätzlich wird das Magazin Rainbow Refugees Stories vorgestellt. Das Projekt zeigt die Geschichten von 27 LGBTIQ*-Geflüchteten, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität in ihren Heimatländern verfolgt werden.

5. Spannende Filme beim Frauenfilmfest Bimovie 25 im Neuen Maxim sehen

Schon seit 1991 gibt es die Frauenfilmreihe Bimovie – organisiert wird sie von den Geierwallis, einer Gruppe von Frauen, die selbst im Filmbereich tätig sind oder sich für das Kino begeistern. Ihr Anliegen ist es, die Münchner Kinokultur mit qualitativ hochwertigen und radikalen Filmen von und für Frauen, die sich mit Geschlechterfragen auseinandersetzen, zu bereichern. Das diesjährige Programm zeigt jeden Tag feministische Filmproduktionen der letzten zwei Jahre im Neuen Maxim. Zudem gibt es eine Kooperation mit dem “Women Make Waves“ Film Festival aus Taiwan, wodurch das Kurzfilmprogramm am 9. November auf das junge feministische Kino Asiens fokussiert ist. Zusätzlich findet zum 25-jährigen Jubiläum vom 22. bis 24. November im Werkstattkino eine Retrospektive statt, bei der Bimovie ein Best of ihrer Filme von 1991-2019 zeigen.

6. Bei der She-La Party in abgefahrenen Locations feiern

Kennt ihr schon She-La? Die Lesbian and Friends Party rotiert seit geraumer Zeit durch die Stadt und feiert jeden Monat in einer anderen, abgefahrenen Location. Es ist also jedesmal anders und überraschend auf den Partys, die Gründerin Melek vor mehr als acht Jahren ins Leben gerufen hat. Aus Ärger über Unsichtbarkeit von Lesben und Frauen in der Partyszene, hat sie die She-La nach ihren Comic-Superheldinnen-Vorbildern (She Ra) benannt und gegründet. Sie wollte dadurch Frauen sagen, dass sie besonders stark und mutig sind, da es einfach zu wenig weibliche und lesbische Vorbilder gibt. Die She-La war bereits im P1 oder dem ehemaligen Bob Beaman und landet diesen Monat in den tiefen Gefilden des Hotel Krone. Der edle Ort versteckt im Keller einen wilden Partyraum, in dem alles kann aber nichts muss. BAM!

7. Coden und Hacken beim FNTI*-Abend vom Chaos Computer Club

Der Chaos Computer Club München veranstaltet einmal im Monat einen Abend nur für FNTI* (Frauen, nicht-binär, trans*, inter*). In der Technologie und Chaos-Community sind die meisten Veranstaltungen und Räume sehr stark cis-männlich dominiert. Das F.U.C.K. München - FNTI* und Computer Kram versteht sich als Gruppe, in der alle Frauen, trans*, nicht-binäre, inter* Personen mit Interesse an Technik willkommen sind. Selbstdefinitionen werden hier nicht angezweifelt. Man muss nicht hacken können, nur Spaß am kreativen Umgang mit Technik mitbringen. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, für mehr Diversität im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie zu sorgen. Also hin da, ihr female* Nerds!

8. Drag performen wie in der New Yorker Underground Ballroom Szene beim BALL im Folks

Das schillernde Künstlerkollektiv “Lovers” veranstaltet seit diesem Jahr bunte und glitzernde Veranstaltungen für alle MitgliederInnen* der LGBTIQ* Community, wie zum Beispiel das “Loveboat” auf der Alten Utting oder die “Disco Amore” im Senatore. Mit dem “BALL” haben die Lover´s eine Veranstaltungsreihe in die queere Szene gebracht, welche die Kultur des Ballrooms und die Kunstform des Drags zelebriert. Für eine Nacht verwandeln sie das Folks in einen Ballroom mit viel Rampenlicht, Drama und Trophäen. Dabei sind sie inspiriert vom Mut der Marsha P. Johnson, vom Ehrgeiz und Zusammenhalt der 80er Jahre Ballroom-Szene und dem Freiheitsgedanken der Techno-Bewegung. Ihre Parties verabschieden sich von homonormativen Strukturen und sind gelebte Emanzipation vom Schubladendenken. Auf dem Ball gibt es zu den Walking Categories “Spooky Extravaganza” und “Royalty” einen Dancecontest und Musik der Wahlmünchnerin* DJ Goddess Bashkka aus der New Yorker Ballroom-Szene.

9. Das Tanzbein bei der Filmrollenretrowellentanzparty im Kafe Marat schwingen

Die Daneben Partys bilden einen subkulturellen Raum abseits des LGBTIQ* Mainstreams und zeichnen sich durch hybride, diverse, queerpolitische und nicht kommerzielle Veranstaltungen für Frauen, Trans* und Inter* Personen aus. Das Kollektiv verwaltet alles selbst und kann dadurch die Preise für den Konsum niedrig halten. Im Vordergrund sollen Musik und Film, sowie die Begegnung und das gemeinsame Gespräch stehen. In diesem Safer Space findet die Filmrollenretrowellentanzparty statt, mit Musik vom Vintage Vinyl Verein und Visuals von 2Spin. Es ist die feministisch-cineastische Retro-Tanzparty im Anschluss an die Bimovie - Frauenfilmreihe. Der Eintritt von 2,50 ist dabei eine Empfehlung und wird an den Trans Emergency Resource Fund gespendet.

10. Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen auf die Straße gehen

Nach einer Statistik des Bundeskriminalamtes wurden 2016 in Deutschland 357 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet, das ist fast eine Frau täglich, Tendenz steigend. Das Münchner Aktionsbündnis 8. März organisiert die Demonstration Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Treffpunkt ist um 16.30 Uhr an der Münchner Freiheit. Von dort bewegt sich der Demozug Richtung Odeonsplatz und Residenzstraße zum Max-Joseph-Platz und endet mit einer Abschlusskundgebung und Redebeiträgen auf dem Max-Joseph-Platz gegen 18.30 Uhr. Zeigt im Alltag Zivilcourage und greift ein, wenn ihr Gewalt seht oder davon mitbekommt und reiht euch am 25. November in die Demo ein – für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Sicherheit. Transparente, Plakate oder Trommeln nicht vergessen!

11. Etwas über die LGBTIQ*-Geschichte Münchens bei einem Vortrag im Gender Salon lernen

Der Gender Salon ist ein Unikat. Die Veranstaltungsreihe changiert nunmehr seit zehn Jahren zwischen Kunst, (Pop-)Kultur, Politik und Wissenschaft, immer mit kritischem Blick auf die sozial konstruierte Kategorie Gender. Mit stets wechselnden und spannenden Gästen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft wird auf dem Gender Salon gemeinsam debattiert, Musik gehört, Filmausschnitte angeschaut oder auch mal kontrovers diskutiert. Diesmal ist Pia Singer als Vortragende geladen, Mitarbeiterin der Sammlung Stadtkultur des Münchner Stadtmuseums. Pia referiert über ihr aktuelles Projekt: Sie ist auf der Suche, nach Münchens LGBTIQ* Geschichte. Aber wie sammelt man die? Und was bedeutet hierbei der Begriff "Queering Memory”? Kommt rum und findet es raus!