München im Blütenrausch: Das Flower Power Festival

© Alma Tadema / Coleccion Perez Simon

In allen erdenklichen Farben lässt das Flower Power Festival unser München bis in den Herbst hinein erblühen. Wir bekommen vor allem bei Blumen in strahlendem Gelb große Augen. Über die Jahrhunderte sind gelbe Blüten von dekorativen Elementen zum Blickfang großer Werke geworden. So hat etwa Streetart-Künstler Banksy an eine Wand im Westjordanland seinem "Flower Thrower" einen gelben Blumenstrauß in die Hand gesprüht. Anstelle eines Molotow-Cocktails oder Steins wirft der nun Schwarzäugige Susanne Richtung der Mauer. Die Blumen gelten als Symbol für Versöhnung und ihnen wird eine bewusstseinserweiternde Wirkung zugeschrieben.

Gelb, gelb, gelb sind alle meine Sonnenblumen

Als Fotograf Steve Wood den Pop-Art-Künstler Andy Warhol vor die Linse bekam, posierte dieser mit einer großen gelben Sonnenblume in französischem Licht. "Man könnte eine Brücke schlagen zu den alten Meistern, wie etwa zu den Sonnenblumen von Vincent van Gogh. Denn das französische Licht haben vor allem die Impressionisten für sich genutzt", erklärt uns MUCA-Gründerin Stephanie Utz, die die Warhol-Porträtserie in ihrem Museum hängen hat. Die wohl bekanntesten gelben Blumen in der Kunstgeschichte stammen wohl von Vincent van Gogh. Immer wieder malte er die Sonnenblumen in jedem erdenklichen Gelbton. 1888 zog der Maler sogar in das "Gelbe Haus" im Süden Frankreichs ein – in diesem Künstlerhaus würden wir auch direkt unsere vergnügte Schaffensstätte einrichten!

MUCA-Gründerin Stephanie Utz / "Love Is In The Air" von Banksy © Ramona Dinauer
"Flowers Forever" in der Kunsthalle © Ramona Dinauer

Mindestens so viele Blumen wie in Südfrankreich gibt es im Sommer 2023 über ganz München verteilt zu sehen. In Parks, Gärten, auf asphaltierten Plätzen und Leinwänden, in Kunsträumen, Hörsälen und Restaurants könnt ihr Kultur und Kunst genießen, die sich um die Ästhetik und die Nachhaltigkeit der Blüte dreht. Pünktlich zum Frühlingsanfang haben wir uns für euch ins Blütenmeer des Flower Power Festivals gestürzt, sind durch Kunstepochen geschlendert, haben ein blumiges Dinner verspeist und uns auch in den kleinen Galerien nach Blumenkunst umgesehen.

Durch alle Epochen: "Flowers Forever" in der Kunsthalle

Publikumsmagnet des Festivals ist die Ausstellung "Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur" in der Kunsthalle. Hier seht ihr, wie sich Blumen in der Kunst vom dekorativen Beiwerk zu aufwendigen Stillleben entwickelt haben. "Flovers Forever" präsentiert nicht nur Blumen in der Religion, sondern auch digitale Blüten als riesige Videoinstallation. Besonders verzaubert hat uns ein leuchtendes Kunstwerk aus Metallwürfeln und Pusteblumen, ein Ölgemälde von Adam im Paradies, die Rosen des Heliogabalus und ein Porträt von Maler Kehinde Whiley.

Wie eine bunte Blüte die Bienen anlockt, so zieht die Installation von Louise Law wohl die meisten Besucher*innen an. Für die über 100.000 an Kupferdrähten von der Decke hängenden Blumen konnten Münchner*innen im letzten Jahr Blumen sammeln, trocknen und binden, um selbst Teil des Werks zu werden. So könnt ihr nun in der Kunsthalle durch den hängenden Garten mit einem wunderbaren Sommerduft schlendern.

© Ramona Dinauer
Zahrtmann: Adam im Paradies, 1914 | Wiley: Portrait of a Florentine Nobleman III, 2019

Große Kunst in kleinen Ausstellungen

Blumen, die nicht aus der Erde sprießen, sondern von der Decke hängen, seht ihr auch im Kunstraum LOT. In der Ausstellung "Hängende Gärten Gleich" präsentieren Münchner Künstler*innen ihre Malerei, Grafik, Installationen, Musikbeiträge, Performances und Lesungen zu dem Thema. Statt Blumen hängen hier Pinsel und Farbkannen in der Luft.

Im Morgengrauen durch einen Schweizer Blumengarten schlendern und den Tau auf den Früchten eines Gemüsebeets beobachten – so real werden die Gefühle beim Blick auf die Bilder der neuen Ausstellung der Sammlung Goetz. In der Porzellan Manufaktur Nymphenburg gibt es die "2-Kanal-Dia-Installation Blumenprojektion, Herbst (1998)" zu sehen, für die Peter Fischli und David Weiss ihren Garten im Spätsommer fotografiert haben. Die Installation des Schweizer Künstlerduos trifft auf die filigranen Blüten und zauberhaften Blumendekors, die in den Händen von Kunsthandwerkern entstanden sind.

Blumen von Kunstinstallation bis Münzen

Zauberhaft wirkt auch die Ausstellung "Whispering Green" im Moosacher Botanikum oder der Vorfrühlingskräuterspaziergang in der Aubinger Lohe. Blüten aus der Perspektive eines Insekts könnt ihr mit dem Virtual Reality Flugsimulator "Birdly" im Naturkundemuseum erleben. Ebenfalls florale Motive in ihrer schönsten digitalen Form zeigt die interaktive Kunstinstallation "Florescent" im Gasteig HP8. Selbst die Staatliche Münzsammlung hat ausgestorbene Pflanzen auf antiken Münzen herausgesucht – alles eigens für das große Flower Power Festival, das noch bis Oktober 2023 die Stadt schmückt.

© Peter Fischli David Weiss, courtesy Galerie Eva Presenhuber

Bloom Art Dinner: Ein Abend im MUCA und Mural

Seinen kulinarischen Höhepunkt erreicht das Flower Power Festival im Mural, wo ihr von Sternekoch Joshua Leise und seinem Team bekocht werdet. Zwischen auffallend jungen und hippen Menschen durften wir uns durch vier Gänge aus regionalen Produkten probieren. Beim B(l)oom Art Dinner haben wir köstlichen Sellerieschaum von gegrillten Morcheln gelöffelt, einen krossen Saibling aus einer Kamillen-Beurre blanc geholt, Wachtel mit Bärlauchknospen gekostet und uns ein Kirschsorbet auf der Zunge zergehen lassen. Begleitet haben uns biodynamische Weine, wie ein goldener Riesling aus dem Rheingau und ein exklusiver Spätburgunder von der Mosel.

Da das Mural im Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA) liegt, konnten wir zwischen den Gängen mit unserem Weinglas zwischen zeitgenössischer Kunst spazieren. Erklärt hat uns die Sammlung MUCA-Gründerin Stephanie Utz persönlich. Mit eigenen Augen konnten wir hier eine Version von Banksys Blumenwerfer und die Porträts von Andy bestaunen. Sein schüchternes Gesicht mit den grauen Haaren bringt erst die große gelbe Sonnenblume zum Strahlen.

© Ramona Dinauer
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