Club Legenden #1: Cocktails zwischen Haifischen im Yellow Submarine
Heute kaum mehr vorstellbar, aber München war mal die Partystadt schlechthin – das "deutsche San Francisco". In den wilden 60ern und 70ern feierten hier Freddy Mercury, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Uschi Obermaier und Mick Jagger. Schwabing und die Leopoldstraße waren der Place-to-be. In den 80er Jahren kam dann die Schickeria auf, das hielt die 90er aber nicht auf mit ausgefallenen Partylocations wie dem Flughafen Riem noch mal Gas zu geben. Aber auch heute machen immer wieder Clubs zu, die in München Geschichte schrieben – wie das Atomic, die Registratur oder die Erste Liga. Wir erzählen ihre Geschichte.
Diese Reihe muss mit dem Yellow Submarine in der Leopoldstraße starten. Ganz einfach, weil das der verrückteste Club war, den München jemals hatte – zumindest, wenn es um Interior und Architektur geht. Anfang der 70er Jahre wurde das Schwabylon gebaut, ein Einkaufs- und Vergnügungscenter in Schwabing, das mit seiner Idee nicht nur total ausgefallen, sondern auch seiner Zeit leider weit voraus war. Neben Büros, Wohnungen und Ateliers waren hier hundert Läden, zwölf Restaurants, ein Biergarten, eine Spielhalle, ein Kino, eine Eislaufhalle, Tropengärten und ein Schwimmbad mit Sauna untergebracht. Das ganze Bauprojekt kostete etwa 135 Millionen DM, doch funktionierte leider nicht. Knapp ein Jahr später stand es schon wieder fast leer.
Drei Etagen, 650.000 Liter Wasser und 36 Haie
Zehn Jahre hielt sich dagegen der Club, der nebenan eröffnete: das Yellow Submarine. Man mag es kaum glauben, aber dort, wo heute das sehr uniformierte Schwabinger Tor steht, wurde in den 70er Jahren noch oben getanzt. Der wirkliche Hingucker waren aber die 36 Haie und ein paar Riesenschildkröten, die am Golf von Mexiko gefangen wurden und hier in 650.000 Liter Meerwasser schwammen. Das riesige Aquarium war um den dreistöckigen Club herumgebaut, durch runde Bullaugen-Fenster konnte man die Tiere beobachten, während man an seinem Cocktail (Whiskey 7,50 DM, Eintritt 6 DM) nippte und Haiflossensuppe oder gegrillten Hai aß.
Der ganze Club sah innen aus wie ein U-Boot – mit Ledersitzen, runder Reling und einer Treppe, die alle drei Stockwerke in einem neun Meter hohen und offen Raum miteinander verband. Der Name kam natürlich von dem Beatles-Song, der 1968 ein großer Hit war. Der Club wurde über Nacht berühmt, in den ersten Jahren machte das Yellow Submarine Spitzenumsätze. Später wurde es dann in "Aquarius" umbenannt und 1981 leider geschlossen. Das Gebäude stand noch lange, bis es dann 2011 für den Bau des Schwabinger Tors abgerissen wurde.
Wann eröffnet: April 1971
Wann geschlossen: 1981
Berühmte Gäste: Viel München Schickeria und (siehe oben auf dem Bild) der Musiker Ambros Seelos.
Besonderheit des Clubs: Definitiv die 36 Haifische, die fürs Yellow Submarine im Golf von Mexiko eingefangen wurden.
Vergnügte Anekdote: Das Becken lief im Juni 1971 mal über. Zum Glück war es Sonntagmorgen und der Club leer, denn die Haifische konnten in über drei Etagen schwimmen. Die Feuerwehr brauchte vier Stunden, um das Wasser abzupumpen.
Heute steht dort: das Schwabinger Tor.
Mehr spannende Clubs von gestern findet ihr in den Büchern "Mjunik Disco" (Blumenbar Verlag) und "Aus is und gar ist" (Allitera).