Corona, du bist ein Arschloch – Gefangen im Pandemie-Loop

© Unsplash | Gwendal Cottin

Ich liege im Bett und kann nicht schlafen. Mein Herz rast, die Gedanken auch. Das geht so nun schon seit Tagen. Jeder Blick aufs Handy, jede neue Push-Benachrichtigung einer beliebigen Nachrichtenapp triggert eine kleine Panikattacke, die sich zunehmend aufbaut. Ablenkung gibt es nicht, denn ich kann mich nicht auf Instagram flüchten, in diese Scheinwelt aus Fotos und perfekten Momenten. Aber auch in der "wirklichen" Welt ist es quasi unmöglich, ein Gespräch zu führen, ohne auf den Elefanten im Raum zu sprechen zu kommen.

Dieser Elefant steht da nun schon eine ganze Weile. Er trägt ein Schild um den Hals, auf dem "Globale Pandemie" steht. Machen tut er nicht viel, doch er ist omnipräsent. Vor ihm kann man die Augen nicht verschließen, denn er ist zwar lautlos, aber mittlerweile eh auch in jeder Gehirnzelle zu Hause. Und an dieser Stelle tun mir alle echten Elefanten leid, denn mit dem schlimmsten Virus der Geschichte (seit der spanischen Grippe) verglichen zu werden, kann nun wirklich nicht gut fürs Selbstbewusstsein sein.

Es ist quasi unmöglich, ein Gespräch zu führen, ohne auf den Elefanten im Raum zu sprechen zu kommen. Doch Corona, du bist kein Elefant. Du bist ein Monster.

Mir geht es übrigens nicht darum, Corona zu leugnen oder zu ignorieren. Ich will wissen, was auf der Welt passiert und wie ich mich am besten verhalten kann oder soll, damit dieser Spuk endlich ein Ende hat.

Was ich nicht ertrage, sind die never ending Schlagzeilen. Die Angst, die mit jedem Wort der Nachrichten größer wird. Die dadurch entstehende Panik, die mein Herz in keinem normalen Rhythmus mehr schlagen lässt und mich wach hält. Nichtmal in die Traumwelt kann ich mich also flüchten, denn auch hier tanzt besagter Elefant gemütlich seinen Tango.

Die aktuelle Lage geht an niemanden spurlos vorbei

Erinnert ihr euch eigentlich noch an den ersten Lockdown im März 2020? Wie naiv wir doch alle dachten, da kommt jetzt eine kleine Herausforderung auf uns zu, die spätestens mit dem Beginn der ersten Festivals im Glitzerschauer vergessen sein wird.

Ob alle folgenden Maßnahmen nachvollziehbar waren oder nicht, sei mal dahingestellt. Was mich aber wirklich wütend macht, ist die komplette Ignoranz der menschlichen Psyche gegenüber. Während meine Psyche von vornherein nicht das sonnigste Gemüt hat, depressive Schübe sich auch ohne Corona immer wieder eine Bühne in meinem Kopf erschleichen, gehen die aktuellen Geschehnisse selbst am vermeintlich stabilsten Menschen nicht spurlos vorbei. Tagelange Quarantäne bei einem positiven Test? Auch introvertierte Menschen stoßen hier, gefangen mit sich selbst und im eigenen Kopf, an ihre Grenzen.

Täglich grüßt das Coronatier und ich will ihm endlich wieder mit zwei ausgestreckten Mittelfingern entgegen treten können.

Und damit sind wir bei einer Adventszeit gelandet, die genauso verläuft wie letztes Jahr. Na, ciao servus. Corona, ich will dir mal eins sagen: Du bist ein absolutes Arschloch! Du bist kein Elefant, du bist ein Monster. Was sollen wir dir noch opfern? Ein weiteres Jahr unseres Lebens? Oder direkt Sinn und Seele? Bist du der Teufel, der zu feige ist, eine richtige Gestalt anzunehmen, mit der wir uns aktiv anlegen könnten? Und nein, damit meine ich nicht Spritzen und Hände waschen.

Ich kann nicht mehr. Und ich weiß, dass es vielen genauso geht wie mir. Trotzdem ist Aufgeben keine Option. Sicherlich werfe ich jetzt nicht das Handtuch und überlasse dir, Corona, das Schlachtfeld. Doch gib mir bitte einen Moment, bis ich in deiner Dauerschleife angekommen bin. Lass mich wieder atmen und schenk mir etwas Ruhe.

Täglich grüßt das Coronatier und ich will ihm endlich wieder mit zwei ausgestreckten Mittelfingern entgegen treten können.

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