11 Sehnsuchtsorte am Starnberger See, die ihr besuchen solltet
Text: Katja Sebald
Wenn man mit dem Schiff über den Starnberger See fährt und seinen Blick über die Ufer schweifen lässt, bleibt man immer wieder an herrschaftlichen Villen und oftmals atemberaubenden Grundstücken hängen. Die meisten der historischen Häuser stammen aus dem 19. Jahrhundert. Denn schon damals war der Starnberger See ein „place to be“. Jeder, der was auf sich hielt, kaufte sich hier ein Anwesen mit Blick auf den See.
Auch heute noch sind viele Villen in Privatbesitz von Musiker*innen, Fußballspielenden, Stars und Sternchen. Es gibt aber auch ein paar öffentlich zugängliche Plätze und Villen rund um den See, an denen man dem Lebensgefühl von damals heute noch frönen kann. Die Tipps stammen von Katja Sebald, deren neues Buch „Sehnsucht Starnberger See“ (Allitera Verlag, 29,90 Euro) gerade erschienen ist. Darin präsentiert sie insgesamt 44 Homestorys zu den Geschichten der Häuser und ihren Bewohner*innen.
1 Durch den Starnberger Schlossgarten flanieren und die Aussicht genießen
Der Starnberger Schlossgarten ist ein beinahe verwunschener Ort, umgeben von einer hohen Mauer und durch eine kleine Pforte zu betreten. In der Renaissance wurde dieser „Lustgarten“ mit symmetrischen Beeten, Laubengängen und Rosenspalieren rund um ein Wasserspiel nach italienischem Vorbild angelegt. Von dem kleinen Aussichtsplatz oben auf der Mauer blickt man auf die Dächer Starnbergs und über den ganzen See mit dem Bergpanorama. Auf der anderen Seite sieht man die Villenkolonie am Mühlberg und auf dem höchsten Punkt steht die Villa Lenbach, die sich der „Malerfürst“ kurz vor seinem Tod baute.
2 Baden und feiern im Steiniger in Starnberg
Das Steininger Grundstück am Unteren Seeweg in Starnberg ist ein ausgesprochen schöner Badeplatz, den man vom Bahnhof Starnberg in ein paar Minuten zu Fuß erreicht. Tagsüber ist es alles andere als ein Geheimtipp, frühmorgens kann man hier trotzdem fast alleine in den Sonnenaufgang hineinschwimmen. Bei den Jugendlichen der Gegend aber ist das „Steininger“ als Party-Location bekannt. Die nächtlichen Festivitäten waren zwar schon vor Corona nicht erlaubt – aber dennoch legendär. Einst gehörte das Seegrundstück zum – für heutige Verhältnisse unvorstellbar – großen Garten der Villa Mussinan, erbaut von Oskar Mussinan, der in jungen Jahren nach Amerika auswanderte und als reicher Mann zurückkam.
3 Im "La Villa" in Pöcking eine traumhafte Hochzeit feiern
Das Hotel La Villa in Niederpöcking ist heute unbestritten die romantischste Event-Location am See und eine Traumkulisse für ein rauschendes Hochzeitsfest. Erbaut wurde die wunderschöne Villa als Sommersitz der reichen Münchner Kaufmannsfamilie Knorr, die im 19. Jahrhundert dort ebenfalls gerne und ausgiebig feierte. Kaum zu glauben, dass im Garten der Villa Knorr im Zweiten Weltkrieg die Jungen aus Starnberg und Umgebung für ihren Einsatz im „Volkssturm“ trainieren mussten und das Haus in den 1980er Jahren beinahe abgerissen worden wäre.
4 Eine stilvolle Kaffeepause im Hotel Kaiserin Elisabeth einlegen
Das Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing war einst Sissis Urlaubsdomizil. Heute ist ein Besuch dort wie eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Vor allem auf der stilvoll möblierten Terrasse unter dem von schlanken Säulen getragenen Dach sitzt man herrlich und wird von eleganten Obern wie in einem Wiener Kaffeehaus bedient. Danach kann man sich auf den Weg machen und durch die Villenkolonie am Höhenberg spazieren. Über die Stufen der Himmelsleiter gelangt man auch zur Parkvilla, die wie eine riesige Hochzeitstorte mehrere Etagen hoch an der Hangkante aufragt.
5 Eine Ausstellung im Palmenhaus der Villa Waldberta in Feldafing bestaunen
In der Villa Waldberta in Feldafing wohnen Maler*innen, Bildhauer*innen, Dichter*innen und Musiker*innen aus der ganzen Welt. Die Stadt München erbte das herrschaftliche Anwesen mit der mehr als wechselvollen Geschichte in den 1960er Jahren und nutzt es heute für ein „artist in residence“-Programm. Bei Veranstaltungen ist die Villa Waldberta auch für die Allgemeinheit zugänglich. Am schönsten aber ist es, wenn Künstler*innen das ehemalige Palmenhaus im Garten bespielen, denn es ist der außergewöhnlichste Ausstellungsraum rund um den ganzen See.
6 In Garatshausen auf der faulen Haut liegen
Das Strandbad in Garatshausen ist kein Szenetreffpunkt und alles andere als mondän. Auf dem Parkplatz stehen keine SUVs und Cabrios, sondern Familienkutschen und Fahrräder. In dem kleinen Kiosk gibt es Wiener Würstchen und Pommes, Kuchen und Eis. Man könnte meinen, hier sei die Zeit stehengeblieben, so familiär und gemütlich ist alles. Und aus einer anderen Zeit stammt auch die leerstehende Villa des Schauspielers Hans Albers gleich nebenan. Von einem kleinen Weg aus kann man durch die Hecke einen Blick auf das Haus erhaschen.
7 Im Biergarten vom Midgardhaus in Tutzing den Bauch vollschlagen
Die Seeanwohner*innen fahren mit dem Motorboot ins Tutzinger Nordbad, die Münchner*innen gehen zum Essen ins schicke Midgardhaus. Der unkomplizierte Biergarten dazwischen aber ist für alle da. Hier sitzt man unter uralten Bäumen im Schatten und trotzdem direkt am See. Es gibt Brezen, Obazdn, Spareribs und natürlich Steckerlfisch. Einst hieß das Midgardhaus „Villa Ebers“ und gehörte dem Ägyptologen und Schriftsteller Georg Ebers. Der war zu seiner Zeit so berühmt, dass die Passagiere vom vorbeifahrenden Dampfer herüber riefen: „Georg Ebers, wir grüßen Dich!“
8 Der last Queen of Bavaria im Park vom Buchheim Museum einen Besuch abstatten
Ins Buchheim Museum nach Bernried kommt man wegen den berühmten Gemälden aus der Sammlung von Lothar-Günther Buchheim und nicht wegen Wilhelmina Busch-Woods. Die wenigsten Museumsbesucher*innen wissen, dass der schwerreichen Amerikanerin, die aus der Brauereidynastie Anheuser-Busch stammte, einst halb Bernried gehörte. Durch den Park, in dem 2001 Buchheims Museum der Phantasie erbaut wurde, kann man nach Höhenried hinüber spazieren, wo die last Queen of Bavaria in einer überladenen Kitsch-Villa mit 60 Zimmern residierte.
9 In Seeshaupt mit einem Eis an historischen Sommerhäusern entlangspazieren
Seeshaupt hat einen Dampfersteg und eine quirlige Einkaufsstraße mit ein paar netten Läden, einer beliebten Eisdiele und Restaurants. An der St. Heinricher-Straße steht eine Reihe historischer Sommerhäuser. Die prächtigste von allen ist die Villa, in der einst der Maler Hermann Ebers wohnte und in der sogar Thomas Mann zu Gast war. Aber Seeshaupt hat auch jede Menge Natur zu bieten: Gleich hinter den Häusern beginnen die schier endlos langen Spazierwege zu den Osterseen.
10 Dem Wohnhaus des Autors von Biene Maja einen Besuch abstatten
An schönen Sommer-Sonnen-Tagen ist St. Heinrich einfach eine Badewiese, die vor allem bei Familien beliebt ist. Bei Wind und Sturm aber wird der weitläufig flache Uferstreifen zum Treffpunkt der wilden Kite- und Wind-Surfer. Das Spektakel ist wirklich sehenswert, als Spaziergänger*in ist man aber nur im Weg und sollte lieber weiterwandern. In Ambach kann man dann hinter dem kunstvollen Ungarischen Tor die Villa des Schriftstellers Waldemar Bonsels bewundern – dem verdanken wir übrigens die Biene Maja. Eine Stärkung wird beim Gasthof zum Fischmeister durchs Fenster gereicht.
11 Den allerschönsten Sonneruntergang am See in Leonie genießen
Es ist die schönste, wirklich allerschönste Sonnenuntergangs-Terrasse am Ost-Ufer des Starnberger Sees. Moderne Architektur und Zimmer mit Seeblick, morgens dann ein Bad am Privatstrand. Ein unbezahlbar teures Luxushotel? Keineswegs. Das alles gibt es im Haus Buchenried der Münchner Volkshochschule in Leoni. Und das Beste daran: Tagsüber besucht man ein Seminar zu spannenden Themen rund um Gesundheit und Sport, Politik und Gesellschaft oder Kunst und Kultur. Die wechselvolle Geschichte des Hauses findet sich im Buch „Sehnsucht Starnberger See“ im Kapitel über die Villa Weinmann.