Für Verbundenheit und gegen Antisemitismus: Die 37. Jüdischen Kulturtage in München
Eigentlich sind die Jüdischen Kulturtage so ein kleines Highlight, das jedes Jahr im Münchner Kulturherbst stattfinden. Doch in diesem Jahr schauen wir nochmal mit einem intensiveren Blick drauf und erkennen die erschreckende Relevanz, die in den Veranstaltung und Ausstellungen steckt.
Von 14. November bis 13. Dezember geben die Jüdischen Kulturtage bereits zum 37. Mal Einblick in die jüdische Kultur und Traditionen und stehen im Zeichen der Verbundenheit und Toleranz sowie gegen Rassismus und Antisemitismus. Informativ, spannend und künstlerisch erfahrt ihr viel Historisches und Wissenswertes über die jüdische Gesellschaft, aber auch über Antisemitismus, der auch in Deutschland weiterhin präsent ist.
Ausstellungen und Lesung
Mit der Ausstellung "Zeichnen gegen das Vergessen" geht es bereits einen Tag früher, am 13. November, los. Im Hubert-Burda-Saal am St. Jakobsplatz ist die Werkreihe von Manfred Bockelmann zu sehen. Die zeigt Kinder-Portraits und erinnert somit an die 1,5 Millionen Kinder, die NS-Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Die Besucher*innen schauen in die mit Kohle gezeichneten Augen und Gesichter der Kinder. Sie berühren so sehr, weil sie das Leben zeigen. "Um diese Kinder hat niemand geweint und es wäre wunderbar, wenn man das jetzt nachholen könnte", sagt der Künstler und zeichnet damit gegen das Vergessen. Um diese Werke zu ehren, hat Regisseurin Bärbel Jacks einen Film dazu gemacht, der im Rahmen der Ausstellung zu sehen sein wird.
Adolf Eichmann war einer der berüchtigtsten Täter des Holocaust. Als SS-Obersturmbannführer war er somit mitverantwortlich für die Verfolgung, Vertreibung und Deportation von Jüdinnen und Juden und die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen. 1960 wurde er vom israelischen Geheimdienst in Argentinien aufgespürt, entführt und nach Israel gebracht. Dort wurde Eichmann zum Tode verurteilt. Damit war der Eichmann-Prozess das erste Strafverfahren gegen einen Holocaust-Täter. Davon berichtet die Ausstellung "Operation Finale: Die Ergreifung und der Prozess von Adlolf Eichmann", die erstmals in Deutschland gezeigt wird – von 25. November 2023 bis 30. April 2024 im Staatlichen Ägyptischen Museum.
Vom "Schtetl" geht's nach Budapest, von dort weiter nach Wien und Israel. Die Reise, die von Erwin Javors erzählt wird, ist eine Zeitreise, eine Liebeserklärung und eine jüdische Odyssee. Davon handelt sein Buch "Ich bin ein Zebra", das eine bewegende Familiengeschichte zeigt und trotzdem nicht auf Humor und Selbstironie verzichtet. Am 05. Dezember liest der österreichische Schauspieler und Kabarettist Heinz Marecek im Luitpold Lap daraus vor.
Konzerte
Für eine Reise durch die jüdische Geschichte braucht es Musik. Und so begibt sich das Orchester Noya, mit Sänger Rafael Mirila, am 29. November im Gasteig HP8 in die Welt der jüdischen Melodien. Die Schirmherrschaft hat übrigens Oberbürgermeister Dieter Reiter inne. Jüdische Klänge des Broadways gibt es außerdem von den jungen Pianistinnen Franziska und Melanie Oberreiter zu hören.
Gemeinsam mit den Klezmer Angels wird am 05. Dezember die fünfte Chanukka-Kerze entzündet. Pianistin Inna Surzhenko und die Sängerinnen Svea Zhidetskaya und Margarita Hayer präsentieren eigen Songs und Musical-Evergreens von jüdischen Komponisten – ebenfalls im Gasteig HP8. Dazu gibt es Channuka-Spezialitäten, um die Tradition dieses Feiertags den Münchner*innen vorzustellen und ein Zeichen für das Miteinander zu setzen. Bei "Klezmer" handelt es sich um instrumentale Festmusik, die bei religiösen Feierlichkeiten gespielt wird.
Vielleicht ist die eine oder andere Veranstaltung dabei, die euer Interesse geweckt hat – um nicht nur mehr über die jüdische Gesellschaft zu lernen, sondern um sich auch den Umgang mit Antisemitismus nochmal bewusster zu werden.