11 schöne Radlstrecken, auf denen ihr München entdecken könnt

München ist selbsternannte Radl-Hauptstadt und trägt auch ganz offiziell das Siegel "Fahrradfreundliche Stadt". Natürlich könnten wir jetzt granteln und über schlechte Straßen mit vielen Schlaglöchern, schmale Spuren, zu wenig Fahrradstraßen und im Nichts endende Radwege schimpfen, aber das lassen wir einfach mal. Viel lieber verraten wir euch die schönsten Radlstrecken, auf denen der Weg zum Ziel wird. Denn München ist natürlich trotz allem eine großartige Stadt, um sie mit dem Fahrrad zu erkunden. Mit diesen 11 Tipps macht ihr euch einen schönen Tag auf dem Radl!

Friedensengel
© Sissi Pärsch

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München für Zuagroaste: Vom "Prinze" zum Lenbachbrunnen

München hat den Bus 100 – ein ganz gewöhnlicher blauer Stadtbus, der die touristischen Highlights abfährt. Aber natürlich ist die Strecke auf dem Rad schöner: Zum Fahren, Gucken und Anhalten... Hier ist München in der Abenddämmerung ein funkelndes Sammelsurium an Hochkultur, Flussglitzern und Blingbling. Und all das verschwimmt bei 20km/h ganz hervorragend in eine kleine Roadtrip-Postkarte. Ab dem stattlichen Prinzregentheater lässt es sich wunderbar gen Westen fahren: Vorbei am Friedensengel samt Ausblick, bergab und über die Isarbrücke, vorüber an der Eisbachwelle und den Museen. An König Ludwigs Prachtstraße (der Ludwigstraße), heißt es einmal an der Ampel absteigen und nach links abbiegen. Dann folgen Archive und Ministerien, die teuren Geschäfte der Brienner Straße. Wer sich die Mühe macht, die große Kreuzung überwindet und den Maximiliansplatz entlangfährt, wird mit einem Blitzer irrem Münchner Trash-Nachtleben belohnt – und vor allem mit dem Lenbachbrunnen. Fahrrad absperren, über die Steine nach oben auf den Brunnenrand klettern und den Blick über den Stachus und das Autogewirr genießen!

© Katharina März

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Die Park-Bombe: Vom Friedensengel zum Kleinhesseloher See

Eine andere feine Option ist es, am Friedensengel – übrigens auch ein schöner Ort zum Beine-vom-Sims-baumeln-lassen-und-gucken – loszufahren und hinter dem Haus der Kunst ins grüne München abzubiegen. Für eine Englischer-Garten-Touri-Tour, bei der auch Münchner:innen aufstöhnen: Zwischen P1 und Eisbachwelle hindurchzufahren ist eine fast schon gruselig münchnerische Angelegenheit. Und es wird nicht unspektakulärer: Der Eisbach und die Fußballwiesen des Englischen Gartens, rechts grüßt der Monopteros, links spitzt der Chinesische Turm zwischen den Bäumen hindurch. Und am Ende kommt, was kommen muss: Ein See – der Kleinhesseloher – und ein Biergarten. Wem's zu viel des Hochglanz-Reiseführer-Idylls wird: Weiter nach Norden wird der Englische Garten mit jedem Meter ein wenig relaxter.

© Grünspitz

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Alte Stadtträume: Von Obergiesing zum Flaucher

Ein Kontrastprogramm zum München der Reichen und Distinguierten ist der Süden der Stadt. Entlang der Tegernseer Landstraße ist München noch ein echtes Dorf – oder zumindest eine Kleinstadt. Noch weiter Richtung Süden floriert das Ungentrifizierte: Der improvisierte Stadtgarten Grünspitz (vor wenigen Jahren noch Autostellplatz für den Gebrauchtwagenhandel), der älteste McDonald's Deutschlands... Und vor allem das Grünwalder Stadion – der Ort, an dem die Fußballzeit stehen geblieben ist. Entlang der Candidstraße bröckelt am Stadion und der brachialen Straßenkonstruktion der Beton – ein Hauch Stadtplanungsträume der 60er-Jahre ist hier noch zu spüren. Noch besser: Es geht schön mit Highspeed bergab. Hinter dem Candidplatz fehlen nur noch ein paar hundert Meter hindernisfreie Radwegstrecke, bis die Isar auftaucht... Hinter dem Fluss zweimal links abgebogen, tut sich der Flaucher auf. Der ist nicht nur das Grillparadies an der Isar, sondern auch buchstäblich eine sehr grüne Insel. Samt Biergarten. Und (im Süden) eines der idyllischsten Plätzchen am Isarkanal.

Westpark Brücke
© Nina Vogl

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Plötzlich diese Übersicht: Vom Westpark zur Hackerbrücke

Es muss ja nicht immer die Isar sein. Es lassen sich auch andere schöne Ort erradeln. Der Westpark zum Beispiel, der kleine Bruder des Olympiaparks, mit Wasser, geschwungenen Landschaften und fein hergerichteten Radwegen. Das Tolle: Vom Ostende des Parks lässt es sich perfekt weiterfahren. Über Radbrücken ins teils Architekturpreis-gekrönte Neubauviertel (man könnte drüber streiten) und schließlich in den Bavariapark. An der großen Wiese vorbei gibt es die retrofuturistische Kongresshalle oder die Bavaria zu begutachten... Weiter fährt es sich am besten bergab auf die Theresienwiese. Münchens größte Freifläche – abseits der Wiesnzeit – einerseits ein echter Radlhighway. Andererseits lässt es sich hier nachts sogar Sterndl schauen. Oder auf Stromkästen sitzen und auf Bavaria und St.-Pauls-Kirche schauen. Weiter nach Norden ist es nur ein kurzer Abstecher durch die ruhigen Teile des Bahnhofsviertel (ja, gibt's!) bis zur Hackerbrücke. Da ist die Straße zwar eng, dafür folgt die nächste tolle Aussicht auf Gleise und Frauenkirche.

Alte Utting
© Nina Vogl

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(Sub-)kultur-Hopping: Von der Alten Utting zum Gärtnerplatz

Die Grenze zwischen Untersendling und Ludwigsvorstadt ist eine Stelle, an der in München so einiges zu passieren scheint: Am Großmarkt schlagen sich die Kühllaster den kalten Magen voll, aus der Gruam wummern die Bässe – und auf der Bahnbrücke über die Lagerhausstraße wartet die Alte Utting auf Schiffsabenteuer in der großen Stadt. Von hier kann man aber auch perfekt ins Münchner Nachtleben starten: Ab der Isartalstraße führt ein Radweg nach Norden, vorbei am ruhigen Wasser des Isarkanals, dann mit Blick auf den Fluss – und mit nur einer kleinen Ampelpause am Isar-Notre-Dame alias St. Maximilian vorbei bis zum Reichenbach-Kiosk. Von hier lässt sich's dann locker ins Glockenbach radeln – zum Beispiel die Reichenbachstraße entlang zum Gärtnerplatz. Der ist noch immer ein guter Platz für ein Getränk im norditalienischen Flair.

© Nina Vogl

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Flucht nach Norden: Von der Münchner Freiheit zum Isarstauwehr

Biegt man richtig ab, findet man im Münchner Norden richtig schöne Orte: Zum Beispiel weiter an der Münchner Freiheit hinein ins alte Schwabing. Abseits der voll-gentrifizierten Imbissmeile der Feilitzschstraße sieht man noch einiges davon. Und begegnet trotzdem kaum Autos. Ein kurzer Schlenker nach Süden und dann kann eine Art Wasser-Hopping-Tour beginnen. Erst der Kleinhesseloher See, dann über das Bächlein mit dem netten Namen Oberstjägermeisterbach... Schließlich nach Norden, immer straight und entspannt am Eisbach und der Isar entlang. (Nicht nur) für Neu- und Kurzzeit-Münchner:innen ist der Oberföhringer Isar-Stauwehr ein gutes Ziel: Sieht nicht nur im Sommerlicht gut aus, sondern bietet am Isarufer auch Schatten und leichtes Freibad-Flair. Wer später in den Süden oder Osten muss, kann auch super die Mauerkircher- oder Pienzenauerstraße auf der anderen Isarseite zurückfahren – nicht spektakulär schön, aber eine gute Strecke, um zügig und ohne Ampelstress voran zu kommen.

Abendsonne Sundowner
© Nina Vogl

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Grachtenradeln in München: Vom Olympiapark zum Schloss Nymphenburg

An Kanälen entlang zu radeln, ist vor allem eine holländisch-belgische Kulturerrungenschaft, aber sie lässt sich auch in München üben! Die geeignete Sonderroute beginnt im Olympiapark. Immer entlang des Olympiasees nämlich, mit Blick auf das Amphitheater Theatron, die famosen Dachkonstruktionen aus dem Jahr 1972 und das Olympiastadion. Und dann – nur nicht irritieren lassen – immer weiter geradeaus. Hier wird der Olympiasee zum Nymphenburg-Biedersteiner-Kanal und die Wege langsam kleiner. Einzige Aufgabe: Nur nicht den Weg an der Dantestraße auf die andere Seite des Kanals verpassen. Dann ist es auch schon nicht mehr weit bis zum Nymphenburger Schlosskanal. Der bietet eine bemerkenswerte Sichtachse. Und weist auch schon den Pfad in den Schlosspark, in dem es sich auch sehr gediegen picknicken lässt. Zum Beispiel.

Fahrrad Radeln Radltour
© Unsplash | Robin Popa

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Neue Freiräume erkunden: Vom Giesinger Bräu zu den Unterhachinger Parks

Ehrlich wahr: Auch der Süden der Stadt hat seine Liebenswürdigkeiten – lange vor den Seen und Bergen. Ein guter Ausgangspunkt ist das Giesinger Bräu. Gegenüber grüßt an der Kreuzung der letzte Bauernhof Giesings – aufgegeben erst im Jahr 1954. Nach Osten kommt erst das alte, dann das authentische neue Giesing, als modernes Arbeiterviertel. Bald wird's aber ruhig und grün: Der Friedhof am Perlacher Forst, der fast schon ländliche Fasangarten und am Ende – nach einer kurzen Fahrt durch den Wald – Unterhaching. Einen Rad-Abstecher lohnt auch das Viertel um die Cincinnattistraße. Hier wohnten nach dem zweiten Weltkrieg US-Soldaten – und haben sich ein bescheidenes Idyll aus kleinen Häuschen erbaut. Unterhaching heißt euch mit Wohnburgen willkommen. Aber links, auf der anderen Seite der Gleise, warten zwei kleine Parks: Der Campeonpark mit seiner ungewöhnlichen Heidelandschaft und Wasserflächen und südlich der Sportpark. Dort gibt es, auf der anderen Seite des Stadions, in dem die SpVgg Unterhaching Profifußball spielt, auch einen Biergarten. Oder ihr fahrt gleich weiter zum Landschaftspark Hachinger Tal, der um einen alten Flugplatz gebaut wurde – oder eben Tempelhofer Feld, wie es auf Vorort-Münchnerisch heißt.

Luitpoldpark Mein Lieblingsort Aussicht
© Purista Merk

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Mit Stil und Blick: Vom Luitpoldpark zum Königsplatz

Wunderschön rumsitzen: Das kann man an Münchens Plätzen gut. Diese kleine Tour verbindet ein paar der schönsten Rumsitzplätze. Packt euch ein paar Bier ein. Für den passenden Start müsst ihr euer Rad allerdings erstmal auf den Luitpoldhügel wuchten. Die Arbeit lohnt sich aber: Für den vollen Blick vom Kriegsschutthügel über die (Kirch-)Türme Münchens nämlich. Los geht's dann bergab, einen Linksschlenker und immer weiter mittig durch den Park. Ab der Clemensstraße folgen die netteren Teile Schwabings. Und dann geht's Schlag auf Schlag: Am Alten Nordfriedhof vorbei – längst aufgelassen und eher verwunschener Park als Ruhestätte – und auf der anderen Seite weiter in die mit prallem Studentenleben gefüllte Barer Straße immer Richtung Süden. Die Alte Pinakothek (zwischen Picknicker*innen und Frisbee-Spieler*innen) oder gegenüber des Schienenbus Minna Thiel taugen genauso für eine Pause, wie der stolze, trambahnumfahrene Obelisk am Karolinenplatz. Aber der Klassiker ist der Königsplatz: Auf den Stufen sitzen und schauen – unter anderem auf den Strom der Radfahrer*innen, die hier vorbeifahren und abends die Lichter im Rhythmus der Bodenwellen flackern lassen – das gehört zu den größeren München Späßen.

© Julia Sturm

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Ein Bach zur Abkühlung: Von Untergiesing zum Muffatwerk

Untergiesing! Definitiv unterbewertet. Hier plätschert an den Kleinstraßen am Fuß des Giesinger Bergs der Auer Mühlbach entlang – und die Häuser sehen auch noch nach Dorf aus. Wer sich am Bachlauf orientiert, kommt zwar überhaupt nicht schnell, aber sehr entspannt Richtung Norden. Und lernt ganz neue Ecken von München kennen - manchmal sogar auf dem Steg direkt über dem Wasser (und ohne den Schlenker den Nockherberg hinauf, den Google einzeichnet). Am Ende geht an der Einmündung der Lilien- in die Rosenheimer Straße buchstäblich die Großstadt am Horizont auf. Ein kurzer Sprint über die Straße reicht dann auch schon, um zum Muffatwerk und seinem Biergarten zu kommen. Oder einfach weiter nördlich in die Maximiliananlagen zu fahren. Noch so ein schöner, etwas weniger bekannter Park in München.

Park
© Unsplash | Yan Ots

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Das einfache München: Vom KVR zum Südpark

Jede Münchnerin, jeder Münchner kennt das KVR und war vermutlich schon mal öfter als nur einmal hier. Wer Verwaltungsdinge zu erledigen hat, zieht hier eine Nummer und sitzt so einige Minuten im Warteraum. Wenn es danach einen Trip ins Grüne und eine Erinnerung an die versteckten Seiten Münchens braucht, dann nichts wie los vom wenig beachtete Idyll Untersendling zum Südpark. Zuerst durch die ruhigen Altbaustraßen und am ur-grünen Südbad vorbei. Dann heißt's geschickt schlängeln oder auch einfach nur dem Grün und dem Orientierungssinn nach: Durch den etwas skurrilen Sendlinger Park – gefühlt eine Wiese im Autobahnkreuz – und dann durch Obersendling, halb Altbauviertel, halb Gewerbegebiet, mit einem Sahnehäubchen 80ies-Wohnbau - und immer noch weit weg von Nobel-München. Das Ziel ist der Südpark: Mal richtig "Park" und nicht (Englischer-, Hof-) Garten. Nichts Hippes und nichts Über-Pittoreskes. Haben wir öfters wieder nötig.

Titelbild: © Unsplash | Markus Spiske

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