11 Theaterstücke im November und Dezember 2022, die ihr euch anschauen solltet

© Konrad Festerer

Fühlt ihr das auch? Ein leichtes Vibrieren geht durch München. In den Theaterhäusern der Stadt brodeln nämlich heiße Themen, die auf die Bühne wollen und auch die letzten Kulturbanaus*innen aus ihren herbstlichen Höhlen locken. An Winterschlaf braucht ihr im November und Dezember 2022 gar nicht zu denken, denn die folgenden 11 Theaterstücke halten euch ganz sicher wach. Es geht um Geschlechter- und Körperbilder, Familie und Nicht-Mütter, Identitätskrisen und die Frage, was wir eigentlich unter "asozial" verstehen. Da schwappt doch fast unser Glaserl Rotwein über vor lauter Vorfreude!

Theater am Sozialamt

1. Weil du mir gehörst

Weil du mir gehörst
© Severin Vogl

Fans des BR-Podcasts "Der Mörder meiner Cousine" aufgepasst! Das Theater am Sozialamt widmet sich in "Weil du mir gehörst" jenen offenen Fragen, die nach dem Anhören der Audio-Reportage übrig bleiben. Es geht um Saskia S., die im Jahr 2013 von ihrem Partner brutal ermordet worden ist – und leider nicht sein einziges Opfer war. Innerhalb der sicheren Hallen des Theaters spinnt das Ensemble ein Gewebe aus Trug und Wahrheit, mischt die Karten der Ermittlungen nochmal neu und hinterfragt dabei alle. Familien und Freund*innen, den Täter sowie Polizei und Justiz. Bei so viel Nervenkitzel wäre Popcorn nicht schlecht.

Termine: 2. bis 5., 9. bis 12., 16. bis 19. November 2022: 20.00 Uhr
Tickets: 7 bis 22 Euro

Münchner Kammerspiele

2. Die Freiheit einer Frau

Die Freiheit einer Frau
© Armin Smailovic

Den Autor Édouard Louis kennt ihr vielleicht bereits von seinem Manifest "Wer hat meinen Vater umgebracht". Der Franzose ist der Star des autofiktionalen Schreibens und liefert mit "Die Freiheit einer Frau" nun die Grundlage für ein neues Stück der Kammerspiele, das im Oktober Premiere gefeiert hat. Hier nimmt er das Leben seiner Mutter unter die Lupe. Es geht um die Gewalt von Rollenbildern und toxische Familienkonstellationen. Es geht um die vermeintlich große Liebe und die erhoffte Freiheit in der Stadt. Kurz: Eine Geschichte, in der sich wahrscheinlich jede*r von uns wiederfindet.

Termine: 3., 19. und 25. November 2022: 20.00 Uhr
Tickets: 15 bis 45 Euro

3. Göttersimulation

Göttersimulation
© Armin Smailovic

In "Göttersimulation" führt euch Regisseur Emre Akal auf eine digitale Reise. In einer virtuellen Realität treffen komplett diverse Generationen aufeinander. Digital Natives stehen Boomern gegenüber: Die Jugendlichen spielen Gott, die Alten wollen in der digitalen Welt das ewige Leben finden. Ein Abend zwischen Zerstreuung und Ekstase, digitalem und analogem Zeitalter. Wer hier droht, verloren zu gehen, sollte am 6. November 2022 unbedingt vor Stückbeginn zur Einführung ab 15.15 Uhr kommen!

Termine: 5. und 29. November: 19.00 Uhr, 6. November 2022: 16.00 Uhr
Tickets: 10 bis 40 Euro

Volkstheater

4. Feeling Faust

Volkstheater
© Roland Halbe

Wie viele deutsche Literatur-Klassiker aus unserer Schulzeit ist auch Goethes "Faust" wenig feministisch. Bis auf das arme Gretchen sind die Figuren eher androzentrisch gehalten. Und auch wenn ihr euch denkt, ihr habt das Stück schon in allen möglichen Facetten gesehen, überzeugt euch das Volkstheater in "Feeling Faust" vom Gegenteil. Mit Claudia Bossard in der Regie erstrahlt der alte Stoff plötzlich in emanzipatorischem Licht und fragt, ob das Patriarchat samt männlichem Fortschritt- und Machtstreben nicht schon lange ausgedient hat. Am Ende des Abends wünscht man sich fast nochmal zurück in die Schule zum ausführlichen Analysieren!

Termine: 7., 26. und 28. November 2022: 19.30 Uhr
Tickets: 15 bis 39 Euro

5. Pussy Sludge

Pussy Sludge Volkstheater
© Konrad Festerer

Allein der Name – "Pussy Sludge" – hat schon gereicht, dass sich unsere Redaktion quasi ohne nachzudenken Tickets für dieses Stück besorgt hat. Und wie sollte es im Volkstheater anders sein, zieht uns auch der Inhalt in seinen Bann: Das Stück von Miriam Loibl ist ein surrealer Ritt! Die Hauptfigur Pussy Sludge bellt, lässt Rohröl aus ihrer Vulva blubbern und will eigentlich nur ihre Ruhe vom Rest der Welt. Doch dieser Rest kommt sie nach und nach besuchen, weiß angeblich, was das Beste für sie ist und versucht, sie umzukrempeln. Freiheraus und voller Humor untersucht die Regisseurin dabei Rollen- und Körperbilder unserer Zeit. Vielleicht nicht unbedingt ein Stück für die ganze Familie (leider), aber sicherlich für die ganze Gang!

Termine: 15., 18. und 20. November 2022: 20.00 Uhr
Tickets: 15 bis 28 Euro

Metropol Theater

6. Vögel

Vögel Metropole Theater
© Jean-Marc Turmes

Die Eltern eines Partners oder einer Partnerin kennenzulernen, ist wohl immer ein Nervenkitzel. Im Falle des jüdischen Eitan und der arabischstämmigen Amerikanerin Wahida hat dieser vermeintlich kleine Akt allerdings desaströse Folgen. Details der Familiengeschichte, die bisher unter den Teppich gekehrt worden waren, kommen nun ans Licht. Das Stück "Vögel" ist eine moderne "Romeo und Julia"-Adaption, die danach fragt, was Identität ausmacht und ob wir unserer Familiengeschichte eigentlich irgendwas schuldig sind.

Termine: 10. bis 12., 17. bis 19., 24. bis 26. November: 19.30 Uhr, 13., 20. und 27. November 2022: 18.00 Uhr
Tickets: 15 bis 25 Euro

Prinzregententheater

7. Twelfth Night

Twelfth Night Prinzregententheater
© Jean-Marc Turmes

"Twelfth Night" basiert auf Shakespeare's "Was ihr wollt" und kommt im Prinzregententheater als zeitgenössisches Musical mit einer Mischung aus Jazz und Funk daher. Nachdem Viola Schiffbruch erleidet und ihren Bruder ans Meer verliert, beginnt sie – als Mann verkleidet – am Hofe des Grafen Orsino ein neues Leben. Doch wie das nun mal so ist, wenn man in fremde Kleider schlüpft, entwickelt sich ganz schnell eine Art Identitätskrise. Wie geht man mit dem Alter Ego um, wenn man sich plötzlich verliebt?

Termine: 11., 15., 17. und 19. November: 19.30 Uhr, 13. November 2022: 18.00 Uhr
Tickets: 10 bis 39 Euro

Gärtnerplatztheater

8. Giselle

Gärtnerplatz Theater
© Christian POGO Zach

Mitte November beglückt uns das Gärtnerplatztheater mit der Premiere "Giselle". Obwohl Giselle eher nicht von Glück sprechen kann, vor allem nicht in der Liebe. Zwar glaubt sie, in Albrecht den Mann fürs Leben gefunden zu haben, der zählt allerdings zu den klassischen Fuck Boys unserer Zeit und spielt nur mit ihr. An dieser Erkenntnis geht sie zugrunde und Albrecht muss den Folgen leben. Tja, that's Karma! Die Leichtigkeit des Balletts kracht hier zusammen mit den tiefen Abgründen der Menschheit und sorgt so für einen dramatischen Theaterabend.

Termine: 17., 19. und 30. November sowie 1., 7., 13., 21. und 28. Dezember: 19.30 Uhr, 26. Dezember 2022: 18.00 Uhr
Tickets: 8 bis 67 Euro

Marstall

9. Die Ereignisse

Marstall
© Thomas Dashuber

Bei der Probe eines Gemeindechors, der hauptsächlich aus Asylbewerber*innen und Immigrant*innen besteht, läuft ein junger Mann Amok. Die Seelsorgerin Claire Fletcher wird Zeugin dieser schrecklichen Tat, die ihr Leben und das des gesamten Orts auf den Kopf stellt. David Greigs Drama „Die Ereignisse“ thematisiert eines der schockierendsten Attentate überhaupt. Der schottische Autor hat damit auf den Amoklauf des Norwegers Andres Breivik reagiert. Vielleicht erinnert ihr euch: Breivik hatte 2011 rund 80 Menschen, in einem Sommercamp auf der Insel Utøya getötet. Auf der Bühne kämpfen die Überlebenden nun mit einer Bedrohung, die getränkt ist von Hass, Diskriminierung und Rassismus.

Termine: 24. und 29. November, 15. und 21. Dezember 2022: 20.00 Uhr
Tickets: 24 Euro

10. (Nicht)Mütter!

Marstall
© Adrienne Meister

Mutterschaft und Nicht-Mutterschaft, Geburten und Fehlgeburten, Zweifel, Transformationen und mutige Schritte – all das wird in "(Nicht)Mütter!" thematisiert. Grundlage für das Stück sind Antworten aus 22 Interviews, die um jene Angelegenheiten kreisen. Was gilt in unserer Gesellschaft als "normal"? Wie divers können Lebensrealitäten von Frauen* heute aussehen? Eine kleine Idee von der Vielfalt der Möglichkeiten habt ihr ganz sicher nach diesem phänomenalen Theaterabend, zu dem ihr unbedingt auch Väter und Nicht-Väter mitnehmen solltet!

Termine: 28. November und 14. Dezember 2022: 20.00 Uhr
Tickets: 24 Euro

Akademietheater

11. Asozialisierungsprogramm

Adiletten
© Unsplash | John Tuesday

Das "Asozialisierungsprogramm" ist eine barrierefreie, begehbare Installation am Akademietheater. Theater zum Mitmachen sozusagen. Das Projekt widmet sich der Frage, was wir eigentlich unter "asozial" verstehen? Denken wir direkt an Adiletten und Jogginghose? Dosenbier und Fußballfans? Und wie sieht demgegenüber ein "sozialer" Mensch aus? Der Studiengang "Regie für Musik- und Sprechtheater, Performative Künste" nimmt sich all diesen großen Punkten an und lässt euch in keinem Fall nur passives Publikum spielen. Auf zum vergnügten Asozialisieren!

Termine: 30. November, 2. und 3. Dezember 2022: jeweils um 19.30 Uhr, 20.30 Uhr und 21.30 Uhr
Tickets: 8 bis 12 Euro

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