Kleine, geile Firmen #49 – Mit Caps von Mantahari den Ozeanen helfen

© Mantahari

Was haben wir eigentlich mit Mikroplastik im Meer zu tun? München ist doch so ziemlich die sauberste Stadt überhaupt. Zu viel Müll nervt uns eigentlich höchstens mal Sonntagmorgens am Flaucher, wenn die Isar über vergessene Bierkästen plätschert. Plastikmüll im Ozean erscheint für uns weit weg, betrifft uns aber leider doch, als Mitverursacher und früher oder später werden auch wir die Auswirkungen spüren.

Das Münchner Cap-Label Mantahari gibt dem Thema Plastik und Ozean eine Plattform. Im Blog, auf Facebook und Instagram klärt Tim seit einem Jahr über Müll im Meer auf und das Schöne: Er prangert nicht nur an, sondern gibt uns auch Hacks für einen Alltag mit weniger Plastik an die Hand.

Wie Caps, Mikroplastik, Manta Rochen, Indonesien und München zusammenkamen:

Vor allem hat Mantahari aber eine Cap-Kollektion am Start. Im Online Shop und im Fluid Tauchshop in der Hackenstraße. Mit jeder Cap unterstützt ihr ganz easy die Manta Rochen-Population in Indonesien und spendet Geld an die Meeresschutzorganisation Marine Megafauna Foundation.

Mantahari Cap Kleine geile Firma
© Julia Sturm
Ich wollte nicht jemand sein, der alles bedauert aber nichts macht, sondern wollte irgendwie aktiv werden.
Mantahari Cap Kleine geile Firma
© Julia Sturm

Wie ist es in Indonesien zu tauchen?

Tim:
Tauchen ist so ziemlich das Schönste und Intensivste, das ich kennen lernen durfte. Man bekommt einen Blick auf Sachen, die normalerweise nicht zugänglich wären. Indonesien hat eine der artenreichsten Unterwasserwelten, aber auch bekanntlich ein großes Plastikproblem, wie ganz viele Länder auf der Welt, oder allgemein der Ozean mittlerweile. Es fällt einem natürlich auf, wenn Chipstüten und Colaflaschen auf dem Meeresgrund und in den Korallen liegen.

Entstand so auch die Idee für Mantahari?

Tim:
Genau, als ich in Komodo meine Dive Master-Ausbildung gemacht habe, war ich jeden Tag unter Wasser. Wenn man mehrere Monate tagtäglich damit in Berührung ist, beeindruckt einen das. Die Initialzündung war ein Tauchgang im Süden von Komodo, wo eigentlich überhaupt keine Zivilisation ist und es trotzdem keinen plastikfreien Kubikmeter unter Wasser gab. In dem Moment war klar: Jetzt kann ich das nicht einfach nur scheiße finden, nach Deutschland zurückgehen und alles vielleicht ein bisschen weniger intensiv scheiße finden, weil ich weit weg vom Meer bin. Ich wollte nicht jemand sein, der alles bedauert aber nichts macht, sondern wollte irgendwie aktiv werden.


Und dann?

Tim: Der Gedanke war: Ich möchte Geld für die Marine Megafauna Foundation generieren, eine Meeresforschungssociety, die ich in Komodo in Indonesien kennengelernt habe. Dann dachte ich mir, als Student habe ich jetzt auch nicht so die Möglichkeiten. Ein paar hundert Euro sparen und spenden vielleicht, aber keiner würde etwas davon mitbekommen. Für mein Beachvolleyballteam habe ich schon mal Caps herstellen lassen, die haben sich damals gut verkauft. Caps waren für mich ein ideales Produkt, gut in meiner Einzimmerwohnung abzuwickeln, außerdem onesize, passt also jedem. Eine runde Sache. Mit einer Bekannten zusammen habe ich dann die ersten Caps designt und in Produktion gegeben.

Mantahari Cap Kleine geile Firma
© Mantahari
Es funktioniert nicht, als Fremder in ein Land zu kommen und zu sagen: So und so soll es bei euch laufen.
Mantahari Cap Kleine geile Firma
© Julia Sturm

Was passiert genau, wenn ich eine Mantahari-Cap kaufe?

Tim:
In erster Linie sieht man damit natürlich unfassbar gut aus. Eine Cap kostet 29,90 Euro, 12 Euro pro Cap gehen direkt an die MMF. Der restliche Teil bleibt im Unternehmen für die Website oder Marketing. Läuft also komplett unter non-profit für mich. Alles, was mein Gewinn wäre, kommt nach Indonesien. Immer wenn 200 US Dollar zusammen sind, adoptiert man quasi einen von der MMF registrierten Manta Rochen. Der individuelle Rochen hat davon natürlich ziemlich wenig, es ist im Grunde eine anschauliche Geste. Mittlerweile gibt es zwölf Rochen mit dem Adopter Mantahari.

Was genau macht die Marine Megafauna Foundation?

Tim:
Die MMF betreibt sehr wertvolle Forschung über den Status quo von bedrohten Arten und bedrohten Lebensräumen und setzt sich für eine nachhaltige Schutzstrategie für marines Leben ein. Sie arbeiten eng mit den lokalen Communitys zusammen, bieten zum Beispiel Praktika für Kinder und Studenten an, um die Einheimischen an die Thematik heranzuführen. Das ist meiner Meinung nach der nachhaltigste Ansatz, den man machen kann. Es funktioniert nicht, als Fremder in ein Land zu kommen und zu sagen: So und so soll es bei euch laufen. Man muss Opinionleader ausbilden, die dann dort einen Einfluss haben.

Warum geht es dir um die Manta Rochen?

Tim: Mantas fressen Plankton, das heißt sie filtern Plankton aus dem Wasser. Es gibt Stellen im Ozean da ist sechs Mal so viel Mikroplastik wie Plankton im Wasser, was für Filtertiere natürlich ein riesiges Problem darstellt. Zudem sind Mantas eine Spezies, die sich extrem langsam vermehrt. Die haben immer genau ein Baby und werden alle zwei bis drei Jahre trächtig, deswegen sind Manta Rochen und Plastik ein sehr fragiles Konstrukt.

© Mantahari
Wir müssen einfach weg davon kommen, zu denken: Wir recyceln doch. Wir sind ganz klar Mitverursacher.

Ein Teil von Mantahari ist die, wie du sagst „Awareness-Arbeit“. Was meinst du damit und woher nimmst du dein Wissen?

Tim:
Die beiden Sachen, die mir am Herzen lagen, waren Geld nach Indonesien schicken und die ganze Problematik näher an München bringen. Ich kann es niemanden übel nehmen, der vielleicht eher der Bergsportler ist, dass der mit Mikroplastik im Ozean wenig Berührungspunkte hat. Ich beschäftige mich jetzt seit zwei Jahren intensiv mit dem Thema, lese viel, gehe auf Vorträge, schaue mir alles an, was es dazu anzuschauen gibt und verfolge die Presse. Im Blog auf der Mantahari Website versuche ich aufzuklären und kleine Alltagshelferlein zu geben. Weil der Leitspruch meines Projektes heißt ja: Your impact matters! Und das meine ich zu tausend Prozent.

Was hat unser Müll hier in München mit Plastik im Ozean zu tun?

Tim: Wir müssen einfach weg davon kommen, zu denken: Wir recyceln doch. Wir sind ganz klar Mitverursacher. Einmal durch primäres Mikroplastik, also zum Beispiel Plastikpartikel, die sich beim Waschen von Funktionsbekleidung lösen oder aus Peelings. Kläranlagen können das nicht filtern. Dieses Mikroplastik findet immer seinen Weg in den Ozean. Außerdem ist Deutschland Spitzenreiter in Europa, was Verpackungsmüll angeht. Unsere Anlagen können die Mengen gar nicht verarbeiten. Ein Großteil landet mittlerweile in Malaysia. Ich kenne Malaysia sehr gut, ich habe dort studiert. Es ist zwar für Südostasien schon sehr westlich, aber hat niemals die Kapazitäten, Müll aus einem Industrieland wie Deutschland zu verarbeiten. Was passiert? Der Müll lagert in Deponien, schmiert in der Sonne dahin, wird eventuell verbrannt oder landet eben im Ozean.

Glaubst du die Ozeane sind überhaupt noch zu retten?

Tim: Es ist nicht fünf vor, sondern zwei nach zwölf. Auf jeden Fall gibt es für mich nicht die Möglichkeit, genauso weiter zu machen. Man muss jetzt nach nachhaltigen Lösungen suchen, die Uhr verlangsamen und irgendwann anhalten, weil die Natur kann sich schon regenerieren. Jeder, der bei diesem Thema aktiv ist, hat natürlich irgendwo diese Hoffnung.

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