Artvergnügen – Unsere 11 Kunsttipps für den Januar 2020

Das Artvergnügen im Januar ist genau wie das neue Jahr: Die Eckdaten stehen fest, aber was genau passiert und wie man darauf reagiert, weiß man erst, wenn man mittendrin ist. Denn in diesem Monat dreht sich ziemlich viel um die Sinne: es wird gelauscht, getrunken und natürlich bekommt ihr jede Menge zu sehen. Außerdem dürft ihr wild tanzen und eure Schuhsucht im Münchner Stadtmuseum und Tierliebe im Bayrischen Nationalmuseum ausleben! Wir schicken das Kaiserwetter in die Berge und sind gar nicht unglücklich über ein paar graue und kalte Januartage, die im Museum garantiert bunt werden.

1. Bei der Ausstellung von Sung Tieu Bürokratie auf Kunst treffen sehen

Artvergnügen Januar
© Sung Tieu

Stellt euch mal kurz die Inneneinrichtungen von Einwanderungsbehörden, Einwohnermeldestellen und modernen Strafvollzugsanstalten vor. Schlägt euer Interior-Design-Herz dabei höher? Unseres auch nicht. Das könnte sich mit dieser Ausstellung aber ändern: Die deutsch-vietnamesische Künstlerin Sung Tieu stellt bürokratische Räumlichkeiten im Rahmen ihrer Ausstellung nach, teils sogar mit originaler Einrichtung. Diese Räume stattet sie dann künstlerisch mit Dokumenten, Textelementen, Skulpturen, Erinnerungsstücken und einer Mehrkanal-Sound-Installation aus. Sowohl das, was wir sehen, als auch das, was wir in diesem Umfeld spüren, wirkt – und lässt die psychologischen Auswirkungen auf die Betroffenen, die hier Asylanträge und Einbürgerungsformulare anfordern, deutlich erahnen. Spannende Ausstellung im Haus der Kunst, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet.

Haus der Kunst | Prinzregentenstraße 1, 80538 München | 31. Januar bis 21. Juni 2020 | Montag – Sonntag 10.00–20.00 Uhr, Donnerstag: 10.00–22.00 Uhr | Tagesticket: 14 Euro, ermäßigt: 10 Euro | Mehr Info

2. Schuhe ganz neu erleben im Stadtmuseum

Artvergnügen Januar
© Münchner Stadtmuseum

Endlich – eine Ausstellung rund um den Schuh! Allerdings geht es hier nicht nur um die Fußbekleidung als Fashion Statement, sondern auch um die kulturhistorische und soziologische Bedeutung der rund 500 Paare aus verschiedenen Epochen. Die Objekte aus dem Museumsbestand und die – zum Teil höchst unkonventionellen – Kunstwerke verschiedener Designer*innen sind in ihrer Materialauswahl, Symbolik und Gender-Thematik sehr unterschiedlich. Vom praktischen Fortbewegungsmittel und überlebenswichtigen Utensil bis hin zum Reizobjekt und Gegenstand, der Macht und Dominanz demonstriert: Das Schuhwerk spricht seit jeher eine eigene, wirklich spannende Sprache (und das nicht erst seit Sex and the City…).

Münchner Stadtmuseum | St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München | 15. November 2019 bis 21. Juni 2020 | Dienstag – Sonntag: 10.00–18.00 Uhr, Sonderöffnungszeiten an Feiertagen | Eintritt: 7 Euro, ermäßigt: 3,50 Euro | Mehr Info

3. In der Ausstellung "Wildnis und Zivilisation" neue Blickwinkel auf die Gesellschaft bekommen

© Ramuntcho Matta

Die These dieser Ausstellung lautet: "Je sicherer wir uns fühlen, umso mehr werden wir von Abenteuerlust getrieben". Unter dem Motto „Wildnis und Zivilisation“ stellt Judith Egger den Kontrast von technischen, medizinischen und kulturellen Errungenschaften gegenüber künstlerischen Mitteln dar. Der Begriff "Wildnis" im Ausstellungstitel steht dabei für menschliche Instinkte und 'Zivilisation" für die verschiedenen Intuitionen und wissenschaftlich Messbares. Die Künstlerin bringt Naturwissenschaftler, Theoretiker und Künstler zusammen – die von ihr dokumentierten Beobachtungen werden dabei zur direkten Kommunikation mit uns, den Betrachter*innen.

MaximiliansForum – Passage für Kunst und Design | Unterführung Maximilianstraße / Altstadtring, München | bis 23. Februar 2020 | täglich 24 Stunden einsehbar | Eintritt frei | Mehr Info

4. Gleich zwei Ausstellungen bewundern im Lothringer 13

Artvergnügen Januar
© Guillaume Simoneau

Zwei Etagen, zwei Ausstellungen: Die erste heißt "Teil 1 – ongoing" und präsentiert die minimalistischen Fotoarbeiten des Japaners Hayahisa Tomiyasu und die Werke der aus Belfast stammenden Künstlerin Oona Doherty. Während Tomiyasu Serien des Alltags zeigt, spezialisiert sich Doherty auf Videoepisoden und Installationen. Im Nest findet ihr die zweite Ausstellung "Teil 2: Alterations – A small Salon for tiny and big creatures and creations". Insgesamt neun Künstler*innen setzen kleine und große Kreaturen in verschiedene Perspektiven und stellen so eine Verbindung zwischen ihnen her.

Lothringer13 Halle & Nest | Lothringer Str. 13, 81667 München | bis 26. Januar 2020 | Dienstag – Sonntag 11.00–20.00 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info

5. In der Galerie Christoph Dürr erfahren wie Kunst mit Freiheit zusammenhängt

Das große Thema dieser Ausstellung ist: Freiheit. Die Arbeiten, die dazu entstanden sind, basieren auf zehn Thesen zur Kunst und zur Zukunft der Freiheit, die Prof. Dr. Söder, LMU München, aufgestellt hat. Insgesamt 36 Künstler*innen, darunter auch Joseph Beuys, antworten auf Fragen wie: Hat die Kunst noch Anspruch darauf, die Welt zu verändern? Wo liegen heute die Grenzen der Freiheit? Und ist Freiheit ein relevantes Thema der Kunst?

Galerie Christoph Dürr | Hübnerstraße 5, 80637 München | 14. bis 29. Januar 2020 | Dienstag – Freitag, 14.00–18.00 Uhr, Samstag 11.00–14.00 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info

6. Eine Ausstellung über Hunde im Bayerischen Nationalmuseum sehen

Artvergnügen Januar
© Uschi Ackermann

Des Menschen bester Freund – zweifelsohne, es ist der Hund gemeint. Und wer solch einen hohen Stellenwert in unserem Leben genießt, der verdient natürlich auch eine Ausstellung. "Treue Freunde" dreht sich um Vierbeiner und deren Verhältnis zum Mensch und zur Kunst. Über 200 Werke, darunter Gemälde, Zeichnungen und Objekte wie eine Pudel-Diamantbrosche von Grace Kelly, könnt ihr hier, auch mit Tierhaarallergie, stressfrei bewundern. Hundeliebhaber*innen wie Queen, Sisi, David Bowie und, natürlich Rudolph Mooshammer, sind ebenfalls mit ihren Treuen Freunden porträtriert vertreten.

Bayerisches Nationalmuseum | Prinzregentenstraße 3, 80538 München | bis 19. April 2020 (24. & 25. Februar 2020 und 10. April 2020 geschlossen | Dienstag – Sonntag 10.00–17.00 Uhr, Donnerstag 10.00–20.00 Uhr | Eintritt: 12 Euro, ermäßigt: 8 Euro ermäßigt | Mehr Info

7. Über Kunst in die Musikszene der 60er und 70er eintauchen im Köşk

Artvergnügen Januar

Die Ausstellung "50 Jahre Embryo" zeigt Plakate, Fotos, Plattencover und Kunstwerke aus der Musikszene und nimmt euch auf eine Zeitreise in die 1960er und -70er Jahre mit. 1969 wurde nämlich das internationale Musikkollektiv EMBRYO in München gegründet, das bis heute viele Musiker*innen und Künstler*innen beeinflusst. In den 60er und 70er Jahren entwickelte sich die deutsche Pop-Kultur in einer Phase des Aufbruchs. Allen voran die Band Embryo. Sie tourte sogar in Ländern wir Afghanistan und Indien, wo sie sich mit der lokalen Musikszene zusammenschlossen und mit Improvisationsmusik sprachliche und geographische Grenzen aufhoben. Diese Ausstellung hat also einiges zu bieten.

Köşk | Schrenkstraße 8, 80339 München | bis 12. Januar 2020, Finissage 12. Januar 2020 ab 16.00 Uhr | Montag – Sonntag 16.00–20.00 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info

8. Bei LUKOPEXE in der Villa Stuck an partizipativen Performances teilnehmen

Lukoplexe Patricia London
© Robert Haas

Die partizipativen Performances von Patricia London Ante Paris setzen sich aus Skulpturen, Bildern, Tanz, Musik und dem Publikum als Akteur zusammen. Im sozio-ökologischen Handlungskontext spielen die Performer – das Publikum und die Workshopteilnehmenden – gemeinsam; mit dem Mut, sich die Landschaft real, mental und emotional anzueignen. Die Performer verwandeln sich in die prekäre Natur. Könnt ihr euch nicht viel drunter vorstellen? Kein Problem, wir auch nicht. Klar ist aber auf jeden Fall, dass ihr euch diese spannende Verbindung von verschiedenen Kunstformen nicht entgehen lassen solltet! Und wenn ihr euch nicht traut selbst mitzumachen, könnt ihr euch die Performances auch einfach als Zuschauer ansehen.

Museum Villa Stuck | Prinzregentenstraße 60, 81675 München | 18. und 25. Januar 2020 | Kunst-Aktion: 15.00–17.00 Uhr, 28 Euro | Perfomance (für Zuschauer): 16.30–17.00 Uhr und 20.30–21.00 Uhr, Eintritt frei | 15.00–21.00 Uhr | Mehr Info

9. Nachts im Museum tanzen und eine spannende Ausstellung anschauen

Kunsthalle
© Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung

Ihr habt Lust auf Party, habt euch aber vorgenommen, auch öfter mal etwas Kulturelles zu unternehmen? Während des „Re-Act!“ Events, das einmal pro Ausstellung in der Kunsthalle stattfindet, geht beides gleichzeitig! Bis zum späten Abend könnt ihr euch die aktuelle Ausstellung „Die Fäden der Moderne / Matisse, Picasso, Miró … und die französischen Gobelins“ angucken und davor, danach und währenddessen auf der Tanzfläche im Café der Kunsthalle mit DJ Begleitung Gas geben. Außerdem sind verschiedenen Visual Artists am Start, deren Auftritt von den Kunstwerken inspiriert wurde.

Kunsthalle München | Theatinerstraße 8, 80333 München | 23. Januar 2020 | 20.30–24.00 Uhr | Eintritt: 10 Euro (Vorverkauf), 12 Euro (Abendkasse) | Mehr Info

10. Kunst ganz neu entdecken beim After Work in der Alten Pinakothek

Artvergnügen Januar
© 3B-Produktion GmbH

Zuerst die Basics: Der aus Flandern stammende Anthonis van Dyck ist vor allem in Europa für seine sensible und pompöse Porträtmalerei bekannt – Adelige, Feldherren, Künstler und die „Schönen und Reichen“ seiner Zeit saßen im 17. Jahrhundert für ihn Modell. Seine Malerei wurde vielfach untersucht und interpretiert. Dem könnt ihr euch beim After Work in der Alten Pinakothek anschließen – und damit es etwas flüssiger läuft, wird Bier aus Flandern serviert (das erste Glas ist im Eintrittspreis inklusive). Für Fachfragen und Kurzführungen stehen Museum-Guides zur Verfügung.

Alte Pinakothek | Barer Str. 27, 80336 München | 09. und 23. Januar 2020 | 19.00–21.30 Uhr | Eintritt: 15 Euro, ermäßigt: 12 Euro (erhältlich im VVK an der Museumskasse der Alten Pinakothek | Mehr Info

11. Alltagsgeräusche neu erleben im HochX Theater

Artvergnügen Januar
© Felix Kruis

Dass wir in der Stadt permanent von einer Geräuschkulisse umgeben sind, ist kein Geheimnis. Aber wie intensiv nehmen wir einzelne Alltagsklänge wahr? Und empfinden wir sie als schön? Das Münchener Künstlerduo Felix Kruis und Nikolaus Witty hat eine Sound-Skulptur entwickelt, die sich an verschiedenen Orten installieren lässt und über ein Kontaktmikrofon den Körperschall alltäglicher Objekte überträgt. Der Schall wird in Echtzeit elektronisch umgewandelt, verstärkt und abgestrahlt. Während des Events stehen die Künstler und Soundforscher für alle Fragen rund um das Experiment und seine Entstehung, die Funktionsweise des „Kastens“ und wie die Installation eingesetzt werden kann, zur Verfügung.

HochX Theater und Live Art (Foyer) | Entenbachstr. 37, 81541 München | 31. Januar 2020 | 19.00–21.00 Uhr | Eintritt frei | Mehr Info

Titelbild: © Guillaume Simoneau

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